0648 - Der Tod, der Ninja und ich
sank bereits tot zu Boden. Über die Leiche stieg der Zombie hinweg.
Er sah aus wie ein Asiate. Suko erkannte ihn schwach und glaubte, ihn schon gesehen zu haben, denn er hatte zu Yakups Freunden gehört. Jetzt nicht mehr.
Auf seinem bloßen Oberkörper schimmerte der Staub. Er war nur mit dem Stein bewaffnet, von dem Blut tropfte. Der nächste Gegner stand bereits auf seiner Liste.
Aber der hielt eine Waffe in der Hand.
Er schoss.
Die Kugeln drangen in die nackte Brust der lebenden Leiche. Jeder konnte sehen, wie die beiden Wunden entstanden, und ein jeder musste eigentlich damit rechnen, dass die Gestalt zusammenbrach, was jedoch nicht geschah. Unverdrossen ging sie weiter, hob nur den Arm und schleuderte den Stein gegen einen der nächsten Rocker, der ihm allerdings ausweichen konnte.
Neben Suko stöhnte Skip wie ein verletztes Tier auf. »Sag was, Partner. Scheiße, sag was!«
»Warum? Ihr habt mir nicht glauben wollen. Aber das ist einer von ihnen. Das ist eine lebende Leiche. Und ich bin sicher, dass sie nicht die Einzige ist.«
Die Bestätigung erfolgte sehr bald.
Als hätten sich zahlreiche Gräber geöffnet, so erschienen aus den Lücken zwischen den Trümmern all die lebenden Leichen, die einmal Yakups Freunde gewesen waren…
***
Shao war wieder in den Korb gestiegen. Und sie hangelte sich diesmal schneller in die Höhe, denn ein gewisser Instinkt trieb sie an oder das Wissen darum, dass sie möglicherweise zu spät kommen würde, weil sie ahnte, dass sich irgendetwas anbahnte.
Die Chinesin hatte gewisse übersinnliche Fähigkeiten. Die Sonnengöttin hatte ihr einiges mitgegeben, und die Warnungen aus einer anderen Dimension erreichten sie wie elektrische Impulse.
Von den Geistern der Alten und der Gründer hatte sie nicht viel erfahren können. Sie hatten Erklärungen hinterlassen, die allerdings in Theorien verliefen. Praktisch konnte Shao damit nichts anfangen. Etwas anderes brannte viel stärker.
Sie glaubte jetzt an den Bann, der über dem Kloster lag. Das Böse spürte sie wie einen körperlichen Druck. Die zusammengestürzten Mauern waren zu einer gigantischen Falle geworden. Immer dichter schloss sie sich um Shao.
Sie arbeitete schwer. Der Korb glitt ihrer Meinung nach zu langsam in die Höhe. An dem rauen Seil hatte sie sich die Handballen bereits aufgescheuert. Den Schmerz ignorierte sie, denn sie musste weiter.
Shao hatte ihre Gedanken schon jetzt auf einen Punkt konzentriert. Besser gesagt, auf eine einzige Person, die Sonnengöttin Amaterasu. Sie musste ihr helfen, auch wenn sie nach wie vor eine Gefangene des Dunklen Reichs war.
Über ihr schaukelte die Aufhängung. Das Dunkel lag dort wie eine dichte Wand, in die sie immer tiefer hineinstieß, und bei jedem zurückgelegten Yard verdichtete sich die Gefahr.
Als sie das Quietschen der oberen Rollen vernahm, war dieses Geräusch so etwas wie ein Schimmer der Hoffnung für sie. Jetzt konnte es nicht mehr weit sein.
Plötzlich schaukelte der Korb nicht mehr gegen die Wände des Schachts, sondern ins Leere.
Geschafft!
Shao wühlte sich über den Rand. Sie blieb in der hockenden Haltung, lauschte und musste zunächst abwarten, bis sich ihr eigener Atem beruhigt hatte.
Stille umfing sie.
Kein Geräusch drang an ihre Ohren. Die Ruhe lag wie Blei. Der Hals war ihr trocken geworden, die Hände zitterten, aber der Geist stand nicht unter diesem Stress.
Matt blinkte das Licht an der Decke. Der Gang lag leer vor ihr, nur durchweht von einigen dünnen Staubschwaden.
Shao drückte sich hoch. Sie wollte zu Suko und merkte, dass sich etwas verändert hatte.
Von außen her erreichte sie das Echo der Stimmen. Da sprachen Fremde, Menschen, denn Zombies waren es sicherlich nicht. Die konnten nicht reden.
Wer war gekommen?
Bevor Shao darauf eine Antwort fand, merkte sie die Veränderung. Ein blasser Schein drang von überall her durch die Mauern, durch den Boden. Er pflanzte sich fort. Es gab kein Hindernis für ihn, und Shao wusste Bescheid, dass Shimadas Zeit angebrochen war.
Er würde erscheinen, er würde wahrscheinlich seine Diener mitbringen, um zu vernichten.
Konnte sie ihn stoppen?
Nein, nicht sie und auch nicht Suko. Wenn es eine Chance gab, dann war es die Sonnengöttin.
Die Chinesin wusste nicht, ob Amaterasu ihr helfen würde oder auch nur konnte. Nichts war sicher, alles glich einem Versuch. Nur wollte sie nichts unversucht lassen.
Anstatt dorthin zu gehen, wo Suko auf sie wartete, hockte sich Shao auf den Boden,
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