0641 - Grabgesang
gemerkt, um sich jetzt rasch orientieren zu können.
Plötzlich zuckte er zusammen.
Zamorra sah, wie Zamorra und Nicole von Soldaten zum Kerker geführt wurden. Für die Dauer einiger Herzschläge erstarrte er vor Schreck; das hatte er nicht beabsichtigt; es hatte nicht geschehen sollen, daß er sich selbst begegnete. Aber sein anderes Ich, das aus der Vergangenheit, sah ihn ebensowenig wie Nicole.
Wäre es doch geschehen, hätte er bereits in diesem Augenblick eines jener gefürchteten Zeitparadoxa ausgelöst, weil er sich nicht daran erinnern konnte, vorhin während des Abtransports sein anderes Ich hier stehen gesehen zu haben.
Aber alles ging gut.
Scheinbar wirkte seine ›Unsichtbarkeit‹ auch auf ihn selbst. Oder er war in jenem Moment mit anderen Gedanken so befaßt gewesen, daß er seiner Umgebung keine Aufmerksamkeit schenkte - nein, korrigierte er sich sofort wieder, Er hatte sich sehr wohl sehr genau umgesehen, schon allein, um Fiuchtmöglichkeiten auszubaldowern.
Die anderen marschierten vorbei.
Zamorra wartete ab. Ein wenig Zeit mußte er ihnen nun lassen. Es waren vier Männer, von denen zwei in der Blockhütte, die als Gefängnis diente, zurückblieben. Die anderen kehrten um.
Zamorra fing sie ab.
Sie rechneten nicht damit, von einem Unsichtbaren abgefangen zu werden.
Zwei schnelle, exakt dosierte Handkantenschläge ließen die beiden Männer bewußtlos zusammensinken. Selbst im Augenblick der Berührung hatten sie ihn nicht mehr erkennen können, weil er ihnen direkt hinter der Außentür aufgelauert hatte.
Er zerrte sie eilig in Sichtschutz und entledigte sie ihrer Uniformen. Eine davon zog er selbst an. Die andere war für Nicole gedacht. Sie war zwar ein wenig zu groß und würde ihr um den Körper schlottern, aber für den Anfang reichte es sicher.
In der Uniform brauchte Zamorra nicht mehr sehr viel geistige Kraft darauf zu verschwenden, sich unsichtbar zu machen. Völlig ungetarnt ging er dorthin, wo ihre Pferde standen, um die sich bisher noch niemand gekümmert hatte, und führte sie zur Rückseite der Bretterhütte.
Inzwischen war drinnen genug Zeit vergangen.
Er trat ein.
Die beiden Wachen registrierten ihn nur aus den Augenwinkeln. Sie sahen eine Uniform und fühlten sich durch den Kameraden gestört, weil die hübsche Gefangene, die unter dem Hemd nichts trug und das mittlerweile abgelegt hatte, jetzt gerade damit begann, in aufreizender Manier an ihrer Hose zu hantieren.
So wurde Zamorra blitzschnell mit ihnen fertig.
Er nahm ihnen den Schlüsselring ab und öffnete die Gittertür. Dann warf er die Uniform ab, die er einfach über seine eigentliche Kleidung gezogen hatte, betrat die Zelle und kehrte mit Merlins Zeitring in seine Zeit zurück.
Das konnte er eben nur an jenem Ort, und er konnte auch nichts mitnehmen, was er nicht bei sich gehabt hatte, als er in die Vergangenheit ging.
Er war wieder an genau jenem Zeitpunkt angelangt, an dem er für ein paar Minuten in die Vergangenheit ausgewichen war.
Jetzt konnte er sich nur vorsichtig zurückhalten und unauffällig bleiben, während Nicole ihren Mini-Striptease begann und die volle Konzentration ihrer Bewacher beanspruchte.
Zamorra blieb weiter unsichtbar.
Bis er sich in Uniform auftauchen und die beiden Männer niederschlagen sah. Bis er sah, wie er selbst mit dem Zeitring wieder in die Ausgangszeit zurückkehrte.
Im nächsten Moment gab es nur noch einen Zamorra in der jetzt geöffneten Zelle.
»Auch, wenn ich es nur mit äußerstem Widerwillen sage«, grinste er: »Du kannst dich jetzt wieder anziehen, cherie. Ich hätte eigentlich warten sollen, bis du dich ganz ausgezogen hattest…«
»Gut, daß du es nicht getan hast«, sagte sie. »Allein die gierigen Blicke dieser beiden Gentlemen haben mir gereicht. Ich brauche 'ne Dusche oder ein Bad, um diese Schmiere wieder loszuwerden. Und ich muß zugeben, bisher war dein Plan genial. Ich habe nicht mal gemerkt, daß du weg warst.«
»Meine Pläne sind immer genial«, behauptete Zamorra. »Wir haben hier ein paar Uniformen auf Vorrat. Du solltest eine davon anziehen.« Er selbst war schon dabei, seine Tarnung wieder anzulegen.
Nicole folgte seinem Beispiel.
»Was jetzt?« fragte sie. »Wie kommen wir nun aus dem Fort raus?«
»Die Pferde stehen schon hinter dem Haus«, sagte er. »Aber mir kommt da gerade noch eine Idee. Ich brauche noch ein paar Minuten, ja?«
»Was hast du vor?«
»Eigentum sichern«, erklärte er.
Er nahm zwei Pistolen an sich, die die
Weitere Kostenlose Bücher