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0632 - Syndikat der toten Augen

0632 - Syndikat der toten Augen

Titel: 0632 - Syndikat der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zwei Trapezschaukeln, die sich gegenüberlagen, wie auch die blitzenden Metalleitern, an denen die Künstler hochkletterten. Sie standen noch in der Manege, schauten sich um, saugten den Beifall ein, bevor sie ihre Umhänge abstreiften und in den sehr knappen Trikots dastanden.
    Die weiblichen Artistinnen hatten sehr schlanke, durchtrainierte Körper. Bekleidet waren sie mit bestickten Tangas und kletterten mit geschmeidigen Bewegungen als erste die beiden verschiedenen Leitern hoch.
    Die Männer folgten ihnen, beobachtet von zahlreichen Besuchern. Auch Lady Sarah und Jane Collins schauten genau hin. Ihnen fiel dabei auf, dass der letzte Artist, der die rechte Leiter hochkletterte, langsamer war als die beiden vor ihm.
    »Merkst du was?«, fragte die Horror-Oma.
    »Ja. Einer scheint keine Lust zu haben.«
    »Stimmt.«
    Jane schaute Sarah an. »Gibt dir das zu denken?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht. Ich bin nach unserer Begegnung sehr misstrauisch geworden, wie du dir denken kannst. Irgendwas ist da falsch.«
    »Abwarten.«
    Die Musik drang weiterhin aus den Lautsprechern. Sie malträtierte so manches Gehör.
    Die Frauen hatten die beiden schmalen Plattformen erreicht, in deren Nähe die Trapeze hingen.
    Kein Artist arbeitete mehr ohne Netz, auch in dieser Halle war eines gespannt worden.
    Als die Musik verstummte, löste die Frau auf der linken Plattform das Trapez aus der Halterung und ließ es nach vorn schwingen. Sie wollte dessen Geschwindigkeit ausrechnen. Auf der gegenüberliegenden Seite geschah das Gleiche.
    Eine Frau und ein Mann standen zwei Männern und einer Frau gegenüber. Lady Sarah griff zu ihrem Opernglas, hob es an und drückte es sich vor ihre Augen.
    Sie regulierte noch die Schärfe, bis sie zufrieden war. Zuerst schaute sie nach rechts, wo nur das Paar stand.
    Wenig später wechselte sie die Blickrichtung, sodass sie auch die linke Plattform einsehen konnte, wo die Dreiergruppe stand. Zwei Männer, eine Frau.
    Lady Sarah schaute sehr lange. So lange, dass es Jane Collins schon auffiel.
    »Was hast du?«, fragte sie - und als Sarah sich nicht rührte. »He, sag etwas!«
    Die Horror-Oma ließ das Glas sinken. Ihre Gesichtshaut war totenbleich geworden. »Das - das gibt es nicht«, flüsterte sie.
    »Was gibt es nicht?«
    »Der dritte Mann dort oben - den - den kennen wir beide.«
    »Wer ist es denn?«
    Sarah Goldwyn hauchte die Antwort nur. Jane konnte sie trotzdem verstehen. »Bill Conolly…«
    ***
    »Nein!«
    Jane rief die Antwort so laut, dass andere Zuschauer aufmerksam wurden. »Das kann nicht sein.«
    »Doch, Jane, doch…«
    Die Detektivin nahm blitzschnell das Opernglas an sich, stellte die Schärfe für ihre Augen ein, schaute hindurch - und vergaß in den folgenden Sekunden das Atmen.
    Sarah Goldwyn hatte sich nicht getäuscht. Der dritte Mann auf dem Trapez sah nicht nur so aus wie Bill Conolly, er war es tatsächlich. Ja, das war Bill.
    In Zeitlupe ließ, die Detektivin das Glas sinken. Plötzlich erfasste sie Schwindel, und sie hatte den Eindruck, gleich aus dem Sitz fällen zu müssen.
    »Nun?«
    Wie aus weiter Ferne vernahm sie Sarah Goldwyns Stimme. »Ja«, flüsterte sie, »ja, das ist Bill. Sie sie haben ihn geholt. Der Zauberer hat nicht gelogen.«
    Sarah atmete scharf durch die Nase. »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht. Ich - ich habe keine Ahnung. Sollen wir aufstehen, hinrennen und…«
    »Dazu ist es leider zu spät, meine Liebe.« Lady Sarah deutete in die Höhe, wo ein zurückschwingendes Trapez aufgefangen und Bill Conolly zum Festhalten übergeben wurde. »Er wird mit dabei sein, Jane. Er wird es tatsächlich tun…«
    Jane Collins schloss die Augen. Sie fühlte sich in diesem Moment so schrecklich einsam und hilflos…
    ***
    Der Reporter wusste nicht, wie ihm geschehen war. In seiner Erinnerung gab es ein Loch.
    Er war zu Boden gegangen, irgendwann in einem Wagen erwacht, hatte diesen Leonidas flüstern und etwas erklären gehört, dann war der Faden bei ihm wieder gerissen.
    Beim zweiten Erwachen war er nicht mehr er selbst. Bill trug ein Kostüm, das nur aus einer sehr engen Hose bestand. Andere Männer - gleich gekleidet - standen in seiner Nähe, auch zwei Frauen, die ebenfalls wie Artistinnen aussahen und ihre Blößen nur knapp bedeckt hatten. Auf den Stofffetzen schimmerten kleine Pailletten und funkelten Perlen.
    Bill stellte fest, dass man ihn in diese Gruppe eingegliedert hatte. Die vier sahen aus wie

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