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0646 - Der Templer-Jäger

0646 - Der Templer-Jäger

Titel: 0646 - Der Templer-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gab kein Geschäft, das seine Tür geschlossen hätte. Jeder Kunde hatte freien Eintritt. In den meisten Läden wurden Kleidungsstücke verkauft. Die anderen Besitzer handelten mit alten Büchern oder Bildern. In einem Laden standen gebrauchte Töpfe und Pfannen, viele verbeult.
    Das alles interessierte mich nicht. Auch nicht die Außenstände, wo jeglicher Krimskrams als das Größte und Beste angeboten wurde, was der Markt zu bieten hatte.
    Wo gab es die Spur der Templer?
    Ich ging mit wachen Blicken umher. Ich sah in zahlreiche Gesichter. Die meisten von ihnen wirkten entspannt. Angespannt sahen nur die der Touristen aus, die es sich nicht hatten nehmen lassen, den Markt zu besuchen.
    Alle stöhnten unter der Schwüle und schwitzten.
    Ich hielt mich auf dem Gehsteig. Vor den Geschäften hockten ebenfalls die angeblichen Händler am Boden. Sie saßen auf Decken, inmitten ihrer Waren und hofften, dass der eine oder andere Käufer ihnen etwas abnahm. Wenn nicht, würden sie es am nächsten Tag wieder versuchen und am übernächsten ebenfalls.
    Die Geschäfte hatten die Größe von Zimmern. Ich wunderte mich immer wieder, wie viel Ware da hineinpasste und dass sich darin auch noch Kunden umschauen konnten.
    Plötzlich gellten Schreie. Ein Junge von etwa zehn, elf Jahren hatte sie ausgestoßen. Sein linkes Ohr klemmte im Griff eines Mannes fest. In der Hand hielt er ein Paar Schuhe, das schon seine besten Zeiten hinter sich hatte und dessen Farbe so gut wie nicht zu erkennen war.
    Er hatte es stehlen wollen und war erwischt worden. Der Besitzer, ein bärtiger Mann, ließ das Ohr nicht los. Er war sauer, brüllte den Jungen an, der die Schuhe fallen ließ. Dann trat er dem Dieb in den verlängerten Rücken.
    Der Junge bekam so viel Schwung, dass er aus dem Laden hinauskatapultiert wurde. Ich konnte nicht schnell genug ausweichen. Er fiel mir geradewegs in die Arme. Ich fing ihn auf.
    Ein verzerrtes Gesicht schaute zu mir hoch. Die Augen waren so dunkel wie die Haare, der Mund stand offen. Der Junge atmete heftig. Auf seiner kaffeebraunen Haut glänzten Schweißperlen.
    Ich wollte ihn loslassen und wegschieben, doch er klammerte sich an mir fest, bedankte sich mehrmals heftig, zu heftig, wie mir erschien, und da fummelte er schon nach meiner Brieftasche.
    Ich war schneller und packte zu. Sein Ohr ließ ich in Ruhe, die Hand war mir wichtiger.
    Als ich den Arm herumhebelte, wollte er zunächst schreien, blieb stumm und presste die Lippen zusammen. Ich schob ihn ein Stück vor, danach drückte ich ihn mit dem Rücken gegen die Hauswand.
    »Bon, Kleiner, ist das der Dank?«
    Er begann zu jammern. Weg konnte er nicht, da ich meine flache Hand gegen seine Brust stemmte.
    »Hör auf zu schreien! Sag mir lieber, was dich getrieben hat, meine Brieftasche zu stehlen.«
    »Es war ein Versehen. Ich - ich wollte es nicht. Ein - Zufall. Glauben Sie mir.«
    »Hör auf mit deinem Zufall!«
    Er senkte den Kopf. »Ich entschuldige mich.«
    »Wie heißt du?«
    »Toto.«
    »Also Toto, ich bin John.« Als ich den Griff lockerte, lief er nicht fort und schaute mich aus seinen dunklen Augen an. Anscheinend hatte er Vertrauen zu mir gefasst.
    »Gehen Sie jetzt zur Polizei, Monsieur?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Es war ein Versehen…«
    Bevor er weiter jammern konnte, fragte ich ihn: »Hast du Durst oder Hunger?«
    Er starrte mich an, verwundert. So einen Vorschlag hatte ihm noch niemand gemacht. »Wie meinen Sie?«
    »Ob du Hunger oder Durst hast?«
    »Beides.«
    »Dann lass uns was essen und trinken.«
    »Warum?«
    »Weil auch ich Hunger habe.«
    Misstrauen flackerte wieder auf. Auf seiner Haut lag plötzlich der Schweiß. Er hatte den Mund aufgerissen, die Nasenflügel vibrierten.
    »Komm mit!«
    Er ging mit und blieb an meiner Seite, obwohl ich ihn nicht an die Hand nahm.
    Es gab genügend Imbisse. Garküchen ebenso wie winzige Bistros, deren Inhaber auf den schmalen Gehsteigen ihre Stehtische aufgebaut hatten, an denen die Kunden essen konnten.
    Der Junge bekam ein Baguette, ich entschied mich für ein Fruchtgetränk in der Dose.
    »Kann ich auch was zu trinken haben?«, fragte er kauend.
    »Bitte.«
    Er nahm sich ein Bier. Da ich nicht sein Vater war, ließ ich ihn trinken. Zudem war es sicherlich nicht das Erste in seinem ungefähr zehnjährigen Leben.
    »Du bist mir was schuldig.«
    »Oui, Monsieur. Was wollen Sie haben? Frauen, Jungen? Ich - ich kenne mich aus. Ich…«
    »Weder noch, Toto. Kennst du dich wirklich so gut aus, wie

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