Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0639 - So freundlich wie der Teufel

0639 - So freundlich wie der Teufel

Titel: 0639 - So freundlich wie der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
verschwanden. Eine hoch aufgerichtete Gestalt, die sich von niemandem hatte wegschieben lassen, auch nicht von den Kindern.
    Irgendwann war er dann gegangen. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und die langen Schattenbahnen über New York geworfen. Vernon wusste, dass die Familie in seiner Wohnung zusammensaß und dort trauerte. Da wollte er nicht hin. Er hatte bereits vorgesorgt und sich ein Zimmer in einer kleinen Pension südlich des Central Park genommen.
    Noch auf dem Friedhof und versteckt hinter der Leichenhalle zog er sich um. Die blaue Uniform verschwand im Koffer, die Zivilkleidung nahm er hervor und war danach ein anderer Mensch geworden.
    Achtundfünfzig Jahre zählte er.
    Vierzig hatte er bei der New Yorker Polizei verbracht. Er kannte sämtliche. Höhen und Tiefen. Ihm konnte niemand etwas vormachen, er wusste in der Szene Bescheid, war als Cop bei vielen beliebt und hatte sich dementsprechende Verbindungen aufbauen können, die er nun ausnutzen wollte.
    Nur eines zählte noch für ihn. Die Jagd nach seiner teuflischen Kollegin. Nach dem Killerweib, das mit Kugeln schoss, in die eine Teufelsfratze eingraviert war.
    Wer war diese Person?
    Mit der Beschreibung hatte er nichts anfangen können. Sie war einfach zu vage gewesen. Moses hatte es zwar gut gemeint, doch so sahen Tausende aus.
    Er musste einen anderen Weg gehen. Für ihn war die Teufelsfratze wichtig. Über sie kam er möglicherweise an die Person heran.
    Wie erwähnt, Vernon hatte die besten Beziehungen, war beurlaubt worden und hockte nun in der kleinen Pension, in der dieser ältere Schwarze mit dem ergrauten Haar unter all den anderen Gästen überhaupt nicht auffiel.
    Zur Pension gehörte eine Kneipe. Mehr ein Billardsaal und so gemütlich wie eine Zuchthauszelle.
    An den sechs großen Tischen hinten im Anbau spielten die Meister des Viertels ihre Runden aus, und es herrschte eigentlich immer Betrieb.
    Eine Seite des Saals war frei geblieben. Dort standen die schmalen Tische, die billigen Stühle, auf denen die Zuschauer hockten, falls sie nicht um die Tische herumstanden und den Spielern zuschauten.
    Vernon trank Wasser aus der Dose, die er sich von der Kellnerin hatte bringen lassen, einer rothaarigen Frau, die sämtliche Illusionen verloren hatte. Sie war dünn, wirkte abgehärmt, und die Falten in ihrem Gesicht sprachen Bände.
    »Noch eine?«, fragte sie, als Vernon mit dem Fingernagel gegen die Dose schnippte.
    »Gern.«
    »Auch was Hartes?«
    »Nein.«
    »Scheiß auch.« Sie nahm die leere Dose weg. »An dem Zeug kann man nichts verdienen.«
    »Davon wird man auch nicht betrunken und krakeelt nicht.«
    »Das ist nicht mein Bier.«
    »Kann ich mir denken.«
    Sie schlurfte davon. Ihre Schuhe waren ausgelatschte Kästen, aber bequem für diesen Job.
    Vernon schaute auf die Uhr. Sein Informant ließ sich verflucht viel Zeit. Er war schon eine Viertelstunde zu spät. Das ärgerte Vernon, weil er die Pünktlichkeit in Person war.
    Er trank das Wasser. Von den Tischen her hörte er wildes Geschrei. Einige Spieler tanzten und umarmten sich. Dann klackten Stöcke gegeneinander, als wollten die Männer fechten.
    Rauch trieb gegen die hellen Lampen, die eine zusätzliche Hitze abgaben.
    Sein Informant hieß Tyler, stammte von den Westindischen Inseln und war bei bestimmten Leuten bekannt als der große Organisator für Hahnenkämpfe, die offiziell verboten waren. Neuerdings gab es eine andere grausame Art von Kämpfen.
    An einsamen Strandabschnitten ließen die Zuhälter ihre Mastinos, die Kampfhunde, aufeinander los und wetteten. Diese Köter waren so schlimm, dass sie es so lange trieben, bis einer tot oder zumindest schwer verletzt war.
    Tyler sollte da auch mitverdienen, aber das hatte ihm niemand beweisen können. Und wegen der Hunde wollte Vernon den Mann auch nicht sprechen, der plötzlich den Saal betreten hatte und langsam auf den Tisch des farbigen Cops zuging.
    Tyler genoss seinen Auftritt. Zudem gehörte er in die Kategorie Menschen, die einfach auffielen.
    Breit, muskulös, glatzköpfig. Das rechte Ohr hing noch vollständig an seinem Kopf, das linke nur halb. Die Nase war mehrmals gebrochen und bestand nur aus einem Klumpen mit zwei Löchern. Er trug ein changierendes, türkisfarbenes Seidenhemd, natürlich weit aufgeknöpft, sodass seine behaarte Brust zu sehen war. Drei Ketten hingen um seinen Hals. Zwei aus bunten Perlen, die andere aus kleinen Totenköpfen. Die Hose aus Leder lag so eng an wie eine zweite Haut. Und seine

Weitere Kostenlose Bücher