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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gewisse Sitten und Gebräuche innerhalb des Tower, die auf mittelalterliche Zeiten zurückgehen. – Dazu gehört auch die Ausgabe einer Losung für die Nacht – diese Losung muß ich wissen.«
    Sie lächelte ihn an.
    »Und wer soll mir nach Ihrer Meinung diese Information geben?« fragte sie sarkastisch.
    »Der Oberst!« sagte er. »Sie werden um sieben Uhr in Abendtoilette im Tower sein.«
    »Und um sieben Uhr fünf Minuten werde ich wieder verschwinden! Sie kennen Lady Cynthia nicht!«
    »Wenn Sie zur Wohnung des Obersten kommen«, fuhr er fort, ohne sich durch ihre Bemerkung stören zu lassen, »werden Sie sich selbst bei dem Diener melden, den Sie wahrscheinlich kennen, und er wird Sie bei dem Oberst melden – «
    »Bei Lady Cynthia«, unterbrach ihn Diana.
    »Bei dem Oberst«, sagte Tiger kühl. »Lady Cynthia wird nicht anwesend sein. Sie wird eine Stunde vorher weggerufen, um jemand zu besuchen. Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie werden Lady Cynthia Ruislip nicht im Tower treffen. Aber der Oberst ist da, und er wird erstaunt, vielleicht auch ein wenig verwirrt sein, Sie zu sehen. Sie werden ihm sagen, daß Sie jemand telefonisch zum Diner eingeladen hätte – Ihrer Meinung nach sei es Lady Cynthia gewesen. Er wird verwundert sein. Sie geben vor, daß Sie deswegen eine sehr wichtige Einladung versäumen mußten. Was kann er anderes tun, als Sie bitten, zum Diner zu bleiben und mit ihm zu speisen? Wie Sie das Paßwort aus ihm herausbringen« – er zuckte die Achseln –, »das muß ich allerdings Ihnen überlassen. Um zehn Uhr werden Sie ihn bitten, Sie nach Hause zu bringen. Er wird Kavalier sein und mitkommen, besonders da Lady Cynthia um diese Zeit anruft, daß sie nicht vor Mitternacht zurückkehren wird.«
    »Sie sind so sicher, daß sich alles so ereignen wird«, sagte sie.
    »Ich bin deswegen so sicher, weil ich selbst dafür sorgen werde, daß alles so vor sich geht«, sagte Mr. Trayne. »Ich denke, daß die Losung eines der vier Worte: Newport, Cardiff, Monmouth oder Bristol ist. Prägen Sie sich diese Namen gut ein. Wenn Sie aus dem Tower herauskommen, wird sich Ihnen ein Zeitungsjunge nähern, und Sie werden sagen >nein<, wenn es das erste ist. >Danke, nein<, wenn es das zweite ist und so weiter. Und wenn der Oberst Sie nach Hause begleitet hat, was dann? Halten Sie ihn solange wie möglich auf, und wenn er Sie verläßt, gehen Sie zu Bett und träumen Sie« – er streckte seine Hand aus- »von irgend etwas Schönem.«
    Sie trat zum Fenster und blickte stirnrunzelnd auf die Straße hinunter. Ihr Herz schlug schneller bei dem Gedanken, daß sie dieses Abenteuer nun wirklich wagen sollte. Zum erstenmal erschien ihr die Summe von fünfzigtausend Pfund nicht mehr so ungeheuer groß. Sollte sie sich noch zurückziehen? Um Graham sorgte sie sich nicht, er bedeutete ihr nichts. Ob im Gefängnis oder nicht, er war nur eine Verpflichtung und eine Last. Sie war gespannt, ob er sich scheiden lassen würde, wenn – leider würde er ihr keinen Grund geben, die Klage einzureichen.
    »Es gefällt mir nicht sehr – «, begann sie endlich und wandte sich um.
    Das Zimmer war leer. Tiger Trayne hatte den richtigen Augenblick gewählt, sie zu verlassen.

12
    Fünfzigtausend Pfund! Sie versuchte, sich für den Plan zu begeistern. Kishlastan war sehr großzügig gewesen, aber er hatte sich auch immer ungeduldig gezeigt. Er war ein Mann ohne Ausdauer, und da er nun eine andere und viel entsetzlichere Rache an dem Volk nehmen wollte, das ihn demütigte, würde ihre Einnahmequelle bald versiegen.
    Ob die Tat recht oder unrecht war, störte Diana nicht. Sie interessierte sich hauptsächlich dafür, wieviel Sicherheit und wieviel Gefahr sie bot. Sie hatte eine dunkle, nebelhafte Vorstellung von dem Verbrechen, das man Hochverrat nannte und auf das sehr hohe Strafen standen. Und doch – ihre Rolle war so klein, und Trayne würde sie – getreu seinen Grundsätzen so sorgsam schützen, daß Entdeckung selbst im schlimmsten Fall unmöglich schien.
    Über eines war sie sich klar. Sie wollte das Buch, in dem Graham nächtlicherweise las, weder sehen noch mit Einzelheiten des Planes bekannt werden.
    Dick Hallowell – welche unbekannte Rolle war ihm zugedacht? Der Versuch sollte in der Nacht stattfinden, in der er die Wache hatte, und sie fühlte beinahe ein teuflisches Vergnügen, daß auch er in die Sache verwickelt würde. Dick mußte wütend sein, wenn ihm jemals ihr kleines Gespräch mit dem Oberst zu Ohren kam. Auf

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