065 - Überfallkommando
Square getroffen und trennten sich jetzt, als von weitem ein anderer Fußgänger näher kam.
Mark ging nachdenklich nach Hause. Lange Zeit saß er vor dem Kammfeuer und rauchte. Plötzlich erinnerte er sich an ein kleines Lederetui, das am Nachmittag angekommen war; er nahm es aus dem Safe heraus, öffnete es und betrachtete die funkelnden Steine auf dem blausamtenen Grund. Dann klingelte er, und Ledson trat ein, der zugleich das Amt eines Hausmeisters und eines Dieners versah.
»Gehen sie hinüber zu Miss Ferryman und fragen Sie, ob sie so liebenswürdig sein möchte, eine Minute zu mir zu kommen.«
Als Ledson die Tür öffnete, stand Tiser auf der Schwelle. Der nervöse Mann trocknete seine Stirn ab, als ob er in großer Eile angekommen wäre, aber das hatte bei ihm nicht viel zu sagen.
»Ist Mr. McGill zu Hause?« flüsterte er. »Sagen Sie mir, mein lieber Ledson, ist er in guter Stimmung?«
»Das weiß ich nicht. Soll ich Sie anmelden?«
»Nein, ich gehe schon allein hinein.«
Er schlich so leise in das Wohnzimmer, daß Mark ihn zunächst nicht bemerkte.
»Was, zum Teufel, willst du denn schon wieder?« fragte er barsch, als er ihn sah.
Tiser war aufgeregt wie immer. Er ging durch das Zimmer zu Mark hin und rieb die Hände aneinander.
»Mein lieber Freund«, sagte er leise und vertraulich. »Was glaubst du wohl, was die Polizei heute abend unternommen hat? Sie haben die Herberge durchsucht.«
Mark runzelte die Stirn.
»Bradley?«
»Ach, dieser Schuft!« sagte Tiser kläglich. »Nein, der war es nicht. Einer seiner Untergebenen. Sie haben Benny und Walky, den kleinen Lew Marks und noch ein paar andere mitgenommen - im ganze sechs der besten Leute. Und dabei haben sie doch wirklich nichts getan! Ich schwöre dir, das ist der gemeinste Fall von ungerechter Verfolgung, den ich jemals erlebt habe. Die armen Kerle saßen gerade zusammen und tranken Bier .«
»Hat die Polizei Koks oder anderen Stoff bei dir gefunden?« fragte Mark schnell. »Ich habe dir doch ausdrücklich gesagt, daß nicht eine Prise dort aufbewahrt werden darf.«
Tiser war bedrückt.
»Aber mein lieber Mark, du weißt doch ganz genau, daß ich mich an deine Vorschriften halte und niemals Ware in der Herberge unterbringe. Mark, du traust mir nicht mehr. Ich schufte und quäle mich ab, ich denke von morgens bis abends daran, wie ich das Geschäft heben kann. Mein ganzes Leben besteht nur noch aus elender Sklavenarbeit - meine beste Kraft verpuffe ich für dich ...«
»Halt den Mund!« brummte Mark. »Warum hat die Polizei denn die Bude durchsucht?«
Die Ankunft Anns enthob Tiser einer Antwort.
»Guten Abend, Ann!« sagte Mark so heiter und liebenswürdig wie möglich. »Hier ist wieder unser Angsthase, aber seien Sie deshalb nicht böse. Er fürchtet sich und muß mir seine Sorgen mitteilen.«
»Wollten Sie mich sprechen? Soll ich später wiederkommen?«
»Nein, nein. Tiser bleibt nicht hier. Er wollte mir nur sagen, daß die Polizei heute abend die Herberge durchsucht und einige Leute verhaftet hat.«
Sie sah ihn nur durchdringend an. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie Aufregung oder Bestürzung gezeigt hätte.
»Warum hat die Polizei das getan?« fragte sie.
Mr. Tiser mischte sich ins Gespräch.
»Wegen einer Sache, die vor etwa einer Woche passierte. Irgendeine Bande hat Bradley überfallen - das war natürlich sehr schlecht von den Leuten .«
»Überfallen?« fragte sie erschrocken. Beinahe hätte sie hinzugefügt: »Davon hat er mir ja gar nichts gesagt.«
»Ja, das gibt die Polizei an. Aber den Menschen kann man doch nicht trauen.« Tiser schüttelte traurig den Kopf. »Das scheint schon der zweite Angriff gewesen zu sein - jemand hat ihn mit einem Rasiermesser angefallen.«
»Wie niederträchtig und gemein!« rief Ann empört.
Mr. Tiser war erstaunt.
»Ja, unglücklicherweise - ich wollte sagen, glücklicherweise - ging der Schlag fehl. Die Sache war ganz schrecklich ...«
»Hast du denn etwas davon gewußt?« Marks Gesicht war weiß vor Ärger.
»Nein, Mark, ich schwöre dir, daß ich nichts davon geahnt habe! Einer von den Kerlen war wütend, daß ihn Bradley neun Monate ins Gefängnis gebracht hatte.«
»Also hast du doch etwas davon gewußt, du alter Schleicher! War das wieder einer deiner verheißungsvollen Pläne, du Idiot?«
Ein Blick Anns ließ ihn verstummen.
»Sie wissen, wer es getan hat?« fragte sie Tiser.
Er lächelte schwach und sagte etwas von »allgemeinem Gerede«.
»Ist er verletzt
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