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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wagten sie sich aus Angst vor den Dämonen nie in die Dunkelheit, aber sie stießen bis in die Dämmerung vor und tauschten dort Nahrung gegen Schnee und Holz. Die Dämonen waren in der Dämmerung zu schwach, um anzugreifen, und der Handel half beiden Seiten.
    Der Rachefeldzug des Wesens hatte das alles beendet. Es vertrieb die Menschen, die durch seine Angriffe gezwungen wurden, sich immer weiter in die Wüste zurückzuziehen. Heute kamen nur noch wenige in die Dämmerung, um Handel zu treiben.
    Mittlerweile war es auch für das Wesen schwierig geworden, die Menschen noch zu erreichen. Aber wenn es das tat, sah es jedesmal mit Befriedigung, wie ihre Zahl abnahm.
    Bald schon würden die Dämonen frei sein.
    Und mit ihnen die Welt, die sich seit tausend Jahren nicht mehr drehte.
    Erschöpft landete das Wesen in den Ruinen, die sein Zuhause waren. Es faltete die großen Flügelhäute zusammen und setzte sich auf die Spitze eines schwindelerregend hohen Turms.
    Seine Augen starrten in die Dunkelheit.
    Warum nur, fragte es sich, kamen die Dämonen nicht, um ihm zu helfen?
    ***
    Die gleiche Frage stellte sich auch Loras, der Dämon. Etwas abseits des Lagers hatte er sich mit fünf Getreuen versammelt, um die veränderte Lage durchzusprechen.
    »Wir alle wissen, daß das Wesen wieder erwacht ist«, sagte er. Seine Krallen kratzten nervös über die Schneedecke. »Wir müssen etwas unternehmen!«
    Neben ihm rülpste jemand und warf einen abgenagten Tierknochen nach einem kleineren Dämon.
    »Es erwacht ständig, Loras«, sagte der saurierartige Dämon, der auf den Namen Korben hörte, gelangweilt. »Es erwacht, kämpft, verliert, schläft und erwacht wieder. Das wird sich niemals ändern.«
    Er kratzte sich am Bauch und begann mit den Klauen, kleine Figuren in den Schnee zu malen. Ein paar andere Dämonen lachten.
    Loras ballte die Hände zu Fäusten, bis seine Krallen in die Handflächen drangen.
    »Das kann sich ja auch nicht ändern, du hirnrissige, fette Mißgeburt, wenn wir nichts unternehmen«, zischte er wütend. »Wir werden mit jedem Jahr schwächer. Immer mehr von uns verlieren den Verstand. Wenn wir nicht bald handeln, werden wir in dieser Einöde zugrunde gehen.«
    Der Dämon begann zwischen den anderen auf und ab zu gehen, als sei er ein General, der mit seinem Stab eine Strategie durchsprechen wollte.
    Korben beobachtete ihn mißtrauisch. In ihm keimte der Verdacht, Loras könnte der nächste sein, der aus dem Raster geistig gesunder Dämonen herausfiel. Zumindest verhielt er sich in letzter Zeit sehr merkwürdig.
    »Was ist mit dem Menschen, der aufgetaucht ist?« fuhr Loras fort. »Macht ihr euch keine Gedanken über ihn?«
    »Doch«, entgegnete Korben zur allgemeinen Überraschung. »Ich denke viel über ihn nach.«
    Loras drehte sich zu ihm. »Und was genau sind deine Gedanken, Korben?«
    »Ob er wohl besser mit einer Pilzoder einer Wurzelsoße schmecken würde.«
    Mit dieser Bemerkung hatte Korben wieder die Lacher auf seiner Seite. Er lächelte. Es war einfach zu schön, Loras auf die Palme zu bringen.
    Doch dieses Mal war es der Dämon, der ihn überraschte. »Gar nicht mal schlecht, Korben«, sagte er. »Du überlegst also, ob du ihn töten solltest?«
    Der dicke Dämon wischte die Figur, die er in den Schnee gezeichnet hatte, weg und sah auf. »Wieso sagst du uns nicht einfach, was du über ihn denkst, Loras? Dann können wir die Sache vielleicht abkürzen und uns wieder mit interessanteren Dingen beschäftigen.«
    Auch das brachte den sonst so jähzornigen Dämon nicht aus der Ruhe. Er ließ sich auf den Hinterläufen im Schnee nieder und sah in die Runde.
    »Dieser Mensch«, sagte er langsam, »muß ein Unterhändler sein. Die Menschen haben ihn geschickt, weil das Erwachen des Wesens ihnen Angst macht. Sie werden auch immer weniger, so wie wir, und sie werden ihm nicht lange standhalten können. Also wenden sie sich an Prahil-Girad, weil sie einen Waffenstillstand wollen. Er hält das Wesen auf, sie kommen zurück zur Dämmerung und beginnen wieder, mit uns zu handeln.«
    »Wäre das denn schlecht, Loras? Der Handel hat uns auch genützt«, unterbrach ihn Korben.
    »Sei ruhig und laß mich ausreden«, entgegnete der Dämon wütend. »Wenn das Wesen verschwindet, haben wir keine Macht mehr, nichts, mit dem wir drohen können. Wir werden auf ewig in der Dunkelheit festsitzen. Aber wenn der Waffenstillstand scheitert, können wir gemeinsam mit dem Wesen angreifen und unsere Welt zurückerob

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