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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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heute einen Brief schicken wollte - und zwar einen sehr wichtigen.«
    Ein schwaches Lächeln spielte um Anns Lippen.
    »Wann haben Sie sich denn daran erinnert«, fragte sie. »Er ist doch nicht etwa selbst ...«, noch rechtzeitig hielt sie inne.
    »Erst vor ein paar Minuten. Sie brauchen Mark auch nichts davon zu sagen. Ich werde einen anderen Mann schicken.«
    Sie lächelte immer noch ein wenig bitter, als sie den Hörer einhing. Mark mußte in der Herberge gewesen sein, um sich zu erkundigen, ob Tiser abgereist war. Er hatte dann von ihm erfahren, daß er mit ihr telefoniert hatte. Auf diese Weise ließ sich Tisers Aufregung erklären.
    Die Gefahr, in der sie selbst schwebte, kam ihr nicht zum Bewußtsein. Sie dachte überhaupt nicht daran, daß ihr Brief im Besitz des ermordeten oder schwerverletzten Bradley ein erdrückend belastendes Zeugnis gegen sie sein mußte. Sie sah im Augenblick nur die Gefahr, die Bradley drohte, und ließ sich in ihrer großen Sorge mit Scotland Yard verbinden.
    Aber Bradley war nicht anwesend; sie konnte nur mit seinem Sekretär sprechen.
    »Wollen Sie ihm bitte bestellen, daß er mich anrufen möchte, sobald er zurückkommt?« Sie gab ihre Adresse und Nummer an.
    »Es ist gut, Miss Ferryman, ich werde Ihren Auftrag ausrichten.«
    Es war schon Nachmittag, als ihr zum Bewußtsein kam, daß sie seit dem Frühstück noch nichts zu sich genommen hatte, und sie bereitete sich selbst ein einfaches Mittagessen. Sie hatte ihr Dienstmädchen bereits entlassen und versah ihren Haushalt selbst. Die beiden letzten Tage hatte sie nach einer neuen Wohnung gesucht, denn es stand nun bei ihr fest, daß sie mit Mark McGill und seinen Leuten brechen mußte.
    Sie besaß noch etwas bares Geld. Mark hatte sie gut bezahlt, aber sie hatte keine großen Ersparnisse zurückgelegt. Sie konnte ja ihren früheren Beruf wieder ausüben. An jenem Abend, an dem Li Yoseph in Marks Wohnung aufgetaucht war, hatte sie einen Brief an ihre alte Schule in Auteuil geschrieben und angefragt, ob sie dort wieder eine Stellung haben könne. Man hatte ihr auch geantwortet; aber der Direktor war auf einer Ferienreise nach Südfrankreich, und sie mußte warten, bis er zurückkam und ihr Bescheid gab.
    Es wurde vier Uhr - Bradley hatte sich noch nicht gemeldet. Um sechs Uhr rief sie Scotland Yard noch einmal an, konnte aber weder Bradley noch seinen Sekretär erreichen. Der Inspektor war anscheinend im Büro gewesen, um seine Briefe zu holen. Sie fragte, wo er jetzt zu treffen sei, aber das konnte oder wollte man ihr nicht mitteilen. Sie erhielt nur zur Antwort, daß Bradley einige Minuten in seinem Zimmer gewesen sei. Ihre Botschaft war ihm wohl nicht übermittelt worden.
    Die Stunden vergingen, und Ann wurde immer besorgter.
    Um halb elf zog sie Mantel und Hut an und verließ die Wohnung. Auf der Treppe begegnete sie Mark.
    »Wo wollen Sie denn hingehen?« fragte er erstaunt.
    »Ich möchte noch einen kleinen Spaziergang machen.« »Ich werde Sie begleiten«, bot er ihr an.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte gern allein sein, Mark«, antwortete sie.
    Ihre offensichtlich gute Stimmung täuschte ihn, und die Tatsache, daß sie um diese Zeit ausgegangen war, konnte seinen eigenen Plan nur unterstützen.
    »Sehen Sie aber zu, daß Ihnen nichts passiert«, sagte er in guter Laune.
    Viertel vor elf erreichte Ann Queen's Gate. Als sie an das Parktor kam, hörte sie das Hupen eines Krankenautos, und ihre Unruhe wuchs.
    Sie sah die Gestalt eines Mannes - es war der Parkwächter. Er kam langsam auf sie zu und betrachtete sie argwöhnisch.
    »Hat es hier - eben einen Unfall gegeben?« fragte sie leise.
    »Ja, Miss, in der Nähe des Marble Arch wurde ein Mann niedergeschlagen. Aber ich glaube kaum, daß er schwer verletzt worden ist.«
    Sie nickte nur dankbar, denn sie war so aufgeregt, daß sie im Augenblick nicht sprechen konnte. Dann überquerte sie die Straße.
    Es war nur ein Fußgänger zu sehen. Er ging vorüber und sah sie von der Seite an. Wahrscheinlich hätte er sie angesprochen, wenn sie sich nicht hastig abgewandt hätte und weitergegangen wäre.
    Von welcher Seite mochte Bradley wohl kommen? Und woher drohte das Unheil? Gefahr war im Anzug - davon war sie überzeugt.
    Ein Polizist kam aus der Dunkelheit auf sie zu. Bei seinem Anblick fühlte sie sich sehr erleichtert und war nicht einmal böse darüber, daß er sie ansprach und ausfragte.
    »Sie sollten eigentlich nicht um diese Zeit hier allein im Park sein, Miss.«

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