065 - Überfallkommando
hundert Pfund im Monat.«
»Aber das ist doch kein schlechter Verdienst, liebe Miss Perryman«, versicherte Tiser schnell. »Viele Firmen würden mit einem Verdienst von hundert Pfund monatlich sehr zufrieden sein.«
»Bedenken Sie doch, daß Sie nicht die ganze Ware verteilen, die hereinkommt«, sagte Mark mit überlegenem Lächeln. »Sie sind doch nur einer der vielen Agenten.«
Er überreichte ihr das Lederetui.
Sie schlug den Deckel zurück und war überrascht.
»Wie prachtvoll! Achteckig geschliffene Diamanten!«
»Diese Form ist nicht ungewöhnlich«, erklärte Mark. »Ein Juwelier hat dieses Stück für mich gearbeitet.«
Auch Tiser bewunderte den Schmuck begeistert.
»Achteckige Diamanten!« wiederholte Ann langsam. »Ist nicht in der Bond Street vor ungefähr zwei Monaten ein großer Einbruch verübt worden? Richtig, damals wurden doch auch achteckige Diamanten gestohlen. Ein gewisser Smith hat dabei einen Angestellten der Firma erschossen.«
Sie sah, daß sich Mark verfärbte.
»Nun seien Sie doch nicht komisch! Es gibt Tausende von achteckigen Diamanten, Sie glauben doch nicht, daß ich Ihnen gestohlene Edelsteine schenken würde ...?«
Sie drückte ihm das Etui hastig wieder in die Hand. In ihren Zügen zeigte sich Entsetzen.
»Als wir damals im Gang vor den Zellen warteten, brachten sie den Mörder Smith«, sagte sie leise. »Wir wurden in unsere Zellen zurückgeführt und eingeschlossen, damit wir nicht das Gesicht dieses schrecklichen Menschen sehen sollten. Es war fürchterlich!«
»Sie sehen Gespenster!« rief Mark böse und klappte das Etui heftig zu. »Was ist nur mit Ihnen los?« Er wandte sich plötzlich an Tiser und wies in nicht mißzuverstehender Weise mit dem Kopf nach der Tür. »Ich werde später mit dir sprechen.«
Tiser schüttelte Ann die Hand. Der Druck seiner feuchten Finger war ihr unangenehm.
»Ich habe viel zu tun. Zunächst muß ich zur Polizeistation gehen und nach diesen armen Kerlen sehen, die sie gefangengesetzt haben. Die Polizei würde sie einfach verhungern lassen, wenn sie könnte. Gute Nacht, Miss Ferryman!«
Mark wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
»Nun setzen Sie sich, Ann, und seien Sie wieder gut und vernünftig. Irgend etwas stimmt mit Ihnen nicht - sprechen Sie sich doch aus.«
Sie legte ihre Handtasche auf den Tisch und ging zum Kamin.
»Was Sie vorhin über unseren Verdienst sagten, ist richtig«, begann Mark leichthin. »Der Gewinn war in der letzten Zeit nicht so gut, wie er eigentlich sein sollte. Ich habe mir tatsächlich schon überlegt, wie wir die Unkosten verringern könnten.«
»Ich werde wahrscheinlich einer der größten Posten auf dem Ausgabenkonto sein«, erwiderte sie, ohne den Kopf zu wenden.
»Ja, das stimmt.« Er lächelte. »Wenn ich es überschlage, wird Ihre Wohnung drüben etwa zweihundert Pfund im Jahr kosten.«
Jetzt wandte sie sich ihm zu.
»Ich habe ja schon immer billiger wohnen wollen, Mark.«
Aber er lachte nur laut.
»Ich will Sie doch nicht auf die Straße setzen, meine Liebe! Das ist keineswegs meine Absicht ...«
Er vermied es aber, ihr in die Augen zu sehen, und betrachtete das Teppichmuster.
»Ich habe hier zwei Zimmer, die ich überhaupt nicht benutze .«
»Sie meinen in dieser Wohnung?« fragte sie schnell. »Sie denken doch nicht etwa daran, daß ich in diese beiden Zimmer ziehen soll?«
»Es wäre doch nichts Schlimmes dabei«, meinte er, aber sie schüttelte lächelnd den Kopf.
»Das würde auch nicht viel billiger sein - für mich.« »Aber jetzt ist die Sache doch eigentlich recht unpraktisch eingerichtet. Überlegen Sie doch einmal«, sagte Mark freundlich. »Sie sitzen drüben allein in der großen Wohnung, und ich sitze hier allein. Keiner von uns kann den Platz gebrauchen, der ihm zur Verfügung steht!«
Aber offenbar war sie anderer Meinung.
»Fürchten Sie, daß Sie ins Gerede kommen?« neckte er sie.
»Ach, nein, das kümmert mich nicht. Tiser hat uns ja eben selbst daran erinnert, daß man über mich in der Herberge und in den Gefängnissen spricht.«
Er trat an ihre Seite und klopfte ihr auf die Schulter.
»Sie denken, die Leute glauben, wir leben zusammen - wie Bradley es auch annimmt.«
Sie sah schnell auf. »Nimmt er das an?«
»Natürlich! Er hat es Ihnen doch im Gerichtssaal ins Gesicht gesagt!«
Sie lächelte ungläubig.
»Nein. Er sagte nur: ›Wenn Sie den Weg noch nicht gegangen sind.‹ Aber er war damals wütend auf mich - er hätte in seiner
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