064 - Friedhof der Ghouls
gefunden?« erkundigte sich Milestone.
»Leider nein«, antwortete ich, stieg aus und warf auch noch einen Blick in den Kofferraum. Pannendreieck, Feuerlöscher, Klappspaten, Abschleppseil, Kriechöl…
Enttäuscht schloß ich den Deckel. Manchmal überrollten mich die Ereignisse geradezu. Diesmal war es jedoch anders. Ich mußte dem Erfolg nachlaufen. Das war mühsam. Und ich wußte, daß ich schnell laufen mußte, wenn ich verhindern wollte, daß Russell Ayres die Höllenkraft erneut einsetzte.
Ich verabschiedete mich von Louis Milestone und kehrte zu meinem Rover zurück. Im Geist hakte ich den zweiten Namen auf meiner Liste ab. Wen sollte ich nun aufsuchen?
Mein Wagen stand in einer Straße, in der die Beleuchtung ausgefallen war. Ich warf einen flüchtigen Blick hinein und sah Boram wieder nicht.
Diesmal war er aber tatsächlich nicht da. War ihm irgend etwas aufgefallen, dem er sofort nachgehen mußte?
Ich richtete mich auf. Ein Geräusch drang an mein Ohr. Das konnte nicht der Nessel-Vampir sein. Der machte keine Geräusche. Meine Hand glitt sicherheitshalber ins Jackett, und dann drehte ich mich langsam um.
Dunkelheit gähnte mich an, aber in dieser Schwärze schien sich jemand zu befinden. Unwillkürlich dachte ich an Russell Ayres. Vielleicht wollte er sich seinen Wagen holen. Doch der war zur Zeit nicht fahrtüchtig.
Mein Mißtrauen wuchs.
Ich zog den Colt Diamondback und entfernte mich von meinem Rover. Meine Kopfhaut spannte sich. Was ich über Russell Ayres und seinen Alabasterteufel bisher erfahren hatte, sagte mir mit aller Deutlichkeit, daß ich diesen Gegner sehr ernst nehmen mußte. Mir war, als hätte ich Fieber. Ein dünner Schweißfilm legte sich auf meine Stirn. Nahm Ayres Einfluß auf meine Physis?
Meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und ich sah den Schattenriß einer Gestalt.
Jetzt bewegte sie sich wieder, und dann spürte ich plötzlich einen glühenden Stich im Hals. Ich faßte sofort danach und bekam etwas Weiches zwischen die Finger. Es war das hintere Ende eines Bolzens!
Ich riß das Ding heraus, so schnell ich konnte, denn mir war klar, daß seine Spitze vergiftet war. Aber ich war trotzdem nicht schnell genug. Mit dem nächsten Herzschlag erlosch mein Denken und Fühlen.
Ich hatte noch den Eindruck, in einen tiefen schwarzen Sack zu fallen, dann war es aus…
***
Tony Ballards Besuch hatte den Automechaniker neugierig gemacht. Obwohl der Detektiv sich im Autowrack gründlich umgesehen hatte, unterzog Louis Milestone das Fahrzeug einer noch gründlicheren Untersuchung.
Er griff auch unter die Sitze und hob die Gummifußmatten hoch, wobei er auf der Beifahrerseite fündig wurde. Schlüssel glänzten ihm entgegen. An ihrem Ring hing ein Kärtchen, und darauf stand eine Adresse.
Schlüssel zu einer Wohnung? Zu einem Haus?
Milestone wußte nicht, wie wichtig dieser Fund war. Er wußte aber, daß er ihn melden mußte. Entweder diesem Privatdetektiv oder der Polizei.
Selbstverständlich entschied er sich für die Polizei, denn das schien ihm der richtigere Weg zu sein. Er schob die Schlüssel in die Tasche seines Arbeitsmantels und kehrte in die Werkstatt zurück.
Auf dem Weg zum Büro flackerte das Licht, und einen Moment später ging es aus.
Louis Milestone griff nach dem Lichtschalter, in dessen Nähe er stehengeblieben war. »Nanu«, sagte er und drehte den Schalter mehrmals herum. »Verdammte Schweinerei! Ist das ein allgemeiner Stromausfall, oder hat es nur hier bei mir eine Sicherung durchgehauen?«
Er tastete sich an die Werkbank heran. Über dem Kasten für Kleinmaterial hing für Notfälle eine Stablampe. Diese holte er sich, und dann begab er sich zum Sicherungskasten.
Teufel, womit er sich herumschlagen mußte, seit er sich selbständig gemacht hatte. Früher hatte er eine ruhige Kugel geschoben. Heute mußte er sich um alles selbst kümmern. Ja, er verdiente mehr als damals, aber er trug auch das ganze Risiko allein. Und von einem Acht-Stunden-Tag konnte er nur noch träumen.
Er hatte eine Frau und zwei hübsche, anständige Töchter, die er viel zu selten sah. Ein Glück, daß die Töchter zu Hause wohnten, sonst wäre seine Frau daheim vor Langeweile gestorben.
Milestone öffnete den Sicherungskasten und schaute sich die Sicherungen genau an. Sie waren alle in Ordnung. Dennoch gab es keinen Strom.
Der Mechaniker hörte eine Tür jammern und zufallen.
Er zuckte zusammen. »Mr. Ballard?« fragte er. »Sind Sie das, Mr.
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