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065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

Titel: 065 - Rendezvous mit dem Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ernährte sich Guiata hauptsächlich von trockenem Brot und Oliven.
    Ich fragte ihn nach den Bildern in seiner Schlafkammer.
    „Der Tod hat mich schon immer fasziniert", antwortete er trotzig. „Ist das vielleicht verboten? Ich habe noch nie einen Menschen verletzt oder umgebracht. Warum läßt man mich nicht in Ruhe auf meinem Friedhof, wo ich niemanden störe? Warum müssen die Menschen immer schlecht über mich reden und mir Ungelegenheiten machen?"
    Mir wurde dieser Bleichling immer unsympathischer. Aber für gefährlich hielt ich ihn nicht.
    Ich warf einen Blick in seine Schlafkammer, und jetzt erkannte ich auf dem Wandregal neben dem Fenster etwas, das ich vorhin nicht hatte sehen können. Da standen an die sechzig Tonfiguren, hervorragend künstlerisch ausgeführt, allesamt Darstellungen von jungen Mädchen.
    Überrascht trat ich in die Kammer.
    Die Figuren waren naturgetreu modelliert. Kleidungsstücke trugen die Püppchen keine.
    „Was sind das für Puppen?" fragte ich. „Wer hat sie angefertigt?"
    „Ich. Das ist mein Hobby."
    Plötzlich hatte ich eine Idee. Jedes der Püppchen besaß eine eigene Individualität. So viele Unterschiede konnte Guiata sich nicht ausgedacht haben. Er hatte die Puppen nach Modellen hergestellt, nach lebenden oder toten.
    „Du hast die Puppen den Mädchen in der Villa Daimon nachgebildet", sagte ich. „Warum?"
    Ich hatte ins Schwarze getroffen. Adolphe Guiata stritt es nicht ab.
    „Diese Mädchen sind die Freude meines Lebens", antwortete er schüchtern. „Ich will ein Andenken an sie haben, wenn sie fortgegangen sind. Ich bin kein Sittenstrolch, und ich denke mir nichts Böses dabei, wenn ich diese Püppchen mache. Es erfreut mich, wenn sie gelingen. Dann ist etwas von diesen schönen Mädchen bei mir. Gönnen Sie dem armen Adolphe doch sein harmloses Vergnügen, Monsieur. Bitte, machen Sie mir meine Sammlung nicht kaputt! Bitte, bitte, bitte!"
    Er fiel tatsächlich vor mir auf die Knie nieder. Er weinte fast.
    Ich war nie sadistisch gewesen, und Schwache zu quälen, bereitete mir keine Freude. Guiata widerte mich an. Ich wollte weg von hier.
    „Ich habe nicht vor, Ihre Sammlung zu beschädigen. So stehen Sie doch auf, Mann, verdammt."
    Er erhob sich zitternd.
    „Wenn Ihnen doch noch etwas einfällt, was Sie mir mitteilen wollen, senden Sie mir eine Nachricht. Hauptpostlagernd, Antibes. Und schaufeln Sie das Grab wieder zu, Guiata."
    „Danke, Monsieur. Tausend Dank, daß Sie den armen Adolphe verschonen!"
    Wortlos ging ich hinaus. Draußen atmete ich erst ein paarmal tief durch. Auf dem Friedhof roch es nach den wilden Blumen, die auf den Gräbern wucherten. Gierig füllte ich meine Lungen mit frischer Luft.

    Coco hatte den Vormittag über an ihrer Vogelscheuche gearbeitet. Es ging ihr darum, sie möglichst schnell fertigzustellen, denn sie wußte, daß etwas geschehen würde, wenn die Arbeit beendet war. Beim Essen war Coco mit Paola und Nadine zusammen.
    Hinterher gingen die beiden Mädchen zum Swimmingpool, um sich zu sonnen.
    Coco aber blieb im Haus. Sie wollte sich umsehen. Die Mittagsstunden waren dazu am besten geeignet.
    Coco suchte den Trakt des Obergeschosses auf, der den vier alten Damen und Monsieur Beaufort vorbehalten war. Falls eine von den Alten auftauchte, wollte sie sich in einen schnelleren Zeitablauf versetzen, um nicht entdeckt zu werden. Sie nahm aber an, daß Lucia, Alma, Camilla und Sabrina schliefen.
    Die dicke Nanette, die Köchin und Haushälterin, war kurz an der Mittagstafel erschienen und hatte die Mädchen ermahnt, sich ruhig zu verhalten, da die vier alten Damen sich nicht wohl fühlten und sich niedergelegt hätten.
    Coco lauschte an den Zimmertüren und versuchte, durch Schlüssellöcher zu spähen. Der schwere Teppich dämpfte ihre Schritte. In dem Trakt der vier Alten, der neun Zimmer enthielt, hingen einige Ölgemälde von Stanislas Beaufort an den Wänden.
    In diesem Teil des Hauses herrschte Halbdunkel. Schwere Samtstores vor den Flurfenstern ließen nur wenig Licht einfallen. Obwohl alles sauber war, roch es muffig und modrig.
    Die Ölgemälde zeigten einen stattlichen, gutaussehenden Mann mit Frack, weißer Hemdbrust und einem Orden. Sein schwarzes Haar war glatt zurückgebürstet, und sein Blick hatte etwas Zwingendes.
    Coco huschte lautlos durch die Gänge. Manchmal öffnete sie eine Tür und spähte in den dahinterliegenden Raum. Die Möbel waren alt. Zimmer und Einrichtungen wirkten streng und düster. In einem Raum sah

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