064 - Friedhof der Ghouls
Magie.
Der Polizist zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen. Seine Augen waren nicht länger blicklos. Er sah den Ex-Dämon erschrocken an. Mr. Silver nahm die Hände von Maggars' Schläfen. Er durfte nicht zuviel des Guten tun, sonst verwirrte sich der Geist des Mannes noch mehr.
Cruv stand schweigend daneben und beobachtete, was geschah. Mr. Silver sprach mit monotonen Worten. Er stellte sich auf die defekte Psyche des Polizisten ein und forderte ihn auf, über seine Empfindungen zu sprechen.
Es dauerte eine Weile, bis Maggars dazu imstande war. Der Ex-Dämon drängte ihn nicht, denn das wäre das Verkehrteste gewesen, was er tun konnte. Man mußte Maggars jetzt wie ein rohes Ei behandeln, sonst kippte sein Geist womöglich völlig hinüber und war nicht mehr zurückzuholen.
Obwohl ihnen die Zeit auf den Fingernägeln brannte, faßte sich der Hüne in Geduld. Er zeigte Verständnis für Maggars' schlimme Situation, denn er wußte, daß er ihm nur so helfen konnte.
Jordan Maggars fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er fing an, unzusammenhängende Wörter zu sprechen. Erst unverständlich, nur gebrabbelt, aber nach und nach deutlicher.
»Er ist auf dem richtigen Weg, sich zu erholen«, sagte Mr. Silver leise zu Cruv.
Der Gnom nickte. »Kommt mir auch so vor.«
Abermals forderte der Ex-Dämon den Beamten auf, ihm zu sagen, was er im Moment empfand.
»Angst…«, flüsterte Maggars, und mit furchtsamem Blick schaute er sich in dem nüchternen Baum um.
»Hier brauchen Sie keine Angst zu haben«, sagte Mr. Silver. »Hier sind Sie in Sicherheit.«
»Schmerzen…«, stöhnte Jordan Maggars.
»Wo?« wollte der Ex-Dämon wissen.
»Hier…« Der Polizist wies auf seinen Kopf.
»Das wird bald vorbei sein«, sagte Mr. Silver. Er führte den Mann behutsam an jenes Ereignis heran, das ihn beinahe um den Verstand gebracht hatte. Da war eine Sperre in Maggars. Er hatte große Angst, sie zu öffnen. Um keinen Preis wollte er sich an das schreckliche Ereignis erinnern, aber Mr. Silver holte es nach und nach aus ihm heraus. Zunächst nur bruchstückhaft, aber diese Puzzleteilchen fügte der Ex-Dämon geschickt zu einem Bild zusammen, das immer klarer erkennbar wurde.
Manches erwähnte Jordan Maggars, ohne es zu wollen, ohne daß es ihm bewußt wurde, und alles, was er aussprach, half ihm, das Schreckliche zu bewältigen.
Bald wußten Cruv und Mr. Silver in allen Einzelheiten, was vorgefallen war, und mit Maggars ging es aufwärts. Zwar noch schleppend, aber doch. Die Gefahr, daß er in geistiger Umnachtung weiterleben mußte, war gebannt.
Mr. Silver holte Bruce Kirby herein. Er erklärte ihm, daß Maggars zwar über den Berg wäre - wenn er auch noch nicht so aussehe -, daß der Mann sich aber in den nächsten 48 Stunden noch sehr schonen müsse.
»Soll ich ihn nach Hause bringen?« fragte Kirby.
»Ja, und es wäre gut für ihn, wenn er so viel wie möglich von diesen 48 Stunden schlafen würde.«
»Dafür wird sein Hausarzt sorgen«, sagte Bruce Kirby. Bewegt betrachtete er den Freund. »Ich bin froh, daß Sie ihm helfen konnten, Mr. Silver.«
Der Ex-Dämon wäre froher gewesen, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, jenen Mann unschädlich zu machen, der Maggars das angetan hatte.
Sie wußten nun, was Russell Ayres getan hatte, ihnen war aber immer noch nicht bekannt, wo Ayres zu finden war.
Als sie aus dem Revier traten, schnippte Cruv plötzlich mit dem Finger.
Der Ex-Dämon musterte den Kleinen. »Hattest du gerade einen Geistesblitz?«
»Wir befinden uns in Belgravia. Aus den Unterlagen geht hervor, daß hier Terri Culp, die ehemalige Freundin des Archäologen, einen Kosmetiksalon besitzt.«
Mr. Silver strahlte. »Knirps, du bist der Größte!«
Cruv grinste. »Das weiß ich schon lange.«
»Nun werde mal nicht unbescheiden.« Mr. Silver kratzte sich hinter dem Ohr. »Russell Ayres wird in Belgravia von einem Polizisten angehalten, weil er beim Abbiegen zu blinken vergaß. Das macht ihn so wütend, daß er Maggars mit Hilfe der Höllenmagie attackiert. Er ist auf dem Weg zu Terri Culp. Nach dem kleinen Zwischenfall fährt er weiter und begibt sich in den Kosmetiksalon. Kannst du mir verraten, was er dort will?«
»Seit dem Unfall weiß der MI 5, daß er wieder im Lande ist«, sagte Cruv. »Vielleicht will er für eine Weile zu Terri Culp ziehen und sehen, was passiert.«
»Winzling, du bist so clever, daß es kaum auszuhalten ist. Hast du dir vielleicht auch Terri Culps Privatadresse
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