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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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bieten lassen, weil hier ungewöhnliche Dinge passieren? Ich bin nicht rauschgiftsüchtig, zum Teufel. Ich bin Schauspieler, kein Spinner und kein Fixer.“
    „Vielleicht ist das die Wurzel des Übels.“
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Sie sind Schauspieler, Herr Thorn. Sie identifizieren sich mit Ihrer Rolle, leben sie teilweise, um es laienhaft auszudrücken. Vielleicht ist bei Ihnen durch die Identifikation mit der Rolle des Gilbert Signefeu eine Psychose entstanden, eine Form der Paranoia. Sie fühlen sich von dieser Figur verfolgt, die Sie darzustellen haben.“
    „Wollen Sie damit etwa sagen, ich sei verrückt? Diesen Spuk im Hotelflur in der vorletzten Nacht haben alle miterlebt, nicht nur ich. Auch Linda Scholz hörte Stimmen. Irgend etwas geht hier vor, Dr. Heydenreich.“
    Thorsten Thorn schwieg. Wenn er Dr. Heydenreich von dem Bauern berichtete, von dem schwefelgelben Sonnenaufgang und der blutigen Milch, dann würde der Arzt seine Annahme nur bestätigt sehen.
    „Ich weiß, was Sie jetzt denken, Dr. Heydenreich“, sagte Thorn kühl. „Ich nehme an, daß Sie nicht nur Mediziner sind, sondern auch Psychiater. Es gab Fälle von Paranoia bei Schauspielern, sogar bei sehr bekannten. Bei mir ist es anders, Dr. Heydenreich. So sehr identifiziere ich mich mit keiner Rolle. Sollte es jemals so weit kommen, dann werde ich diese Rolle abgeben, und wenn ich für den Rest meines Lebens durch Schadenersatzklagen wegen Kontraktbruchs ruiniert bin. Halten Sie besser Rücksprache mit den anderen Mitgliedern des Filmteams, ehe Sie ein vorschnelles Urteil fällen.“
    „Sind Sie bereit, einige leichte Tests mitzumachen, Herr Thorn?“
    „Nein, ich denke nicht daran. Ich will wieder an die Arbeit gehen. Schließlich bin ich Schauspieler, und da draußen wird gedreht, ein Film, in dem ich die Hauptrolle spiele. Beobachten Sie mich bei den Dreharbeiten, Dr. Heydenreich, dann werden Sie sich am ehesten ein Urteil bilden können, ob ich … ob mein Gehirn normal funktioniert oder nicht. Diese Arbeit verlangt ein Höchstmaß an Konzentration. Ein … ein Paranoiker könnte sie wohl kaum schaffen.“
    „Sie legen meine Worte falsch aus, Herr Thorn. Auf Grund dessen, was Sie mir sagten, stellte ich lediglich eine Hypothese auf. Das war ganz und gar keine Diagnose.“
    „Dann gibt es ja noch Hoffnung für mich“, meinte Thorsten Thorn spöttisch. „Es besteht also nur die Möglichkeit, daß ich falsch ticke, um es mit meinen Worten zu sagen?“
    „So könnte man es sagen.“ Dr. Heydenreich lachte gezwungen. „Sie werden heute nicht an den Dreharbeiten teilnehmen. Wir bleiben für den Rest des Tages zusammen. Wenn alles gut verläuft, wie ich annehme, können Sie morgen wieder an die Arbeit gehen. Heute nicht, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Die Centra-Film bezahlt mich, und ich bin es ihr schuldig, daß ich mich gründlich mit Ihnen befasse. Aber jetzt ist es Zeit zum Essen, Herr Thorn. Wir sehen uns dann im Speisesaal.“
    Als der Psychiater gegangen war, saß Thorsten Thorn nachdenklich auf seinem Bett. Das hätte er sich denken können, als er Schultz-Breitenberg von seinem unheimlichen Erlebnis erzählte.
    Es klopfte an der Tür. Auf Thorns‚ Herein’ kam Linda Scholz ins Zimmer. Sie trug das historische Gewand der Roxane, einen Traum aus blauer Atlasseide mit wallenden Rücken und tiefem Ausschnitt.
    Linda hauchte Thorn einen Kuß auf die Lippen.
    „Was vergräbst du dich bei dem schönen Wetter im Zimmer? Geh’ doch spazieren, geh schwimmen oder fahr in die Stadt. Der Marktplatz soll wirklich sehr hübsch sein. Wir sehen uns gleich beim Essen. Ich ziehe rasch meine Jeans an.“
    Schon war sie wieder draußen. Thorsten Thorn erhob sich, trat ans Fenster und blickte hinaus. Er reckte und streckte sich. Bei dem strahlend schönen Wetter schienen ihm die Ängste und Zweifel der Nacht fern und ohne Belang.
    Plötzlich streifte ein kalter Hauch seinen Nacken. Er wirbelte herum. Nichts war da. Trotzdem hatte er das Gefühl, etwas starre ihn an, belauere ihn. Er spürte, daß er nicht allein war.
    Der kalte Schweiß brach ihm aus.
    „Laß die Finger von Roxane“, sagte eine dumpfe Stimme. „Sonst wirst du es mit dem Leben bezahlen.“
    Thorsten Thorn nahm seinen ganzen Mut zusammen und fragte: „Wer bist du und was willst du? Was habe ich dir getan?“
    „Weißt du nicht, wer ich bin? Du hast mich in meiner leiblichen Existenz gesehen, heute nacht. Roxane gehört mir. Rühr sie nie wieder

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