0635 - Das Grab der Sinclairs
damals ein Mörder gewesen, der im Kontakt mit der Hölle oder dem Teufel stand. Verdammt hart, mein Freund. Damit muß ich zunächst einmal fertig werden.«
»Das wirst du schon. Wichtig ist, daß wir ihn fangen.«
»Und ebenso wichtig ist, daß wir herausfinden, in welch einem Zusammenhang er mit den Menschen aus den Staaten steht, die gekommen sind, um ihre Toten zu begraben.«
»Genau.«
»Hast du dir darüber auch Gedanken gemacht?«
Suko grinste. »Ebenso wie du. Wir beide gehen doch irgendwie davon aus, daß diese Leute mit den Templern in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen.«
»Das schon.«
»Na also. Dann sollten wir unsere Nachforschungen darauf konzentrieren. Es hat auch keinen Sinn, weiter nach dem Killer zu suchen.«
Suko streckte mir die Hand entgegen. »Wetten, daß er uns heute noch über den Weg laufen wird?«
»Das will ich hoffen.«
»Es muß für dich ein komisches Gefühl sein, einem Menschen gegenüberzustehen, der eigentlich tot sein sollte. Tatsächlich aber als Untoter existiert und ein Killer ist.«
»Stimmt.«
»Ich bleibe in deiner Nähe.«
Mein Lächeln fiel kantig aus. Wortlos drehte ich mich und verließ den Weg.
Ein in tiefes Schweigen getauchter Campground empfing uns.
Niemand lauerte auf uns, es hielt sich auch keiner versteckt, wir konnten ohne weiteres wieder zu »unserem« Wagen zurückgehen, wo uns die Stille des Todes empfing.
Wer einen derartigen Beruf so lange ausgeübt hat wie wir, der merkt sehr genau, daß es Unterschiede zwischen den einzelnen Arten der Stille gibt.
So war es auch jetzt.
Unsichtbar lauerte der Tod in unsere Nähe. Er war als makabrer Gast von dem Menschen mitgebracht worden, der auf dem Boden hockte und sich nicht mehr rühren konnte.
Er saß in seinem Blut, der Körper war zusammengesunken und sah so aus, als würde er von dünnen Fäden gehalten. Zuvor hatten wir uns die Rückwand angesehen.
Die Schwertklinge hatte sie durchbohrt wie dünnes Papier. Zudem war die Waffe mit einer sehr starken Kraft gestoßen worden, Lintock hatte keine Chance gehabt.
»Nehmen wir ihn mit?«
Ich hob die Schultern. »Wohin, Suko? Wir müssen, wenn möglich, die Kollegen alarmieren…«
»Die es sicherlich in Kilmartin nicht geben wird. Ich bin sowieso auf den Ort gespannt, denn dort müssen wir die Amerikaner ja finden können, um ihnen die entsprechenden Fragen zu stellen.«
»Falls sie mit uns reden.«
»Weshalb nicht?«
Ich hob die Schultern. »Suko, ich verlasse mich mal wieder auf mein Gefühl, das nicht gut aussieht.«
»Wir werden sehen.«
In sehr bedrückter Stimmung, aber dennoch wachsam verließen wir den Campground und gingen zu unserem Wagen. Die Sonne hatte ihn im Innern aufgewärmt. Suko ließ durch die offenen Türen frische Luft hineinströmen und schaute, ebenso wie ich, noch einmal auf die glitzernde Fläche des Loch Awe zurück.
Es sah alles sehr friedlich aus. Auch die kleine Insel Innis Shields wirkte wie ein völlig normaler Buckel, der aus dem Wasser hervorschaute.
Auf dieser Insel befand sich das Sinclairsche Grab, ein Stück nicht von mir, aber von der Vergangenheit meines Namens, der auch in Schottland mit Blut geschrieben war. Da traf meine Familie ebenfalls keine Ausnahme, sosehr ich es mir auch gewünscht hätte.
Ich stieg ein und hämmerte die Wagentür zu. Das Steuer hatte ich Suko überlassen.
»Kilmartin«, sagte er nur.
»Plus Bill Conolly.«
Suko schnallte sich an. »Himmel, an Bill habe ich in der letzten Stunde nicht mehr gedacht.«
»Aber ich. Besonders später, als ich den Killer sah. Nehmen wir mal an, er hat Bill erwischt, das ist einfach grauenhaft. Dann ist unser Freund von einem Sinclair, der eigentlich in der Vergangenheit gelebt hat, umgebracht worden.«
»Bitte, John, denke nicht darüber nach.«
»Das muß ich aber. Es bleibt mir nichts anderes übrig. Darum drehen sich meine Gedanken immer wieder. Ich kann nicht anders. Tut mir wirklich leid.«
»Nun ja, okay, es ist nicht zu ändern.« Mein Freund schob den Schlüssel in das Zündschloß, drehte ihn kurz. Der Motor sprang sofort an, dann rollten wir los.
Da Suko sich auf das Fahren konzentrieren mußte, hielt ich die Augen besonders weit auf.
Natürlich suchte ich nach dem Untoten. Er hatte uns gesehen, wir waren Zeugen seiner Bluttat geworden und mußten damit rechnen, daß er auch uns auf seine Liste gesetzt hatte.
Er ließ sich nicht blicken. Wir rollten durch eine Natur, die äußerlich und auf den ersten Blick noch in
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