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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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an, sonst wirst du sterben.“
    Etwas streifte an Thorsten Thorn vorbei. Es war, als flimmere die Luft im offenen Fenster.
    Thorn stürzte ans Fenster, stemmte sich mit beiden Händen auf das Fensterbrett und schrie aus Leibeskräften: „Signefeu! Signefeu!“
    Gellendes Gelächter antwortete ihm.
     

     

Auf dem Balkon nebenan standen zwei junge Schauspielerinnen, brünett die eine, rothaarig die andere.
    „Was machen Sie denn, Thorsten?“ fragte die Rothaarige.
    Es kostete Thorn viel Willenskraft, sich wieder in die Gewalt zu bekommen.
    „Was soll ich schon machen?“ meinte er ein wenig gereizt. „Ich lerne meine Rolle.“
    Er trat zurück ins Zimmer, steckte sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an. Ich bin nicht verrückt, hämmerte er sich immer wieder ein, ich bin nicht verrückt. An wen sollte er sich wenden? Wer konnte ihm helfen?
    Plötzlich kam ihm eine Erleuchtung. Das geheimnisvolle Wesen beanspruchte Linda Scholz, die es als Roxane bezeichnete, für sich. Alle Attacken auf Thorn, von dem Fausthieb angefangen bis zu der Warnung vor wenigen Minuten, waren eine Reaktion auf Zärtlichkeiten, die Thorn und Linda ausgetauscht hatten.
    Er mußte herausfinden, was dahintersteckte. Der alte Pfarrer in der Stadt fiel Thorn ein. Der Drehbuchautor hatte in der Pfarrhauschronik gestöbert und von dem Pfarrer manches Interessante erfahren.
    Thorn zog ein frisches Hemd an, steckte Schlüssel und Autopapiere ein und ging in den Speisesaal.
    Während des Essens fühlte er sich wie ausgeschlossen. Die andern lachten, scherzten, sprachen über ihre Arbeit. Drei Einstellungen hatten sie am Vormittag abgedreht. Am Nachmittag sollten Außenaufnahmen auf Burg Falkenfels gedreht werden.
    Thorns Fehlen hatte den ursprünglichen Drehplan erheblich verändert. Thorn spürte, wie Dr. Heydenreichs und Schultz-Breitenbergs Blicke auf ihm ruhten. Der eine sah ihn forschend an, der andere besorgt.
    Nach dem Essen wartete Thorn nicht, bis die kurze Mittagspause der andern vorbei war. Er bot Dr. Heydenreich an, mit ihm in die Stadt zu fahren. Der Psychiater stimmte sofort zu.
    Wenige Minuten später saßen sie in Thorns hellrotem Wagen und fuhren los. Der asphaltierte, schmale Weg führte am Waldrand vorbei.
    Thorn sah fünf Autos und einen Ambulanzwagen am Straßenrand stehen. Er hielt, stieg aus. Eine Gruppe von Männern stand im Wald. Thorn erkannte den Polizeihauptmeister, der am Tag zuvor im Galgenwirtshaus mit ihm und dem Regisseur gesprochen hatte, als man den Toten abholte.
    Er trat zu den Männern. Dr. Heydenreich folgte ihm.
    Thorn sah einen Mann am Boden liegen. Zwei Sanitäter standen bei ihm. Zwei andere Männer, offensichtlich Ärzte, beugten sich über den am Boden Liegenden. Sie hatten sein Hemd geöffnet, untersuchten ihn.
    Man brauchte kein Arzt zu sein, um zu sehen, daß der Mann tot war. Die roten Strangulationsmale eines Stricks zogen sich um seinen Hals. Das Gesicht war‚ blaurot verfärbt, der Mund geöffnet. Einen Augenblick sah Thorn die schwärzliche Zunge im Mund, dann nahm ihm einer der Ärzte die Sicht.
    Am Boden lagen ein durchschnittener Strick und ein umgestürzter Plastikeimer.
    „Wer war der Mann?“ fragte Thorn den Polizeihauptmeister.
    „Der Irre, der mehrfach hier in der Gegend gesehen wurde“, antwortete dieser. „Der Förster hat ihn vor einer Dreiviertelstunde gefunden.“
    Einer der beiden Ärzte trat zu der Gruppe.
    „Einwandfrei Tod durch Strangulation“, sagte er. „Er warf den Strick über den Ast der Eiche, befestigte das Ende an der Wurzel dort. Dann stellte er sich auf den umgestülpten Eimer, legte sich die Schlinge um den Hals und trat den Eimer weg. Exitus. Ich sehe ihn mir in der Anatomie noch einmal genauer an, aber ich glaube nicht, daß ich etwas feststellen kann.“
    Die beiden Sanitäter legten den Selbstmörder auf die Bahre, breiteten ein weißes Laken über ihn und trugen ihn zum Ambulanzwagen. Die anderen Männer gingen zu ihren Autos. Auch Thorn und Dr. Heydenreich fuhren los.
    Der Psychiater stellte Thorn einige Fragen über den Toten, aber Thorn antwortete ausweichend. Wozu dem Psychiater von dem Mann erzählen, der in panischem Entsetzen vor etwas Unheimlichem, Unsichtbarem geflohen war. Der Schrei, den Thorn in jener Nacht gehört hatte, hallte ihm noch in den Ohren.
    „Signefeuuuu!“
    Kurze Zeit später erreichen Thorsten Thorn und der Psychiater die Stadt. Enge, verwinkelte Gäßchen führten zum Marktplatz, der noch genauso aussah wie im 16.

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