064 - Friedhof der Ghouls
Mr. Silver reglos am Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Russell Ayres würde wiederkommen, das hatte Terri Culp gesagt.
Nun, Ayres würde in diesem Haus eine üble Überraschung vorfinden, dafür wollte der Ex-Dämon sorgen.
Als Terri nicht mehr weinte und nur noch ab und zu trocken schluchzte, wandte sich Mr. Silver vom Fenster ab. Jetzt erst fiel der Kosmetikerin ein, daß sie keine Ahnung hatte, wer ihre Lebensretter waren und wieso sie in ihr Haus gekommen waren. Der Ex-Dämon sagte es ihr, aber er verriet nicht gleich alles. Zum Beispiel erwähnte er nicht, daß er ein abtrünniger Dämon war. Terri Culp erfuhr von ihm zunächst nur das Wichtigste, und er servierte es ihr so, daß sie es ihm glauben konnte.
Dann ließ er sie reden, und es war ihr ein Herzensbedürfnis, Russell Ayres anzuklagen. Mit immer schriller werdender Stimme erzählte sie, was ihr dieser Teufel in Menschengestalt angetan hatte, und was er ihr noch antun wollte.
Der Ex-Dämon zog grimmig die Augenbrauen zusammen und nickte. »Das sieht ihm ähnlich. Ich bin sicher, er wollte, daß Sie von ihm ein Kind bekommen.«
»Ein Kind des Teufels«, preßte Terri Culp erschüttert hervor.
»Er hätte eine Schwangerschaftsunterbrechung zu verhindern gewußt und sein Kind, dieses Kind des Bösen, hätte bereits vor der Geburt von Ihnen Besitz ergriffen. Sie wären so wie Russell Ayres geworden.«
»Das… das wäre schrecklich gewesen«, stotterte die Kosmetikerin.
»Schrecklich, aber unabwendbar«, sagte der Ex-Dämon.
Terri schaute Mr. Silver und Cruv bewegt an. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen für Ihre Hilfe danken soll.«
»Oh, wir werden noch viel mehr für Sie tun«, sagte Mr. Silver. »Wir werden Sie von diesem Alpdruck, der sich Russell Ayres nennt, befreien.«
»Haben Sie vor, ihn zu töten?«
»Der Mann ist bereits verloren, seit er diesen Alabasterteufel an sich nahm. Seither ist er ein Streiter der Hölle, und mit denen machen wir wenig Federlesens«, sagte Mr. Silver hart.
»Das hört sich an, als hätte Russell keine Chance gegen Sie«, sagte Terri Culp. »Ich habe erlebt, gesehen und gespürt, wozu dieser Mann fähig ist, Mr. Silver. Deshalb muß ich Sie warnen. Russell ist viel gefährlicher, als Sie vermutlich annehmen.«
»Machen Sie sich meinetwegen keine Gedanken«, erwiderte der Ex-Dämon. »Ich weiß mich meiner Haut verdammt gut zu wehren. Diese Erfahrung wird Russell Ayres hoffentlich schon sehr bald machen.«
***
Ayres war da!
Lautlos hatte er das Haus betreten, nachdem er den silbergrauen Rolls Royce davor hatte stehen sehen. Der Wagen sagte ihm, daß Terri Culp Besuch hatte. Russell Ayres wollte wissen, wer das war. Anschließend würde er entscheiden, was zu tun war.
Terri war nicht mehr gefesselt und geknebelt, sondern frei!
Das machte ihn wütend, er wollte ihren Befreier mit grausamer Härte bestrafen.
Er stand in der Halle und lauschte. Die Schlafzimmertür war offen, und Ayres konnte gut verstehen, was im Obergeschoß gesprochen wurde. So erfuhr er viel Wissenswertes. Er hörte, daß sich zwei Männer bei Terri befanden. Der eine hieß Cruv, der andere Mr. Silver. Und er erfuhr, aus welchem Grund sie hierher gekommen waren.
Die Wut ließ sein Gesicht heftig zucken.
Er griff nach dem Alabasterteufel und wollte die Männer sogleich mit der Höllenkraft attackieren, aber dann hörte er, wie zuversichtlich und von sich eingenommen dieser Mr. Silver war, und das machte ihn stutzig. Was war dran an diesem übersteigerten Selbstwertgefühl? Befand sich dort oben zum ersten Mal ein Gegner, der ihm gewachsen, ja vielleicht sogar überlegen war?
Zornig stellte Russell Ayres fest, daß er einen Moment lang unsicher war. Wieso zweifelte er plötzlich an der Kraft des Alabasterteufels?
Dieser Mr. Silver unterschätzte ihn. Deshalb spuckte er so große Töne.
Der Archäologe fletschte die Zähne.
Ein Privatdetektiv namens Tony Ballard suchte ihn. Der MI 5 machte Jagd auf ihn. Mr. Silver und dieser Cruv beteiligten sich ebenfalls an der Jagd und hatten Terri Culp befreit.
»Na wartet!« sagte Ayres tonlos. »Euch werd' ich's zeigen! Euch allen!«
Er kehrte um, schlich zur Haustür und öffnete sie vorsichtig. Lautlos schlüpfte er hinaus und schloß die Tür behutsam.
Ein kalter Wind war aufgekommen und hatte den Nachthimmel klargefegt. Wie Diamanten auf mitternachtsblauem Samt funkelten die Sterne.
Der Archäologe stieg in seinen Leihwagen und löste die Handbremse. Da die Straße ein leichtes
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