0630 - Minotaurus aus der Hölle
lassen«, sagte der Butler. »Monsieur, ich kann mich selbst an nichts dergleichen erinnern, und vor meiner Zeit im Château dürften auch Dämonen noch nicht mit Computern gearbeitet haben. Das paßt sowieso nicht zu ihnen und… warten Sie mal. Was habe ich gerade gesagt? Dämonen und Computer? In beiden Fahrzeugen ist das Betriebssystem der Kommunikation und Datenverarbeitung zusammengebrochen? Beide Fahrzeuge waren in der magischen Falle. Aus beiden sind Menschen verschwunden… das ist vielleicht doch etwas, womit ich arbeiten kann! Wir hatten mal einen Fall, in dem Computer eine Rolle spielten. Da ging es um ein Spiel, das sich wie ein Virus über die bestehenden Programme schrieb, und in dem seltsamerweise der Professor verschwand… Das ist es, Monsieur Lafitte! Sie sind genial!«
»Ich?« staunte Pascal. »Wieso ich? Da sind doch Sie drauf gekommen, und…«
»Aber nur durch Ihre Unterstützung! Danke! Ich gehe das sofort durch. Bleiben Sie in der Nähe des aktuellen Telefons?«
»Das aktuelle Telefon…« Lafitte lachte auf. »Nein, es bleibt nicht aktuell. Ich bin in einer Viertelstunde bei mir zu Hause erreichbar.«
»All right. Ich unterrichte Sie dort. Vielleicht werde ich auch Ihre weitere Hilfe benötigen. Aber ich danke Ihnen für den vielleicht entscheidenden Hinweis.«
Dann existierte die Telefonverbindung nicht mehr.
Lafitte schüttelte den Kopf.
Entscheidender Hinweis?
Ihm war doch nur etwas aufgefallen! So weit wie William hatte er selbst gar nicht gedacht.
Aber vielleicht war’s das wirklich. Computer!
Computer und Dämonen!
Dämonen und Computer? Unglaublich…
Aber nur, weil ês ungewöhnlich war. Die alten Zeiten gingen dahin. Warum sollten nicht auch Dämonen neue Wege beschreiten?
Sie hatten sich den Menschen und deren Möglichkeiten doch schon immer angepaßt!
Plötzlich war Lafitte, selbst von Computern begeistert, höchst gespannt, was wirklich gespielt wurde!
***
Nicole sah, wie Eva sich nach oben auf die Mauer schwang und dann aufrichtete.
Im nächsten Moment hörte sie den gellenden Schrei des Para-Mädchens.
Sie sah einen gewaltigen Schatten heranstürmen.
Für wenige Augenblicke registrierte sie ein ungeheuerliches Wesen, das sich oben auf der Mauer bewegte. Zu schnell, um genau erkennbar zu werden.
Es packte Eva und riß sie mit sich fort.
Evas Schrei verstummte.
Atemlos vor Entsetzen starrte Nicole nach oben.
Dort war alles still.
Das Monster war verschwunden.
Eva auch.
Zurück blieb Nicole, die sich Vorwürfe machte, Eva in den Tod gedrängt zu haben!
***
Stygia blieb überrascht stehen. Der Anblick war zu unglaublich.
An einem anderen Ende der Ebene hatte sie Zamorra entdeckt, der jetzt endlich auch in der Falle steckte.
Aber das war es nicht, was sie verblüffte.
Sondern die Kletterpartien.
Da Stygia nur den ›Grundriß‹ des Labyrinths sehen konnte, nicht die Mauern selbst, die für sie nicht existierten, war es erstaunlich, zu beobachten, wie Menschen an unsichtbaren Wänden emporkletterten. Hier die Frauen, dort Zamorra.
Bei Zamorra schien der Assimilierungsprozeß wesentlich schneller stattgefunden zu haben als bei seiner Gefährtin und deren Begleiterin. Lag es daran, daß in seinem Fall nur eine Person ins Labyrinth geholt worden war, statt zweien?
Aber sie kam nicht dazu, darüber nachzudenken; vermutlich war es ohnehin besser, Calderone danach zu fragen. Immerhin war er es, auf dessen Idee dies alles zurückging. Er war mit dem Vorschlag gekommen, Magie und Elektronik miteinander zu verbinden. Er mußte wissen, wie alles zusammenhing.
Und wenn er es nicht wußte, war's auch egal.
Stygia bestaunte noch die Kletterkünste der Menschen, während sie den Minotaurus sah, der gewissermaßen durch die Luft heranturnte. Mit weiten Sprüngen überbrückte er die einzelnen Gänge des Labyrinths. Für Stygia schwebte er dabei völlig frei in der Luft.
Es war ein bizarrer Anblick, diese Wesen so ›schweben‹ zu sehen. Das blonde Mädchen, den Minotaurus und Zamorra.
Genau in dem Moment, in welchem Zamorra sich an einer anderen Stelle auf die Mauerkrone des Labyrinths wälzte, erreichte das Ungeheuer die Blonde, die sich gerade jetzt ebenfalls nach oben schwang.
Blitzschnell packte das Monster zu, bekam das Mädchen zu fassen und riß es im Weiterstürmen mit sich fort.
Ein gellender Schrei verhallte im Nichts.
Ah, so ungefähr hatte sich Stygia das vorgestellt!
In ihr tobte der Triumph.
Es funktionierte!
So wie der Minotaurus gerade
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