064 - Die Orgie der Teufel
entfernt hockte Laurence Wytton niedergeschlagen auf dem Boden.
„Tut mir leid, Claire, daß ich Sie nicht erkannt habe", sagte er bedauernd. „Aber diese Teufel verstehen sich darauf, Menschengestalt anzunehmen. Ich kann mir nicht helfen... Obwohl ich weiß, daß dies alles nur ein Traum sein kann, stehe ich ganz erbärmliche Todesängste aus."
Claire Douglas hatte Mitleid mit diesem zitternden Nervenbündel. Aber sie durfte ihn nicht in dem Glauben lassen, dies sei alles nur ein Traum, aus dem er wieder erwachen konnte.
„Laurence, was wir hier erleben, ist grausame Wirklichkeit", erklärte sie. „Diese Sirenen und Faunen sind keine Trugbilder, sondern lebende Wesen. Dämonen!"
„Nein, nein, mein Verstand weigert sich, das zu glauben!" schrie Wytton verzweifelt und hielt sich die Ohren zu.
Claire wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte. Als sie sich umblickte, stellte sie fest, daß sich die Teufel in den Nebel zurückgezogen hatten.
„Wie sind Sie hergekommen, Laurence?" fragte Claire. Sie hatte das Bedürfnis, zu ihm zu gehen, wagte es aber nicht, weil sie sich an die Warnung der Sirene erinnerte.
„Jakob hat mich hergeführt", antwortete Laurence Wytton nach einer Pause auf ihre Frage. „Er hat gesagt... Dieses Schwein hat mich hergelockt! Er sagte, daß die anderen bereits auf mich warten würden."
„Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, Laurence", sagte Claire. „Jack muß ja nicht gewußt haben, was Sie hier erwartet. Vielleicht haben die Teufel auch ihn genarrt."
Laurence Wytton zuckte resigniert die Schultern.
„Was macht das schon." Er blickte auf und sah Claire an. „Was soll mit uns geschehen, Claire? Haben Sie eine Ahnung? Oder - nein, sagen Sie es mir nicht, auch wenn Sie es wissen."
„Ich weiß es nicht", antwortete sie. „Aber ich glaube, daß uns im Augenblick noch keine Gefahr droht. Uns passiert solange nichts, bis auch die anderen hier eingetroffen sind."
„Sie meinen, man will uns alle hier zusammentreiben? Wie Tiere, die als Schlachtopfer vorgesehen sind?"
Claire gab nur eine ausweichende Antwort.
„Wenn sich auch Dorian Hunter hier einfindet, dann erhöhen sich unsere Chance gewaltig. Ich habe gesehen, wie er mit Dämonen umspringt. Er kennt sicher einen Ausweg. Ich vertraue ihm."
Claire hatte sich vorgenommen, Wytton in ein Gespräch zu verwickeln, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Doch dann erklang am Fuß des Hügels eine bekannte Stimme.
„Claire! Laurence! Also hat Jakob doch die Wahrheit gesagt!" rief Herbert Ohm erfreut und stieg zu ihnen herauf.
Er hatte noch keine drei Schritte getan, als die Luft plötzlich von wildem Geschrei erfüllt war. Claire sah noch, daß sich aus dem Nebel flatternde Schemen schälten, und barg den Kopf in die Hände, um nicht mit ansehen zu müssen, wie die Sirenen und fliegenden Faunen den Neuankömmling traktierten.
„Wen haben Sie denn erwartet, Dorian?" fragte Olivaro, der ehemalige Fürst der Finsternis, argwöhnisch.
„Sie am allerwenigsten, Olivaro", erwiderte Dorian. Er versuchte, an nichts zu denken, um sich nicht durch seine Gedanken zu verraten. „Soweit ich in Erfahrung gebracht habe, hat Hekate dies alles ausgeheckt. Und Sie dürften auf die Hexe nicht gerade gut zu sprechen sein, Olivaro. Sie gehörte nicht gerade zu jenen Dämonen, die zu Ihnen gehalten haben, als Sie Fürst der Finsternis bleiben wollten."
„Wie recht Sie haben, Dorian", erwiderte Olivaro. „Hekate war mein Feind. Aber Sie irren ganz gewaltig, wenn Sie glauben, daß ich ihr immer noch grolle. Ich habe erkannt, wo mein Platz ist. Und jetzt stehe ich über den Dingen. Wenn ich etwas bedauere, dann nur, daß es mir nicht gegönnt war, Sie zu töten."
„Das können Sie immer noch nachholen, Olivaro", sagte Dorian. Er war sich der Gefährlichkeit seiner Worte vollauf bewußt. „In diesem Augenblick bin ich Ihnen schutzlos ausgeliefert. Warum nehmen Sie Ihre Chance nicht wahr?"
„Das Spiel mit dem Feuer reizt Sie wohl sehr? Aber mich können Sie nicht herausfordern." Olivaro gab sich ganz ruhig. Nichts zeigte an, daß er erregt war oder daß Dorians Worte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht hatten. Er hatte sich vorzüglich in der Gewalt. Emotionslos wie immer fuhr er fort: „Ich habe leider das Recht, Sie zu töten, an Hekate verloren. Und ich bin nicht mehr der Dämon, der anderen ihre Vorrechte streitig macht. Ich bin für Frieden innerhalb der Schwarzen Familie.
40Und es festigt unser Bündnis, wenn ich es akzeptiere,
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