0645 - Das Teufels-Denkmal
die Szene.«
Branco ging an mir vorbei. Vor seinem toten Vater blieb er stehen. »Hat dieser Teufel auch ihn umgebracht?«, flüsterte er.
»Das ist mein Problem.«
Für eine Weile blieb Branco stehen, als müsste er über meine Worte noch nachdenken. Dann drehte er sich um. »Wenn es dein Problem ist, so ist es auch das unserige, nicht wahr?«
»Davon gehe ich aus.«
»Und wie…«
»Baphomet ist nicht allein gekommen«, erklärte ich. »Er hat nach einem Helfer gesucht und ihn auch gefunden. Der Mann stammt aus Leipzig, heißt Hoffmann und hat es geschafft, seinen eigenen Schatten von seinem Körper zu trennen.«
Mit dieser Antwort hatte ich den armen Branco fast um den Verstand gebracht. Er drehte sich langsam um. An seinem Gesicht erkannte ich, dass er mir nicht glauben wollte. »Du - du hast da etwas gesagt, dem ich nicht folgen kann…«
»Es tut mir Leid, Branco, aber das ist so. Baphomet steht nicht allein, und ich schätze seinen Helfer als ebenso gefährlich ein wie ihn selbst. Dieser Hoffmann und sein Schatten gehören zwar zusammen, sind aber trotzdem zwei selbstständige Wesen. Er kann ihn auf die Reise schicken, der Schatten wird sich um sein Opfer legen und es langsam töten. So hat er es auch bei deinem Vater getan…«
Branco nickte, sah allerdings so aus, als hätte er nichts verstanden. »Noch mal…«
»Nein, ich fahre fort. Wenn die vom Schatten Getöteten eine gewisse Zeit in ihrem Zustand verbracht haben, kehren sie wieder zurück. Diesmal als lebende Tote, als Zombies, als grauenhafte Wesen, die nur darauf aus sind, zu töten.«
»Wie mein Vater…«
»Ja, er ist leider das beste Beispiel dafür.« Ich hob die Schultern. »Und er ist nicht der Einzige gewesen.«
Branco stöhnte auf. Er legte seine Handflächen gegen die Wangen. Erst jetzt kam ihm die ganze Tragweite meiner Erklärung zu Bewusstsein. In seinen Blick stahl sich das Grauen. Er schüttelte sich, als wollte er das schlimme Gefühl loswerden. Dabei wusste er nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
»Jetzt weißt du Bescheid, Branco…«
»Ja, das weiß ich. Was ist mit deinen Freunden? Warum sind sie gegangen? Fürchten sie sich?«
»Nein, bestimmt nicht. Sie sind ebenso scharf darauf, den Teufel zu stoppen wie ich.«
»Dann seid ihr seinetwegen gekommen?«
»Richtig.«
»Mit dem Zug?«
»Genau. Die Notbremse wurde gezogen, und ich kenne jetzt den Grund. Baphomet hat sich diese Gegend aus bestimmten Motiven ausgesucht. Du hast von einem verfluchten Ort gesprochen, den es hier in der Nähe geben soll.«
»Den kleinen Hügel.«
»Genau, Branco. Ich möchte von dir wissen, was mit ihm los ist. Ihr kennt dieses Land und seine Geschichten. Was hat sich in dieser Gegend ereignet? Was erzählt man sich? Wenn ich das weiß, dann habe ich auch die Lösung.«
Branco kratzte über seine Stirn. Sein Blick war ins Leere gerichtet. Er hob die Schultern und gab mir eine Antwort, die mich überhaupt nicht befriedigte. »Da hättest du meinen Vater fragen müssen. Auf sein Geheiß hin haben wir diesen Platz angefahren. Er wollte es, er war dafür, und niemand widersprach dem Sippenführer.«
»Nannte er Gründe?«
»Kaum.«
»Dann sage mir die wenigen.«
Branco schaute gegen den Himmel, als gäbe es dort etwas zu entdecken. »Mit mir hat er darüber gesprochen. Er meinte, dass wir auf der Kippe stehen, in der Balance wären zwischen Sterben und Leben. Mein Vater hoffte, dass wir auf die Seite des Lebens fallen würden. Dabei kam er mir vor, als müsste er eine alte Schuld begleichen.«
»Die er auf sich geladen hat?«
»Nein, John, nicht er persönlich. Andere haben die Schuld auf sich geladen.«
»Aber was habt ihr damit zu tun?«
»Es gibt so etwas bei uns, das eigentlich nur wir richtig begreifen. Vielleicht kannst du es mit Sippenhaft umschreiben. Auch Zigeuner betreiben Ahnenforschung. Mein Vater war darin Spezialist. Er hat lange geforscht und festgestellt, dass unsere Vorfahren vor langer Zeit an diesem Platz gelagert haben und dort etwas entdeckten, was furchtbar böse war und die Sippe eigentlich nie mehr losließ. Es war eben der kleine Hügel, wo ein Teufel seinen Platz hatte. Er musste in einen meiner Vorfahren hineingelangt sein und ihn beeinflusst haben. Mein Vater konnte mit dieser Schande nicht leben. Er hat die Sippe wieder an diesen Ort geführt, um alles wieder zurechtzubiegen.«
»Was meinte er damit?«
»Er wollte sich dem Grauen stellen.«
»Allein?«
»Ja.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das
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