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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Wohnzimmer zurückkehrte, fand er Ann dort. Das war ungewöhnlich, denn er sah sie selten am Vormittag und an manchen Tagen überhaupt nicht.
    »Ich wollte heute morgen einige Sachen einkaufen, und dazu brauche ich etwas Geld. Ich habe allerdings kaum ein Recht, etwas zu verlangen, solange mir mein Führerschein entzogen ist ...«
    »Reden Sie keinen Unsinn«, erwiderte er lächelnd. »Sie können soviel Geld haben, wie Sie wollen. Fünfzig Pfund - hundert Pfund«
    »Wieviel habe ich denn noch zu bekommen? Wenn ich dazu berechtigt bin ...« Dann fragte sie plötzlich: »Sind Sie in der Nacht nicht gestört worden? Die Leute über uns machen doch eigentlich sehr viel Lärm.«
    »Haben Sie es auch gehört?«
    »Es ging jemand in der Wohnung herum.«
    »Haben Sie das Violinspiel gehört?«
    »Ja. Wer mag nur gespielt haben?«
    Mark zuckte die Schultern.
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen, aber es scheint mir so, als ob sich jemand einen schlechten Scherz mit uns erlaubt.«
    »Der alte Li Yoseph ist doch wirklich tot?« fragte sie eindringlich.
    »Ich weiß nicht, wie es anders sein könnte. Es war Flut, und wenn er hinuntergefallen ist ...« Er hielt plötzlich inne, als er den merkwürdigen Ausdruck in ihrem Gesicht sah.
    »Aber das war doch die Ansicht der Polizei, daß er ins Wasser stürzte?«
    Er erkannte, welche Dummheit er gemacht hatte, und lächelte.
    »Ich habe die Sache nun schon so oft gehört, daß ich selbst schon beinahe an die Behauptung der Polizei glaube. Meine eigene Meinung ist nach wie vor, daß er irgendwie Nachricht von der kommenden Razzia erhielt, das Land verließ und sich versteckte. Ich bin ganz fest davon überzeugt, daß er starb.«
    Er versuchte zuversichtlich zu erscheinen, aber er wußte, daß er damit keinen Erfolg bei ihr hatte.
    »Sagen Sie, haben Sie mir nicht einmal erzählt, daß Sie Li Yoseph hier vor dem Haus gesehen hätten?«
    Sie hatte dieses Erlebnis beinahe vergessen.
    »Ja, aber ich war mir damals meiner Sache nicht ganz sicher - Sie sagten doch, daß ein russischer Fürst in der Nähe wohne und daß es einer seiner Besucher gewesen sein könnte. Wenn es wirklich Mr. Yoseph war, hätte er Sie doch sicher besucht!«
    Mark antwortete nicht darauf. Sie sah nur, daß er die Stirn runzelte und dann seine Rundgänge im Zimmer wieder aufnahm.
    »Tiser behauptet auch, daß er ihn gesehen hat - sogar schon zweimal. Ich kann das alles nicht verstehen. Die einzige Erklärung wäre nur, daß Tiser eben betrunken war und in seinem Delirium allerhand Gespenster gesehen hat.«
    »Würde es für Sie sehr viel bedeuten, wenn Li Yoseph wieder hier auftauchte?«
    Es war eine unschuldige Frage, die ohne die geringste Nebenabsicht gestellt wurde, aber Mark war jetzt nervös geworden.
    »Was meinen Sie damit?« fragte er rauh. »Was sollte mir denn das ausmachen, wenn Li Yoseph lebte? Er war ein tüchtiger Mann, aber in der letzten Zeit mußte ich mich vor ihm in acht nehmen. Die Polizei war auf ihn aufmerksam geworden und überwachte ihn. In der Zeit, als er verschwand, war eigentlich kaum mehr etwas mit ihm anzufangen. Auch war er nicht ganz klar im Kopf; seine Geisterseherei war doch schon eine Art Wahnsinn. Ich wußte nie, welchen Unsinn er nächstens sagen würde. Ich habe bis zuletzt freundschaftlich mit ihm verkehrt, denn er war der einzige, der den Mord an Ronnie sah. Und ich wünschte, daß Sie die Wahrheit von einem Augenzeugen hörten.«
    »Habe ich sie denn wirklich gehört?«
    Er ging langsam auf sie zu und starrte sie an.
    »Was meinen Sie nun schon wieder?«
    »Habe ich wirklich die Wahrheit erfahren? Sie sagten doch eben selbst, daß er ein wenig verrückt war. Warum sollte er mir dann die Wahrheit gesagt haben? Konnte das nicht auch eine seiner Illusionen gewesen sein?«
    Auf diese Frage gab es keine Antwort, und Mark war noch mehr beunruhigt als früher.
    »Ich verstehe Sie in diesen Tagen kaum mehr, Ann. Sie sagen die merkwürdigsten Dinge und stellen die seltsamsten Fragen. Sie wissen doch genau, wie es mit Li Yoseph stand. In mancher Beziehung, zum Beispiel mit seinen Geistern und den kleinen Kindern, war er nicht normal, aber sonst war er doch so vernünftig wie wir beide.«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Natürlich kann er auch unbewußt gelogen haben. Ich kann es nicht beurteilen. Ich habe die Geschichte von ihm gehört und muß mich damit zufriedengeben, ebenso wie Sie. Und als er sie mir das erstemal erzählte, war ich vollkommen davon überzeugt, und ich halte sie

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