0635 - Das Grab der Sinclairs
das hieß Bill Conolly.
Ich sprach Krooger darauf an.
Er nickte nur.
»Dann kennen Sie ihn?«
»Ja, wir sind ihm begegnet.«
»Und weiter?«
»Er hat sich nicht fügen wollen. Er war, ebenso wie Sie, Sinclair, unbelehrbar. Deshalb mußte er die Folgen tragen. Sein Pech.«
»Darf ich fragen, wie die aussahen?« Ich hatte Mühe, ein Zittern in der Stimme zu unterdrücken.
Trotzdem mußte Krooger etwas von meiner Spannung und Sorge mitbekommen haben, denn er begann zu lächeln. »Sicher dürfen Sie das, Sinclair. Wir haben Ihren Freund lebendig begraben…«
***
Wenn man von einer vollkommenen Stille sprechen konnte, Suko erlebte sie, nachdem er die Gaststätte verlassen hatte. Er war hinausgetreten in diese gleißende Welt aus Sonnenlicht, schimmernden Reflexen und scherenschnittartigen Gebilden eines Kiefernwaldes der jenseits des Ortes unter dem Sonnenlicht stand wie herausgeschnitten. Der Inspektor bedauerte es, seine Sonnenbrille im Wagen vergessen zu haben.
Ihn interessierte einzig und allein die gegenüberliegende alte Templerkirche. Ein wuchtiges Monument der alten Zeit, eine Erinnerung an die Romanik, wo gradlinig und nüchtern gebaut worden war.
Die Steine waren möglicherweise einmal hellgrau gewesen, so wie man die Gemäuer heute noch an den Küsten Englands fand, doch sie hatten all den Jahrhunderten Tribut zollen müssen, waren nachgedunkelt und mit einer Schicht aus Moos und klebrigem Blattwerk bedeckt, wo sich beides besonders auf die Westseite, die Regenseite, konzentrierte.
Den Friedhof mit den Grabsteinen konnte Suko nicht sehen, weil er jenseits der Kirche lag.
Bisher hatte er nur von ihm gehört. Er wußte, daß er eine tragende Rolle spielte. Dort wurden die Toten begraben, die man aus den Staaten nach Schottland geschafft hatte, aus Gründen, die Suko sich bisher nicht hatte vorstellen können.
Er setzte seinen Weg fort und kam sich wieder so ungewöhnlich allein vor. Menschen ließen sich nicht blicken. Sie mußten sich in ihren Häusern versteckt halten, wollten nur kein Risiko eingehen, denn sie kannten die Besucher.
Natürlich interessierte sich Suko auch für den Eingang der Kirche.
Er änderte die Richtung ein wenig, weil ihm schon aus der Distanz etwas an der Tür aufgefallen war.
Beim Näherkommen stellte er fest, was es gewesen war. Jemand hatte die Tür etwa in Brusthöhe beschädigt und einen harten, spitzen Gegenstand in das Holz gerammt.
Es sah Suko nach einer Schwertklinge aus. Es zuckte ihm in den Händen, die Tür aufzustoßen und die Kirche zu betreten, aber er wollte sich den Friedhof vornehmen, denn von ihm erhoffte er sich die meisten Aufschlüsse.
Nur die schwere Klinke drückte er nach unten. Die Tür war verschlossen, etwas anderes hatte Suko auch nicht angenommen, deshalb zeigte er keine Enttäuschung.
An der Westseite der Kirche führte er seinen Weg fort. Er lauschte dem Knirschen der Schritte, er sah die tanzenden Reflexe des Sonnenlichts, aber auch die Düsternis des Ortes, denn die Sonne stand jetzt genau hinter dem Kirchturm, der ihr einen Großteil ihrer Kraft nahm und den Schein nur an zwei Seiten vorbeistreichen ließ.
Er sah die Gräber!
Hochkant stehende Steine, aber auch auf dem Boden liegende, die von Gräsern überwuchert waren.
Alles war vorhanden. Sie sahen schlicht aus, waren verwittert, aufgerissen, halb zerstört, aber mit den Zeichen versehen, die auf ein Wirken der Templer hindeuteten.
Die Schwerter sagten ihm genug.
Mehrmals sah er sie, doch auch andere Symbole, die nicht unmittelbar mit den Templern zu tun hatten.
Der Hammer, der Zirkel und das Winkelmaß.
Symbole der Freimaurer!
Suko konnte erkennen, daß diese Gräber nicht so alt waren wie die der Templer, demnach mußten sie später hinzugekommen sein, und abermals wurde das Rätsel größer.
Templer plus Freimaurer? Welch einen Sinn ergab das?
Gehörten der Tempel und die Loge tatsächlich zusammen? Bisher hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, aber er wußte auch, daß es Menschen gab, die kaum eine Trennung zwischen beide Bünde zogen. Hier schien es sich zu bestätigen.
Im Schatten der Mauer blieb Suko stehen. Er suchte auf dem Grasboden nach Spuren, denn irgendwohin mußte John Sinclair schließlich geschafft worden sein.
Leider war nichts zu sehen. Und ebenfalls nichts von Bill Conolly, der den alten Kirchhof schon vor Suko betreten haben mußte.
Spuren entdeckte er schon. An vielen Stellen war das Gras plattgetreten worden. Suko erkannte genau, daß
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