0635 - Das Grab der Sinclairs
sich hier mehrere Personen aufgehalten hatten.
Logisch, denn die Amerikaner waren erschienen, um ihre Toten hier zu bestatten.
Wenn das tatsächlich stimmte, mußten frische Gräber zu sehen sein. Da Suko nichts dergleichen auffiel, ging er davon aus, daß die Toten in die alten Templergräber gelegt worden waren, wahrscheinlich deshalb, weil sie ebenfalls dazugehörten.
Templer und die CIA!
Die Verbindung und der Gedanke daran kamen Suko automatisch.
Sollten in den Staaten die Templer von der CIA unterwandert worden sein?
Das brachte einen völlig neuen Aspekt in den Fall, nicht von der Hand zu weisen, weil Henderson und Field ebenfalls in das Bild hineinpaßten.
Eine vergangene Macht und eine gegenwärtige hatten sich miteinander verbündet. Suko sah jetzt alles klar, als hätte man ihm einen Schleier von den Augen gerissen. Wehe dem, der zwischen die beiden Mächte geriet, er konnte sehr leicht von ihnen zerrieben werden.
So war es ihm ergangen, John ebenfalls und natürlich auch Bill Conolly. Das alles mußte dieser Gordon Slane gewußte haben, in dessen Besitz sich das Sinclair-Schwert befunden hatte. Nur war er den falschen Weg gegangen, er hätte sich direkt an den Geisterjäger wenden sollen und nicht an Bill.
Bisher hatte Suko kein fremdes Geräusch vernommen. Auch aus der Kirche war nichts gedrungen, denn die dicken Mauern hielten jeden Schall ab.
Um so überraschter war er, als er plötzlich das Geräusch eines fahrenden Wagens vernahm.
Eigentlich nichts Ungewöhnliches.
Autos gehörten zum Leben, nur hier in Kilmartin wirkte ein Auto wie ein Fremdkörper.
Wer kam?
Suko wollte es genau wissen und sich nicht erst überraschen lassen, wenn es zu spät war.
Die Geräusche nahmen zu. Der Wagen mußte von der Straße abgebogen sein und rollte nun auf die Kirche zu.
Ein langer, dunkler Schatten auf vier Rädern. Ein Mercedes, wenn Suko sich nicht täuschte.
Mit der Schnauze zur Kirchentür stoppte das Fahrzeug. Die Beifahrertür schwang auf.
Heraus stieg ein Mann.
Suko wollte seinen Augen nicht trauen, denn er kannte die Person.
Anstatt sie anzusprechen, zog er sich dichter an die Mauer zurück und hauchte: »Das kann doch nicht wahr sein…«
***
Sir James Powell fühlte sich mehr als unbehaglich, als er, zusammen mit den beiden Männern, den Fahrstuhl betrat und sich in die Höhe schießen ließ.
Neben ihm stand der Vertreter des Ministeriums, ein blasser Typ mit einem arroganten Gesichtsausdruck. Der andere gehörte zu den Spezialisten, die für die Regierung arbeiteten und so manche Schmutzarbeit annahmen, die es zu erledigen galt.
Man hatte ihm den nötigen Druck gegeben und ihn praktisch vor die Wahl gestellt.
Entweder ging er den Weg des geringsten Widerstands oder wurde in die Pension geschickt.
Sir James hatte sich für die erste Alternative entschieden, auch wenn sich ihm der Magen dabei umdrehte.
Er kam sich so etwas wie ein Verräter vor. Daß er sich nicht als hundertprozentiger Verräter fühlte, lag an John Sinclair und Suko, von denen er hoffte, daß sie mittlerweile einiges geleistet hatten.
Die Männer sprachen nicht. Sie stiegen zusammen mit ihm aus und gingen zur Wohnung des Geisterjägers, die natürlich verschlossen war. Sie zu öffnen war eine Aufgabe des Spezialisten.
Es dauerte nicht einmal eine Minute, da konnten sie eintreten. Der Typ vom Ministerium verzog die Mundwinkel, die Einrichtung gefiel ihm wohl nicht.
»Wo ist er?«
»Wahrscheinlich dort.« Sir James deutete auf den schmalen Schrank an der Wand.
»Verschlossen?«
»Bestimmt.«
»Öffnen Sie ihn!«
Der Spezialist war darauf geeicht, Anordnungen widerspruchslos zu befolgen. Und ein schmaler Schrank wie dieser bereitete ihm keinerlei Probleme.
Er knackte das Schloß.
Neben Sir James stieß der Blasse vom Ministerium schnaufend die Luft aus, für ihn war das Öffnen der letzten Tür zu einem kleinen Triumph geworden.
»Da ist es!« Sein Finger schnellte vor.
Sir James nickte. Er meinte genau den Gegenstand, auf den es allein ankam.
Der Dunkle Gral!
Das goldene Gefäß in der Form eines Kelchs stand auf einem schmalen Regalbrett. Die geheimnisvolle rote Kugel der Tanith lag in der Öffnung, in die sie genau hineinpaßte, und Sir James brauchte nur seine Hände auszustrecken, um den Gral an sich zu nehmen.
Er wußte natürlich, wieviel Mühe und Kämpfe es John Sinclair gekostet hatte, um an den Gral heranzukommen, der ihm gehörte, denn er war der Erbe, und jetzt sollte er ihm von seinem
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