Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0648 - Der Tod, der Ninja und ich

0648 - Der Tod, der Ninja und ich

Titel: 0648 - Der Tod, der Ninja und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
leicht aus dem Konzept zu bringen, wenn es um bestimmte Dinge ging, jetzt aber hatte er Mühe, seine Fassung zu bewahren. Was ihm die Frau da erzählte, war mehr, als man einem Menschen am frühen Morgen zumuten konnte. Das hörte sich ja hirnrissig und verrückt an, aber Hamer glaubte seltsamerweise nicht daran, dass es auch verrückt war. Dazu hatte die Stimme der Anruferin zu ernst geklungen. Die machte ihm bestimmt nichts vor.
    »Sind Sie noch dran, Captain?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Haben Sie meine Worte gehört?«
    »Natürlich.«
    »Und werden Sie sich danach richten?«
    Hamer lachte. Das Geräusch kam ihm fremd vor. »Ich will mich nicht hervortun, aber ich glaube fest daran, dass das, was Sie mir gesagt haben, großer Unsinn ist.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Da bin ich anderer Ansicht, Mr. Hamer. Nehmen Sie meine Worte auf keinen Fall auf die leichte Schulter. Noch einmal. Nicht alles, was tot aus sieht, ist auch tot.«
    »Hören Sie, das sind doch Märchen.«
    »Leider nein.«
    »Und was haben Sie vor? Mich einfach zu warnen, kann doch nicht alles gewesen sein.«
    »Es reicht.«
    »Was soll ich denn tun?«
    »Sie werden den Sarg ausladen, ihn irgendwohin bringen. Wo, das wissen Sie besser als ich. Aber Sie werden die Totenkiste auf keinen Fall öffnen, ist das klar?«
    »Ja, ich habe verstanden.«
    »Auch begriffen?«
    »Gibt es da einen Unterschied?«
    Die Frau lachte sehr leise. »In diesem Fall bestimmt, Mr. Hamer. Also, den Sarg nicht öffnen.«
    »Aber das Ding wird abgeholt.«
    »Das ist mir bekannt, Sir.«
    »Nun ja, dann…«
    »Warten Sie, Hamer.« Die Stimme nahm einen beschwörenden Klang an.
    »Sie werden nur warten. Wenn ich es eben ermöglichen kann, werde ich zu Ihnen kommen.«
    »Dann öffnen Sie den Sarg?«
    »Das ist möglich.«
    Hamer räusperte sich. »Sorry, Madam, aber ich komme da nicht mit. Ich habe hier die Verantwortung, verstehen Sie?«
    »Deshalb habe ich mich an Sie gewendet. Wenn Sie nicht mitspielen, wer dann? Denken Sie daran. Asien kann noch so industrialisiert sein und an manchen Flecken dem puren Kapitalismus frönen, aber gewisse Mythen und Traditionen überleben. Da bleibt dieser Kontinent noch immer sehr, sehr geheimnisvoll.«
    »Schön, Madam. Wir werden uns dann wohl sehen.«
    »Das hoffe ich.«
    Nach dieser Antwort war das Gespräch beendet. Hamer schaute noch gegen den Hörer, schüttelte den Kopf, räusperte sich, wollte lachen, aber die Kehle war irgendwie zu. Mehr als ein Krächzen drang nicht über seine Lippen.
    Wollte ihn die Anruferin nun auf den Arm nehmen, oder steckte mehr hinter dieser ungewöhnlichen Fracht? Er kannte nicht einmal den Namen der Frau. Irgendwas braute sich da zusammen.
    Er stand auf, reckte sich und verließ sein Büro. Elaine saß vor ihrer Maschine und betupfte ihre nackten Arme mit einem Erfrischungstuch. Als sie ihren Chef hörte, blickte sie auf.
    Der blieb neben ihr stehen. An seinem Gesicht erkannte die Frau, dass etwas geschehen sein musste.
    »Was ist, Sir?«
    Hamer kam sich blöd vor, aber er musste die Frage einfach stellen. »Sagen Sie mal, Elaine. Wenn jemand tot ist, dann ist er doch tot. Oder irre ich mich da?«
    Ihre Augen weiteten sich. Sie sah aus wie jemand, der den anderen für verrückt hielt, aber dies nicht auszusprechen wagte. Das Erfrischungstuch blieb auf ihrem Unterarm liegen.
    »Wissen Sie, Mr. Hamer, ich habe nicht ganz verstanden…«
    »Doch, das haben Sie.«
    »Nun ja, aber…«
    »Also, von vorn. Wenn jemand tot ist, dann ist er tot. Egal, ob es sich dabei um einen Mensch, eine Katze oder um eine Maus handelt. Sehe ich das richtig?«
    Sie nickte. »Davon gehe ich einmal aus.«
    »Schön. Aber vorhin bekam ich den Anruf einer Frau, die mir erklärte, dass das Tote nicht tot sein soll.«
    »Äh…«
    »Ja, Elaine.«
    Sie holte tief Luft. »Dann – dann muss das Tote noch am Leben sein?«, fragte sie.
    »So ähnlich.«
    Sie lachte zweimal, bevor sie ihre Hand auf den Mund legte. »Entschuldigung, Sir.« Ihre Stimme klang dumpf.
    »Aber das kann ich nicht glauben.«
    »Ich auch nicht, Elaine. Dennoch hat es die andere Person steif und fest behauptet.«
    Die Sekretärin überlegte. Sie schaute dabei auf ihren Bildschirm, als würde dort die Lösung stehen.
    »Hängt der Anruf möglicherweise mit der Fracht zusammen, die wir erwarten?«
    »Genau. Mit dem Sarg und dessen Inhalt.«
    »Der dann nicht tot sein soll?«
    »Richtig, Elaine.«
    Sie hob die Schultern. »Sorry, das glaube ich nicht. Mal ehrlich, Sir.

Weitere Kostenlose Bücher