064 - Friedhof der Ghouls
lange nachzudenken. »Nein, Mr. Ballard, mir ist kein solches Versteck bekannt. Ich möchte nicht an Ihren Fähigkeiten zweifeln, denn Sie sehen aus, als hätten Sie nicht einmal vor der Hölle Angst, aber mit Russell Ayres werden Sie sich schwertun.«
»Wieso?«
»Er hat zu viele Möglichkeiten. Er ist reich; aber man wird ihn nicht über sein Geld fangen können, denn die schwarze Magie, der er sich zu bedienen weiß, wird ihm immer wieder eine Möglichkeit schaffen, an sein Geld zu kommen.«
»Haben Sie einen Tip für mich, wie ich mit Ayres fertigwerden kann, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen, Mr. Shuck?« wollte ich wissen.
»Tut mir leid«, antwortete der Parapsychologe. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie man Ayres und seinen Höllentalisman entschärfen könnte.«
Ich lächelte. »Nun, dann bleibt mir nur zu hoffen, daß mir zu gegebener Zeit etwas einfällt.«
»Ich drücke Ihnen die Daumen.«
»Das kann auf keinen Fall schaden.«
Bastard verabschiedete mich mit einem besonders lauten Krächzer. Es hatte den Anschein, daß er sich über mein Gehen freute. Auch die vielen schwarzen Katzen waren nicht traurig, weil ich ging. Nur Richard Shuck hätte nichts dagegen gehabt, wenn ich länger geblieben wäre, aber er war in dieser düsteren Grotte in der Minderheit.
Als ich zu meinem Wagen zurückkehrte, atmete ich mehrmals tief durch, denn hier draußen war die Luft besser als in Shucks Wohnung.
Ich warf einen Blick in den Rover, konnte Boram nicht entdecken. Hatte ihm das Warten zu lange gedauert? War er ausgestiegen?
Als ich den Wagenschlag öffnete, sah ich im Fußraum auf der Beifahrerseite Nessel-Dämpfe. Boram hatte sich dort unten verborgen, damit niemand ihn sah. Ich stieg ein und fuhr los.
Der weiße Vampir kam hoch und fragte, was ich bei Shuck erreicht hatte. Ich sagte es ihm und rief anschließend über das Autotelefon Vicky Bonney an, um sie ebenfalls zu informieren.
Von Lance Selby gab es nichts Neues zu berichten, und Mr. Silver und Cruv hatten sich noch nicht gemeldet.
Boram wollte wissen, wohin wir nun fuhren.
»Jetzt suchen wir Louis Milestones Autoreparaturwerkstatt auf«, sagte ich, und ich hoffte, dort einen Hinweis auf ein Versteck von Russell Ayres zu finden.
Als wir die Unfallstelle in der Newgate Street erreichten, fuhr ich langsamer. An Ort und Stelle konnte ich mir ein besseres Bild von den Geschehnissen machen. Ich würde verdammt auf der Hut sein müssen, wenn ich diesem gefährlichen Mann begegnete.
Zu der Werkstatt gehörte ein kleiner, zur Hälfte überdachter Hinterhof, und dort stand Ayres' Wagen.
Ich nahm auch diesmal Boram nicht mit.
Louis Milestone war allein, ein schlanker, sportlicher Mann mit spiegelnder Glatze, großen Nagetierzähnen und einer Nase, die wie ein Geierschnabel aussah. Ich zeigte ihm meine Detektivlizenz und fragte ihn, ob ich mir den Unfallwagen ansehen dürfe.
Wir befanden uns in einem kleinen Büro mit Glaswänden. Milestone rauchte mit schmutzigen Händen eine Zigarette.
»Das Fahrzeug steht im Hof«, sagte der Mechaniker.
»Haben Sie es sich bereits näher angesehen?« wollte ich wissen.
»Nun ja, wie man sich so 'n Wrack eben anschaut. Ist 'ne reine Gefälligkeit der Polizei gegenüber, daß ich den Wagen hier unterstellen ließ. Reparieren würde ich ihn erst, wenn ich weiß, wer die Kosten übernimmt.«
Er verließ mit mir das Büro. In der Werkstatt stand ein vom Rost ziemlich arg zerfressener Wagen auf der Hebebühne.
Louis Milestone wies auf das Fahrzeug. »Das typische Auto von Leuten, die nie einen Penny dafür ausgegeben hatten. Sie sind nur eingestiegen und gefahren. Und wenn ihnen die Karre dann unterm Hintern wegrostet, kommen sie zu mir, damit ich ein Wunder vollbringe. Aber leider kann ich nicht zaubern. Hier wär's wirklich nötig.«
Wir traten durch das Tor in den finsteren Hof.
Milestone wies auf Ayres' Wagen. In seinem Büro schlug das Telefon an. Er entschuldigte sich und kehrte um. Ich setzte mich in das Wrack, beugte mich zum Handschuhfach hinüber und öffnete es. Alles, was sich darin befand, holte ich heraus. Bedienungsanleitung, Serviceheft, Landkarten, eine Metallfolie, auf die man bei Kälte Schwerverletzte betten sollte…
Unter dem Handschuhfach befand sich eine Ablage. Auch dort kramte ich herum. Es gab Stofftaschen an den Türen. Ich sah mir ihren Inhalt an.
Nach kurzer Zeit kam ich zu der Ansicht, daß ich mir den Weg hätte sparen können, aber wer weiß das schon im voraus?
»Was
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