063 - Im Labyrinth des Ghuls
und Nummern an den Türen.
Alles wies
darauf hin, daß er sich in einer Anstalt befand. Nun war jeder Zweifel
beseitigt.
An der
Gangbiegung vorn standen ein kleiner dreibeiniger Tisch und zwei gepolsterte
Stühle. Eine Art Vorraum dehnte sich aus. Links eine große Fensterfront mit
Blick auf eine mit Blumen geschmückte Terrasse und dahinter ein ausgedehnter
Park. Draußen war es diesig und neblig. Richtiges Tageslicht herrschte nicht.
Rechts drei
Türen. Eine trug ein Schild mit der Aufschrift Apotheke, die andere war als
Schwesternraum gekennzeichnet. Die Tür zum dritten Zimmer war angelehnt. Noch
ehe Larry das Schild neben dem Rahmen gesehen hatte, wußte er, daß er durch
Zufall Flowfields Büro gefunden hatte.
Larry sah die
Gestalt des drahtigen Mannes gegen den Schreibtisch gelehnt stehen. Flowfield
telefonierte.
Im gleichen
Augenblick vernahm X-RAY-3 Schritte vom anderen Ende
des Ganges. An der Art der Schritte glaubte er zu erkennen, daß es sich um eine
Frau handelte. Eine Krankenschwester?
Larry ließ es
gar nicht erst darauf ankommen.
Vorsichtig
drückte er die Bürotür auf. Der Nervenarzt drehte ihm den Rücken zu und merkte
nichts von seinem heimlich eintretenden Besucher. Er war so in das Gespräch
versunken, daß ihm nicht mal bewußt wurde, wie die Tür leise ins Schloß klappte
und Larry sogar in weiser Voraussicht den Schlüssel umdrehte. Erst als
Flowfield auflegte und seinen Kopf wandte, sah er, daß er nicht mehr allein in
seinem Büro war.
Der Arzt
wurde bleich.
»Was wollen
Sie hier ?« Mit einer nervösen Bewegung rückte
Flowfield die Brille zurecht.
Larry kam auf
ihn zu. Flowfield war ein wendiger Bursche. Blitzschnell riß er die oberste
Schublade an seinem Schreibtisch auf und griff hinein.
Doch er
unterschätzte Larry Brent ganz offensichtlich. X-RAY-3 war noch wendiger,
drückte Flowfields Arm herunter, noch ehe er den metallisch schimmernden
Gegenstand aus der Schublade ziehen konnte.
Schnell nahm
Larry Brent die Waffe an sich.
»Sie wissen
aus eigener Erfahrung, daß man nie voraussagen kann, wie ein Verrückter
reagieren wird .«
»Sie sind
nicht verrückt. Das wissen Sie genau !«
»Danke! Das
beruhigt mich ungemein. Ich bin also trotz Ihres besseren Wissens über meinen
Gesundheitszustand hier abgeliefert worden .«
Flowfield biß
die Zähne zusammen. »Karnhoff hätte Sie sofort unschädlich machen sollen.
Er wollte es
sogar noch tun, aber ich habe ihn davon abgehalten. Es war ein Fehler. Nur ein
toter Zeuge ist wirklich stumm! Ich aber wollte gern einiges von Ihnen
erfahren. Leider konnte ich das nicht sofort machen. Karnhoffs Verhalten war
für mich Grund genug, mich erst um ihn zu kümmern. Ich ließ Ihnen sofort ein
Schlafmittel injizieren in der Hoffnung, mich nach Ihrem Aufwachen intensiver
um Sie kümmern zu können. Aber auch das wurde vereitelt. Karnhoff hatte ein
Ferngespräch aus Rom angemeldet. Ich sah also bloß nach Ihnen und ordnete
erneut eine Injektion an. Wie ich sehe, ist es Ihnen gelungen, den beiden
Pflegern zu entwischen .«
Schritte
erklangen.
Es wurde
sacht an die Tür geklopft.
Larry war
sofort neben Flowfield. »Seien Sie freundlich, aber bestimmt, Doktorchen«,
zischte er. »Kein Besuch, wenn ich bitten darf! Sie sind gerade in einem
wichtigen Gespräch !«
»Tony ?« fragte eine Frauenstimme draußen vor der Tür.
»Damit sind
Sie gemeint«, grinste Larry. »Tony heißen Sie also? Ein schöner Name. Er paßt nicht
ganz zu Ihnen .«
»Anthony«,
verbesserte Flowfield und sah aus, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen.
Er gab der
Schwester, die ihn zu sprechen wünschte, zu verstehen, daß er jetzt nicht
gestört werden wolle. In dem kleinen, aber inhaltsschweren Dialog, der sich
durch die verschlossene Tür entspann, stellte sich heraus, daß der Besuch rein
privater Natur war. Das schien Anthony Flowfield noch mehr zu ärgern. Aber er
konnte Schwester Brenda abwimmeln und auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten.
»Wo also
befinde ich mich ?« wollte Larry endgültig wissen.
»In einem
Privatsanatorium. Ich habe es erbaut und leite es. Es heißt Flowfields-Paradise .«
»Ein Name,
der sich gewaschen hat«, staunte Larry.
»Es ist eine
Anstalt für psychisch Kranke .«
»Und solche, die
es nicht sind. Und wo liegt dieses stille Örtchen ?«
X-RAY-3 kam
aus dem Staunen nicht heraus. Flowfields Sanatorium lag nur runde fünf Meilen
von der Südperipherie Londons entfernt. In einem gepflegten, abseits
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