0635 - Das Grab der Sinclairs
Restaurant. Gehen Sie da hinein, dort können Sie auch fragen.«
»Schön. Und wo finden wir die Amerikaner? Wir hörten, daß sie gekommen sind, um Ihre Toten zu begraben.«
»Vielleicht.«
»Sind sie hier, oder nicht?«
»Ja, sie sind hier. Wir können nichts sagen, verstehen Sie doch! Das sind mächtige Männer. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Und wo halten sich die Leute auf?«
»Ich habe nicht nachgeforscht, Mister. Sie ziehen sich eigentlich immer zurück.«
»Danke.« Ich schaufelte das Wechselgeld ins Portemonnaie und verließ die Bude.
Suko lehnte am Wagen. Mein Freund empfing mich mit einem leichten Kopfschütteln, das alles bedeuten konnte. Die Erklärung folgte prompt. »Es hat nichts gebracht, John.«
»Doch.«
»Was denn?«
»Steig ein.«
Auf dem Weg in den Ort berichtete ich Suko von meinen Erfahrungen. »Mehr war wirklich nicht herauszubekommen.«
»Kann ich mir vorstellen.« Suko deutete nach rechts. »Jedenfalls werden wir bei den McCallums nachfragen.«
Das Restaurant war nicht zu übersehen, auch nicht die wenigen Fahrzeuge, die am Straßenrand parkten. Gegenüber sahen wir die Kirche. Dunkel und mächtig stand sie unter dem Schein der Sonne.
Von den Fahrzeugen der Amerikaner sahen wir nichts. Sie schienen sich, wie auch ihre Besitzer, in Luft aufgelöst zu haben.
Und doch waren sie da, auch irgendwo zu spüren. Es lag an der gesamten Atmosphäre, die uns umgab. Sie war eigentlich schlecht zu beschreiben. Drückend und abwartend, auch lauernd, als würde gleich etwas passieren.
Dabei geschah nichts. Ein Hund bellte in der Nähe.
Ich stieß die Tür der Gaststätte als erster auf. Aus der Helligkeit des Tages kamen wir in einen Raum, der zwar nicht dunkel war, mir aber so vorkam.
Deshalb erkannte ich die beiden Männer erst beim zweiten Hinsehen.
Sie hockten auf zwei Stühlen, schauten zur Tür und grinsten zynisch. So wie welche, die genau gewußt hatten, was bald eintreten würde.
Es waren Henderson und Field!
***
Nicht weit von der Eingangstür entfernt blieben wir stehen und hörten Fields höhnisch und gleichzeitig auch triumphierend klingende Stimme. »So also sieht man sich wieder!«
Ich gab keine Antwort. Auch Suko schwieg. Gemeinsam gingen wir vor, weg aus der Sonne, deren Licht in Streifen durch die Fenster fiel und den Boden bemalte.
Die beiden Männer hockten da wie Puppen oder wie die großen Sieger. Sie schienen zu wissen, daß sie gewonnen hatten, und sie kosteten es auch aus, denn ihre Blicke sprachen Bände.
Ich hielt mich mit einer Bemerkung zurück. Statt dessen durchsuchte ich den Raum nach anderen Personen, ohne jedoch welche entdecken zu können. Nicht einmal der Wirt war da.
Ich setzte mich auf einen Stuhl; Suko machte es sich auf der Tischkante bequem.
»Überrascht?« höhnte Henderson.
Ich schüttelte den Kopf. »Nur bestätigt. Sie haben so schnell reagiert, wie es zu Ihrem Job gehört.«
»Ach ja?«
»CIA!«
Sie schwiegen, hoben die Schultern und kamen mir irgendwie idiotisch vor, als würden wir uns in einer Filmszene aus den Fünfzigern befinden, wo man es den Männern oft ansah, ob sie zur guten oder zur bösen Seite gehörten. Damals war die CIA immer gut gewesen, das hatte sich im Laufe der Zeit geändert.
»Wissen Sie«, sagte Field, »wir sind Ihnen eigentlich noch etwas schuldig. Die Behandlung in Slanes Laden hat uns beiden überhaupt nicht gefallen.«
»Uns auch nicht.«
»Aber ihr spieltet die großen Macker, bis man euch und dem komischen Sir das Maul stopfte.«
»Wären wir dann hier?« fragte Suko.
»Das war euer Fehler. Offiziell ist der Job vorbei, schon lange vorbei. Von ganz oben, von eurer Eisernen Lady, kam die Anordnung, daß ihr euch rauszuhalten habt. Ihr habt nicht pariert. Ihr wolltet durch die Wand, da kann man sich den Kopf einrennen. Wenn ihr irgendwo im Loch Awe verschwindet, wird kein Hahn mehr nach zwei englischen Bullen krähen. Das steht fest.«
»Erstens leben wir noch«, erklärte ich, hatte Mühe, meine Stimme unter Kontrolle zu halten, weil in mir die Wut hochstieg, »und zweitens lassen wir uns von irgendwelchen CIA-Typen nicht einschüchtern. Wir leben nicht in den Staaten, wir haben einen Eid geleistet, worauf wir manchmal stolz sind. Besonders in Situationen wie diesen. Und wir lassen keinen Freund im Stich. Ich denke da an einen Mann namens Bill Conolly.«
»Kennen wir nicht.«
»Das nehmen wir Ihnen nicht ab.«
Henderson beugte sich vor. »Wie dem auch sei, Sie beide sind nicht nur einen,
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