0646 - Der Templer-Jäger
gerissen.
Und so musste es auch gewesen sein, denn er brüllte und rief, dass sich eine teuflische Furie in dem Häuschen befinden musste.
Suko wusste endgültig Bescheid. Er würde diese Toilette stürmen und dem Spuk ein Ende bereiten.
Auch für ihn blieb es zunächst beim Vorsatz, denn hinter einem der schmalen Fensterschlitze erschien ein blasses Gesicht.
Das war Kiki.
Und sie schoss.
Die Kugel zirpte an Suko vorbei, aber er feuerte zurück, zielte besser, wusste allerdings nicht, ob er getroffen hatte, obwohl das Gesicht plötzlich verschwand.
Balmain lief torkelnd auf ihn zu. »Hast du sie?«
»Weiß nicht.«
»Wo steckt sie denn?«
Suko deutete auf die Toilette.
»Ach du Scheiße. Das Pissoir hat nur einen Eingang, Kollege.«
»Ich weiß.«
»Da wollen Sie rein?«
»Sicher.« Während Suko sprach, hatte er das Pissoir nicht aus den Augen gelassen. Er wusste nicht einmal, ob sich noch Geiseln hinter den Wänden befanden, die von Kiki in Schach gehalten wurden.
Jedenfalls hatte sich die Lage dramatisch zugespitzt.
Wenn man einen Zombie gewähren ließ, konnte er verdammt viel Ärger machen, das wurde Suko wieder einmal bewiesen.
Bevor der Kommissar ihn möglicherweise abzuhalten versuchte, war Suko auf den Eingang zugehuscht. Er blieb daneben stehen, kontrollierte seinen Atem.
In einiger Entfernung standen die Zuschauer. Sie hielten sich glücklicherweise zurück. Die Schüsse hatten ihnen gereicht. Keiner wollte den Helden spielen.
Manchmal ist es verrückt, dachte Suko. Da kämpfte man gegen mächtige, dämonische Kreaturen an, besiegt sie, und einnormaler Zombie bereitet einem derartige Schwierigkeiten. Es kam eben immer auf die Umgebung an, wo sich die Auseinandersetzung abspielte.
Aus dem Innern hörte er nichts. Kiki musste allein darin sein.
Suko beugte sich etwas vor, bis er mit seinem Kopf den seitlichen Rand des Eingangs erreicht hatte.
Von innen war er nicht zu sehen. Lange durfte er auch nicht warten, weil er damit rechnen musste, dass Kiki durch den Eingang feuerte. Es steckten noch Kugeln im Magazin.
Suko machte sich für einen Überraschungsangriff bereit. Er nahm Schwung und huschte um die Ecke in den Eingang hinein, wurde dort zu einem Schatten, der flach über den Boden hechtete.
Vom Hellen ins Halbdunkel, das gefiel ihm nicht. Da ist es immer schwer, etwas zu sehen.
Er sah die Sonnenflecken auf dem Boden, die sich nicht bewegten. Im Gegensatz zu der Gestalt ihm gegenüber.
Es war Kiki, und sie besaß die Waffe!
Sie schoss.
Sie wirbelte um die eigene Achse. In das Krachen der Waffe drang der peitschende Klang von Sukos Beretta.
Er schoss mehrere Male.
Er selbst wurde nicht getroffen, denn er hatte sich klein gemacht und war dazu noch in Bewegung.
Die Untote war groß genug, denn sie stand an der Wand.
Und sie zuckte unter den Einschlägen zusammen. Die Kugeln hieben in ihre Gestalt. Suko sah sie zur Seite fallen, dorthin, wo sich drei Männer an der Wand vor Angst nicht rühren konnten. Sie sahen aus wie Puppen.
Kiki brach nicht in die Knie. Sie taumelte nach vorn, schoss sofort noch in einem Reflex, aber das Magazin war leer. Als ihr die Pistole aus der Hand rutschte, da verließ sie die Kraft. Mit einem spagatähnlichen Schritt rutschte sie nach vorn, ohne dass sie sich irgendwo festhalten konnte.
Die Fliesen waren glatt, feucht und schmutzig. Sie erinnerten an eine Rutschbahn.
Der Zombie glitt auf Suko zu, ohne ìhn allerdings erreichen zu können. Auf dem Rücken blieb Kiki liegen, erwischt von drei Kugeln und mit Wunden bedeckt, aus denen stinkender Rauch quoll.
Suko steckte seine Waffe weg. Dass Kiki endgültig vernichtet war, stand fest. Sie würde keinem mehr gefährlich werden. Er drehte sich zu den Männern um.
»Gehen Sie bitte!«
Die Männer zögerten noch. Sie trauten dem Frieden nicht, bis einer den Anfang machte.
Die anderen folgten ihr fluchtartig und stießen an der Tür mit Balmain zusammen, der ebenfalls das Toilettenhaus betreten wollte.
Er sah, wie Suko die Schultern hob.
»Ist alles klar?«
»So weit schon. Kiki ist erlöst.«
Balmain nickte. Plötzlich verlor er das Interesse an seinem englischen Kollegen. Mit sehr wackligen Schritten ging er vor, neben Kiki blieb er stehen.
Langsam sackte er in die Knie. Mit einer behutsam anmutenden Bewegung schloss er Kiki die Augen. Er selbst wischte über seine eigenen, bewegte dabei die Lippen, sagte auch irgendetwas, was Suko allerdings nicht verstehen konnte.
Erst nach einer Weile stand
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