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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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hat mich die Kleidung angegriffen. Ihre weiße Magie war schwarz geworden, hatte nicht mehr beschützen, sondern töten wollen. Er schluckte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er den Dhyarra eingesetzt hätte…
    »Warum habt ihr die dunkle Seite nicht schon längst verlassen?« fragte er laut.
    Prahil-Girad breitete die Arme aus. »Nirgendwo anders gibt es unsere Magie. Du bist ein Mensch, du brauchst Luft, um zu leben. Wir sind magische Kreaturen, wir brauchen die Magie.«
    Zamorra verstand den Teufelskreis, in dem sich die Wesen befanden. Jede Faser ihres Körpers war magisch, aber wenn sie die Magie, die ihnen angeboren war, einsetzten, trugen sie zu ihrem eigenen Untergang bei. Er bewunderte die Kraft des alten Mannes, der so lange darauf verzichtet hatte. Und das sagte er ihm auch.
    Der Zentaur ging nachdenklich um den Tisch herum. »Ich habe seit tausend Jahren nicht mehr gezaubert, um nicht zu werden wie die da draußen. Aber jetzt sterben sie, und ich frage mich, ob meine Entscheidung nicht egoistisch war. Mit nur einem Funken meiner Kraft hätte ich ihr Dasein vielleicht verbessern können.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Du hast selbst gesagt, daß die Magie hier schwarz ist. Damit kannst du nichts verbessern.«
    Der alte Mann sah ihn ernst an. »Doch«, entgegnete er, »ich hätte sie töten können, als es ihnen noch gutging.«
    Der Dämonenjäger versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die Bemerkung schockierte. Statt dessen sagte er: »So spricht nur jemand, der keine Hoffnung hat.«
    »So spricht jemand, der anderen ein langes Leiden hätte ersparen können, es aber nicht tat«, entgegnete der Zentaur müde.
    »Aber warum hast du dann auf einen Unterhändler gewartet?« hakte Zamorra nach. »Du hast doch gehofft, daß sich etwas ändern würde, wenn er endlich käme?«
    Prahil-Girad lächelte. »Das habe ich wirklich. Ich möchte, daß du mit einem von uns zu dem Wesen im Turm gehst und es davon überzeugst, mit seinen sinnlosen Angriffen aufzuhören. Wenn ein Mensch und ein Dämon gemeinsam diese Bitte an es richten, wird es vielleicht zuhören.«
    »Und wenn es das nicht tut?« fragte Zamorra, obwohl er die Antwort bereits erahnte.
    »Dann wird es euch töten, und ich werde die anderen von ihrer Qual erlösen.«
    Tolle Alternative, dachte der Dämonenjäger sarkastisch.
    ***
    Tausend Jahre zuvor
    Die wütende Menge stürmte auf Prahil-Girad zu, der erstaunt zurückwich. Zwar hatte er die haßerfüllten Worte der Seherin gehört, aber er hatte trotzdem nicht angenommen, daß sie auf so fruchtbaren Boden fallen würden.
    »Bringt euch in Sicherheit«, rief er seinen Begleitern zu. Die hätten seine warnenden Worte allerdings nicht benötigt; sie waren schon von selbst auf die Idee gekommen, daß ein Rückzug im Moment die klügste Entscheidung war, und stürmten zu den Pferden und zur Kutsche.
    Der Zauberer selber beförderte sich mit einem Gedankenbefehl so hoch in die Luft, daß selbst die Wurfgeschosse des Mobs ihn nicht mehr erreichen konnten.
    »Wie könnt ihr es wagen, mich anzugreifen?« rief er von oben auf sie herab und verstärkte seine Stimme magisch zu einem nachhallenden Donnergrollen. »Was habe ich euch getan?«
    Die Menge wich zurück, unsicher, wie sie jetzt vorgehen sollten. Einige streckten frustriert ihre Stäbe und Mistgabeln in die Luft.
    »Was ist mit der Kuh, die mit zwei Köpfen geboren wird?« entgegnete ihm eine Frauenstimme.
    Der Meisterzauberer sah in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Anxim-Ha schwebte in gleicher Höhe zu ihm.
    Überrascht hob Prahil-Girad die Augenbrauen. Das war kein leichter Zauber. Er selbst hatte mehrere Monate gebraucht, um ihn so perfekt zu beherrschen, daß er nicht fürchten mußte, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren.
    »Ja, was ist damit?« schrie ein Farmer unter ihm.
    Der Zauberer ignorierte die Seherin und sprach den Mann direkt an. »Ist es deine Kuh, die zwei Köpfe hat?«
    »Ja, das ist doch ein Zeichen, daß eure Magie böse ist, oder?« schrie der Farmer zurück.
    »Geht es ihr gut?«
    Die Frage kam völlig unerwartet.
    Die Menge sah den Farmer an, der unter der plötzlichen Aufmerksamkeit merklich in sich zusammensank.
    »Eigentlich schon«, sagte er so leise, daß der Zauberer ihn beinahe nicht verstanden hätte.
    »Dann erfreue dich an ihr. Nicht jeder hat eine Kuh mit zwei Köpfen,« antwortete Prahil-Girad.
    Für einen Moment herrschte Stille. Dann begann die Menge zu lachen. Die

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