065 - Überfallkommando
rief Simmonds, als sie vorbeifuhren.
Auf dem Weg nach London wurde Simmonds etwas freundlicher.
»Eine verständige junge Dame wie Sie sollte doch der Polizei nicht soviel Schwierigkeiten machen, Miss Ferryman«, sagte er vorwurfsvoll. »Sie hätten doch bei dieser wahnsinnigen Geschwindigkeit leicht einen Menschen totfahren können. Wahrscheinlich wissen Sie gar nicht, was Sie tun, oder es hat Sie jemand anders dazu veranlaßt.«
Sergeant Simmonds war kurz angebunden, aber er war kein guter Schauspieler. Im Grunde seines Herzens war er ein großer Spaßvogel.
»Sagen Sie mir doch, wohin Sie fahren wollten und was Sie vorhatten, Miss Ferryman. Ich werde dann den Fall sehr leicht für Sie machen. Ich will keine Namen erwähnen, aber ich weiß, daß Sie in eine Angelegenheit verwickelt sind, deren Tragweite Sie selbst gar nicht kennen, sonst würden Sie niemals Ihre Unterstützung dazu hergeben.«
»Das klingt ja sehr verwickelt«, erwiderte sie kühl.
Er lachte gutmütig.
»Welches Gesetz habe ich denn übertreten?«
Simmonds wurde nachdenklich.
»Nun, erstens sind Sie mit einer lebensgefährlichen Geschwindigkeit gefahren -«
Sie lachte nur verächtlich.
»Dürfte das nicht sehr schwer zu beweisen sein?«
»Es wird nicht viel Mühe machen, den Beweis für meine Behauptung zu erbringen«, sagte Simmonds selbstbewußt. »Aber ich möchte Sie überhaupt nicht anzeigen. Ich wollte nur einmal fünf Minuten mit Ihnen sprechen. Sagen Sie mir nur, wohin Sie fahren, wen Sie treffen und was Sie abliefern wollten. Wenn Sie eine vernünftige junge Dame sind, werden Sie das tun, und Sie werden dann niemals vor ein Polizeigericht kommen.« Aber er fügte doch noch leise hinzu: »Höchstens als Zeugin.«
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie sprechen. Sie haben gar kein Recht, mich zu verhören. Oder wollen Sie mich auch mit Ihrem Polizeiknüppel niederschlagen?« fragte sie ironisch.
Sergeant Simmonds protestierte heftig. Aber sie gab auf seine weiteren Fragen keine Antwort mehr. Nach einiger Zeit lehnte er sich resigniert in die Ecke des Wagens zurück und schwieg, bis sie an ihrem Ziel ankamen.
Sie brachten Ann zu der kleinen Polizeiwache, die in Scotland Yard selbst liegt, und zehn Minuten später schloß sich die Tür einer Zelle hinter ihr.
Kapitel
8
Mark McGill ging in seinem Wohnzimmer auf und ab. Alle paar Minuten sah er nach der Uhr, die jetzt zwei zeigte. Von Ann war noch keine Nachricht eingetroffen. Er hatte an einen seiner Agenten in Oxford telefoniert und erfahren, daß sie dort nicht angekommen war. Das war allerdings kaum beunruhigend. Ann war klug und würde wahrscheinlich einen langen Umweg machen, um all den Kontrollstellen aus dem Weg zu gehen, wo sie von der Fliegenden Kolonne aufgegriffen werden konnte. Aber nun war es doch an der Zeit, daß er bald von ihr hörte. Sein Mann in Oxford hatte versprochen zu telefonieren, wenn sie angekommen war; aber seit einer Stunde war kein Anruf mehr erfolgt.
Ann begann etwas schwierig zu werden. Er wußte, daß ihr Glaube an ihn bis zu einem gewissen Grad erschüttert war. Erfolglos. versuchte er, die alte Begeisterung für ihre Rache wieder in ihr wachzurufen. Viele Einflüsse arbeiteten gegen Mark McGill. Die erbärmliche Feigheit Tisers schien bei Ann Zweifel zu wecken, denn er hatte beobachtet, daß sie stets skeptischer wurde, wenn sie mit diesem furchtsamen Menschen zusammengekommen war.
In der Diele summte es dreimal. Er schaute schnell auf und ging zum Fenster, um hinauszusehen. Cavendish Square lag verlassen da, kein Auto war in Sicht. Es mußte Ann sein - sie drückte immer den zweiten Knopf, der unter der gewöhnlichen Klingel verborgen war, und den zufällige Besucher nicht kannten.
Er ging in den Flur, öffnete die Haustür und trat einen Schritt zurück, als er den Besucher sah. Polizeiinspektor Bradley trat ihm entgegen, und hinter ihm tauchten zwei Polizeibeamte auf.
Die kalten Blicke des Detektivs musterten Mark.
»Haben Sie jemand erwartet?« fragte er.
Mark hatte seine Selbstbeherrschung sofort wiedererlangt.
»Natürlich - ich erwarte Nachricht von Tiser. Er ist heute abend sehr krank geworden.«
»Ist denn Ihr Telefon auch krank geworden, daß Sie es nicht benützen?«
»In der Herberge ist niemand, der richtig telefonieren kann«, erwiderte Mark lächelnd. »Sie wissen doch, wie wenig intelligent diese Leute sind. Ich glaube, ich muß wirklich noch einen Assistenten für Tiser anstellen. Wollten Sie mich
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