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065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

Titel: 065 - Rendezvous mit dem Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Friedhofswärter.
    Ich ließ Grab und Sarg offen und sah mich weiter um. In der hintersten Hecke des Friedhofs hörte ich hinter einer Hibiskushecke ein halblautes Scharren. Als ich hinter die Hecke sah, erblickte ich ihn.
    Alphonse Guiata. Ich erkannte ihn sofort. Er lag in zusammengekauerter Haltung schlafend da. Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen.
    Ich rüttelte ihn an der Schulter.
    Er schlug die Augen auf, sah mich und erschrak furchtbar.
    „Was machen Sie hier, Monsieur? Was wollen Sie?"
    „Ihnen ein paar Fragen stellen, Guiata. Was ist heute nacht hier vorgegangen? Der leere Sarg, die Blut- und Schleifspuren auf der Erde. Was hat das zu bedeuten?"
    „Ich - ich weiß nicht, wovon Sie reden, Monsieur."
    Ich zog ihn auf die Beine.
    „Dann lassen Sie sich schnell etwas einfallen. Antwort, Guiata!"
    „Ich weiß wirklich nichts. In manchen Nächten überkommt mich eine ungeheure Müdigkeit. Dann sinke ich hier auf dem Friedhof nieder, wo ich gehe und stehe. So auch heute nacht. Am Morgen darauf gibt es dann immer merkwürdige Spuren auf dem Friedhof. Aber ich bin ein Mann, der seine Ruhe haben will. Ich kümmere mich um nichts. Ich beseitige die Spuren und vergesse das Ganze." Das war ein merkwürdiger Standpunkt. Aber er war ein Sonderling, der von seinen Mitmenschen verachtet und gemieden wurde.
    Ich merkte, daß er sich wieder gefangen hatte. Lauernd beobachtete er mich.
    „Sie treiben sich öfter bei dem Haus von Monsieur Beaufort herum, Guiata", sagte ich. „Was geht dort vor? Sie müssen etwas wissen. Versuchen Sie nicht, mich zu belügen."
    „Ich weiß von nichts. Wer sind Sie eigentlich? Wie kommen Sie dazu, mir unverschämte Fragen zu stellen?"
    „Mein Name tut nichts zur Sache. Sehen Sie das, Guiata. Dann werden Sie gleich verstehen."
    Ich holte die Gnostische Gemme mit dem Abraxas unter dem Hemd hervor, das ich nach der Grabarbeit wieder angezogen hatte. Vor seinen Augen ließ ich die Gemme pendeln. Dabei fixierte ich seinen Blick.
    Ich war kein Magier, und ich hatte auch nie übernatürliche Kräfte besessen. Doch im Kampf gegen die Dämonen hatte ich mir profunde Kenntnisse angeeignet. Unter anderem konnte ich Menschen und auch schwächere Dämonen mit Hilfe einer Gnostischen Gemme hypnotisieren.
    Bei Adolphe Guiata dauerte es länger, als ich erwartet hatte. Doch endlich wurden seine Augen blicklos. Steif, mit herabhängenden Armen stand er vor mir.
    Ich nahm mein Feuerzeug aus der Tasche und knipste die Flamme direkt vor seinen Augen an.
    Er zuckte mit keiner Wimper, und seine Pupillen veränderten sich nicht. Er war in Trance.
    „Was ist mit Stanislas Beaufort?" fragte ich.
    „Er ist schon lange tot", antwortete er jetzt willig. „Aber die vier alten Damen, seine Schülerinnen, wollen es nicht wahrhaben. Sie betreiben einen Totenkult."
    „Wer ist der Mann, der schon bei ihnen gesehen wurde? Der angebliche Monsieur Beaufort?"
    „Ich - weiß - es - nicht."
    „Was ist mit den verschwundenen Mädchen geschehen?"
    „Sie sind — tot."
    „Wer hat sie umgebracht?"
    „Ich weiß..."
    „Du weißt es sehr wohl, Guiata. Antworte mir! Du mußt mir antworten, hörst du! Wer hat die Mädchen umgebracht?"
    Er stöhnte. Der Schweiß brach ihm aus.
    „Tod. Der Goldene Tod von Antibes. Furchtbare Kräfte des Okkultismus. Schwarze Magie. Aaaaahhhh!"
    Plötzlich begann er zu schreien. Konvulsivisch zuckend fiel er zu Boden. Schaum trat vor seinen Mund. Ich kniete neben ihm nieder, schlug ihm ins Gesicht und hielt ihm die Gnostische Gemme vor die Augen.
    Ich löste die Hypnose, und er blickte irr um sich. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    „Gehen Sie!" preßte er dann hervor. „Sie bringen das Böse hierher. Ich will mit Ihnen nichts zu tun haben."
    „So schnell wirst du mich nicht los, Guiata. Laß mich zuerst einen Blick in deine Hütte werfen. Sonst weise ich die Stadtväter von Juan-les-Pins darauf hin, daß hier auf dem Friedhof seltsame Dinge vorgehen. Es wird sie interessieren zu hören, daß es Gräber mit leeren Särgen und seltsame Blut- und Schleifspuren gibt."
    Ein Blick unverhüllten Hasses traf mich.
    Guiata kam offensichtlich zu dem Schluß, daß er mich am schnellsten wieder loswerden würde, wenn er meinen Willen erfüllte. Er führte mich zu der Hütte und schloß auf. Als wir an dem ausgehobenen Grab vorbeikamen, wandte er den Kopf ab.
    Die Hütte des Friedhofswärters war spartanisch eingerichtet. Drinnen war es drückend heiß. Offenbar

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