065 - Überfallkommando
geschmacklos geworden, wo das Pulver sie berührt hatte. Es war zweifellos Kokain - sie hatte nun den Beweis, den sie brauchte.
Kapitel
19
Das Versorgungsheim oder das »Heim für verlorene Seelen«, wie Bradley es ironisch nannte, diente seiner Bestimmung nicht mehr. Als Tiser von Bristol zurückkam, fand er nur noch den Portier, der allein in der Küche vor einem kleinen Gasfeuer saß und vor sich hinbrütete.
»Sie sind alle gegangen, Mr. Tiser«, sagte er über die Schulter.
»Gegangen? Wer ist gegangen?«
Der Portier zeigte mit dem Daumen nach dem gemeinsamen Wohnraum. Langsam kam es Tiser zum Bewußtsein, daß die Insassen der Herberge nicht mehr hier waren.
»Was, sie sind alle fort?« fragte er ungläubig. »Es sollten doch noch heute drei neue kommen. Sind sie denn nicht erschienen?«
»Nein, ein paar Leute von hier haben sie heute morgen getroffen, als sie herauskamen, und da sind sie gar nicht hergekommen. Wir haben nur noch den alten Sedeman hier.«
Tiser machte ein dummes Gesicht.
»Wo ist er denn?«
»Er ist gerade beim Essen. Ich wollte Geld von ihm haben, aber da schimpfte er und drohte, mir einen gehörigen Kinnhaken zu geben. Und da ich glaubte, ein Spektakel wäre Ihnen nicht angenehm, habe ich ihn in Ruhe gelassen.«
Das Heim als solches war nicht mehr zu halten. Mark hatte viel Geld darauf verwandt; da es aber nun keinem ihm nützlichen Zweck mehr diente, hatte er einem Agenten den Auftrag gegeben, es zu verkaufen.
Tiser ging in den Gastraum und fand dort Sedeman, der bei den Resten seiner Mahlzeit saß. Der alte Mann warf ihm einen unliebenswürdigen Blick zu.
»Wir haben keinen Platz mehr für Sie, Sedeman«, sagte Tiser.
»Bilden Sie sich etwa ein, daß es mir Spaß macht, in diesem Haus der Bosheit und der Sünde zu schlafen?« fragte Sedeman böse. »Ich gebe zwar zu, daß es etwas gesünder und ruhiger ist, seit die anderen Kerle verschwunden sind. Aber sogar jetzt dürfte sich ein Mann von meiner sozialen Stellung nicht gestatten, hier zu wohnen, selbst wenn er noch so betrunken wäre - das bin ich aber, Gott sei Dank, nicht!«
Er schien jedoch schon etwas zuviel zu sich genommen zu haben, und Tiser war klug genug, ihn zu besänftigen.
»Wir freuen uns immer, wenn wir Sie hier haben, mein lieber Freund. Haben Sie etwa Mark gesehen?«
»Nein«, erwiderte Sedeman laut und winkte dem Portier, der in der Tür stand. »Geben Sie mir etwas zu trinken, Arthur.«
Tiser gab ihm ein Zeichen, daß er es tun solle.
Als er später hörte, daß Sedeman gegangen war, sagt er dem Portier, daß er ihn nicht wieder einlassen dürfe.
»Sie können ihm ja beibringen, daß das Heim jetzt geschlossen ist.«
Tiser setzte sich dann selbst mit einem großen Glas Whisky nieder, um einen Bericht über seine heutige Tätigkeit zu schreiben. Seine Reise nach Bristol war ein voller Erfolg gewesen. Glücklicherweise hatte das Syndikat - so nannte er McGills Organisation - eine große Menge Rauschgifte verborgen, bevor die großen Schwierigkeiten mit der Polizei kamen, und obwohl es schwer war, hatte er doch mit Erfolg alles verteilen können. Er war noch mit seinem Bericht beschäftigt, als die Glocke lautete. Kurz darauf trat Mark ins Zimmer und schloß die Tür hinter sich zu.
»Ist jemand im Haus?«
»Sedeman war hier, aber er ist gegangen.«
Mark biß sich auf die Unterlippe.
»Der Kerl steckt mit Bradley im Bunde - er darf nicht wieder herein.«
Tiser schob ihm seinen Bericht hin, aber Mark warf keinen Blick darauf.
»Es ist möglich, daß wir noch vor morgen früh die größten Unannehmlichkeiten bekommen. Ich habe Ann ausgeschickt, um ein Paket Koks zu holen, das in Ashdown Forest abgeworfen wurde.«
»Sie hat es doch nicht in deine Wohnung gebracht?« fragte Tiser ängstlich.
»Unterbrich mich nicht«, fuhr ihn Mark an. »Nein, sie hatte den Auftrag, es ins Wasser zu werfen. Das hat sie auch getan - aber sie hat eine Kleinigkeit in eine Büchse gefüllt und nach Hause mitgenommen. Das hat mich stutzig gemacht. Ich habe sie die ganze Zeit über beobachtet - ich traue ihr nicht mehr. Sie ist zu sehr mit Bradley befreundet. Ich glaube allerdings nicht, daß sie uns verraten wird, aber ich bin beunruhigt. Heute abend machte ich noch eine weitere Entdeckung. Sie hatte eine Verabredung mit Bradley; er hat sie in ihrer Wohnung angerufen.«
»Woher weißt du denn das?«
»Eine Mitteilung von Bradley. Ich traf den Boten, als er die Treppe heraufkam, und nahm sie ihm ab.«
Die Nachricht war
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