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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Mr. Bradley sehen könnte.«
    »In ein paar Tagen können Sie nach Paris gehen. In der Zwischenzeit müssen Sie aber hier bleiben und dankbar sein, daß Sie heute abend einschlafen und morgen wieder gesund erwachen.«
    Er wandte ihr einen Augenblick den Rücken zu und öffnete die Tür. Bevor er wußte, was vorging, hatte sie ihn am Arm gepackt und nach hinten gerissen, so daß er das Gleichgewicht verlor. Sie stieß die Tür auf und lief hinaus. Aber ehe sie die erste Stufe erreichen konnte, packte sie ein starker Arm.
    »Was geht hier vor?«
    Mark bot sich ein sonderbarer Anblick, als er sich umsah. Die schwache Treppenlampe beleuchtete Sedeman, der nur eine Hose und ein schmutziges Hemd trug. Sein großer, weißer Bart wurde von der Zugluft, die durch ein offenes Fenster kam, nach der Seite geweht. Er sah unheimlich aus; in den Händen hielt er einen schweren Stock aus Eschenholz.
    »Was soll das heißen, Mark?«
    McGill sah ihn wütend an und wollte Ann näher zur Tür ziehen. Aber mit einer Gewandtheit, die für seine Jahre erstaunlich war, sprang der Alte vorwärts und versperrte ihm den Weg.
    »Lassen Sie diese junge Dame sofort los, oder ich schlage Ihnen den Schädel ein!«
    Mark hatte schon früher eine Probe von Sedemans ungewöhnlicher Stärke erfahren und gab Ann frei. Sie stand gegen die Wand gelehnt, atemlos vor Aufregung und halb ohnmächtig.
    »Nehmen Sie sofort die Hand von Ihrer Tasche - wollen Sie wohl?« brüllte Sedeman.
    Aber Mark hatte seinen Browning schon gezogen und hielt seinen Gegner damit in Schach.
    »Gehen Sie mir aus dem Weg!«
    Ein breites Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht des alten Mannes.
    »Sie benehmen sich wie der Held einer Indianergeschichte, mein lieber Mark! Ich werde Ihnen nicht aus dem Weg gehen, und Sie werden nicht schießen. Warum? Weil auf der Straße unten, keine Hunderte Meter von hier entfernt, ein Polizist steht, der den Schuß hören könnte. Stecken Sie Ihr Schießeisen wieder ein.«
    Er hatte ganz ruhig gesprochen; aber ehe Mark sich versah, fühlte er einen Schlag, der ihm fast das Handgelenk brach. Der Browning fiel klirrend auf die Treppe.
    »Nun, Miss Ferryman, wollen Sie gehen, oder wollen Sie noch einen Augenblick hierbleiben?«
    »Ich werde gehen«, erwiderte Ann leise.
    »So dürfen Sie aber nicht auf die Straße«, sagte Mark, der sich mit erstaunlicher Schnelligkeit wieder gefaßt hatte. »Kommen Sie herunter und setzen Sie sich ein wenig in Tisers Zimmer. Ich verspreche Ihnen, daß Sie nichts mehr zu fürchten haben. Sedeman kann mitkommen - ich vermute, daß er etwas trinken will. Es tut mir furchtbar leid, Ann - ich bin ganz verzweifelt, das wissen Sie. Ich hätte das nicht getan, wenn ich nicht so bedrängt wäre und das Schlimmste fürchten müßte. Ich hätte Ihnen nichts getan - das schwöre ich Ihnen.«
    Die Beine zitterten ihr, als sie die Treppe hinunterging. Sie folgte dem alten Sedeman nach unten. Tiser saß noch immer auf seinem Stuhl und rang die Hände.
    Sedeman dagegen war in einer fast übermütigen Stimmung.
    »Die Betten hier in der Herberge sind ganz vorzüglich, mein Junge«, sagte er zu ihm, als er sich ein Glas Whisky einschenkte.
    »Versuchen Sie einmal ein wenig hiervon«, wandte er sich an Ann. Aber sie wollte nichts nehmen.
    »Es war doch ein Glück, daß ich hier war - ein wahrer Segen! Der gute Mark hatte ganz den Verstand verloren und handelte gegen seine bessere Natur - wirklich schauderhaft, ganz schauderhaft!«
    Er schüttelte traurig den Kopf, aber Ann sah, daß er den schweren Eschenstock immer noch fest umspannt hielt.
    Mark erkannte, daß er keine Gelegenheit mehr hatte, allein mit Ann zu sprechen. Was er sagen wollte, mußte er in Gegenwart des alten Sedeman sagen.
    »Können Sie mir verzeihen, Ann?«
    »Ja, ich glaube«, sagte sie mit schwacher Stimme. Sie fühlte sich plötzlich matt und müde; aller Lebensmut war von ihr gewichen. Sie war nicht einmal imstande, Haß oder Furcht zu empfinden.
    »Ich will jetzt nach Hause gehen.«
    »Also, dann wollen wir aufbrechen«, meinte Sedeman freundlich. »Ich werde Sie bis zum Ende der Straße bringen, dort stehen viele Taxis.«
    Er erhob sich und stieß den unterwürfig kriechenden Tiser beiseite, der sie bis zur Hauptstraße begleiten wollte. Mit bloßen Füßen stand er auf dem kalten Pflaster, bis sie verschwunden war. Dann kehrte er zu Mark zurück, der dumpf brütend am Tisch saß.
    »Ich habe Sie vor einer großen Dummheit und vor vielen Unannehmlichkeiten

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