065 - Überfallkommando
bewahrt, mein lieber Freund«, sagte er vergnügt.
»Glauben Sie nicht, daß ich recht habe? Bradley hat eine Verabredung mit mir um elf Uhr - und zwar hier!«
Kapitel
20
Mark hörte Sedeman zu, ohne sich scheinbar im mindesten darüber aufzuregen. Sein gleichgültiges Gesicht hätte niemand verraten können, welchen mörderischen Haß er gegen diesen Mann empfand.
»Will er die Regenröhre hinaufklettern, um Sie zu sehen?« fragte er.
Mark schloß die Tür.
»Setzen Sie sich, Sedeman«, sagte er freundlich. »Ich möchte gern von Ihnen hören, was die ganze Geschichte zu bedeuten hat. Was wollten Sie denn Bradley berichten?«
»Daß es mir gutgeht und daß ich wahrscheinlich die Nacht vorzüglich schlafen werde«, entgegnete Sedeman ernst. »Der Mann sorgt sich nämlich um mich - das ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Der Gedanke, daß ein Mensch an einen denkt ...« Er schüttelte begeistert den Kopf.
»Mit anderen Worten: Bradley zahlt Ihnen Geld, damit Sie mich beobachten - das wollten Sie doch wohl sagen? Nun, Sie werden eine leichte Aufgabe haben.« Plötzlich änderte er das Thema. »Haben Sie den alten Li Yoseph gesehen?«
»Ich habe allerhand Gerüchte gehört - es ist wirklich eine merkwürdige Sache -, die Toten kehren ins Leben zurück.«
»Er war doch niemals tot«, sagte Mark laut. »Er war ...«
»Mark!«
Er schaute sich um. Tiser stand in der Nähe des Fensters. Sein Gesicht war verzerrt vor Furcht.
»Was ist denn, du verdammter Narr?« fragte Mark wild.
»Höre doch!«
Der Klang einer Violine tönte herüber. Mark beugte den Kopf etwas vor.
»Hörst du das?«
Mark ging an ihm vorüber und riß die Vorhänge auseinander. Aber er konnte nur den schwachen Schimmer einer Straßenlaterne sehen.
»Mach das Fenster sofort auf«, sagte er ungeduldig zu Tiser.
»Mark, um Gottes willen, das wäre die größte Dummheit . Wir könnten doch jemand schicken, der ihn heraufholen soll.«
»Wen haben wir denn? Ich will auf jeden Fall hinaussehen - öffne das Fenster.«
Tiser lockerte den Riegel und versuchte ihn mit zitternden Händen zu öffnen, aber es mißlang ihm. Mark stieß ihn unsanft beiseite, riß das Fenster auf und lehnte sich hinaus. Der Klang der Violine war jetzt lauter zu hören. Als er die Straße entlang sah, entdeckte er zwischen zwei Laternen eine Gestalt.
In dem Augenblick hörte das Spiel auf, und eine rauhe Stimme ertönte. Ein Polizist trat aus dem Schatten heraus und ging quer über die Straße auf den Musikanten zu.
Die beiden auf der Straße waren zu weit entfernt; ihr Gespräch war nicht zu verstehen. Aber jetzt kamen sie langsam auf das Haus zu, und plötzlich hörten sie Li Yosephs Stimme.
»Mein lieber Freund, ich mache doch Musik für meine lieben, kleinen Kinder.«
»Für Ihre kleinen Kinder?« Der Polizist neigte sich zu dem gebückten Alten hinunter.
»Sie sind ein Fremder, nicht wahr? Nachts dürfen Sie doch nicht auf der Straße musizieren - gehen Sie jetzt weiter.«
Mark beobachtete die beiden, bis sie in der Dunkelheit verschwanden.
»Wenn der Polizist nicht dabeigewesen wäre, hätte ich den alten Esel angesprochen.« »Li Yoseph!« Sedeman war aufs höchste erstaunt.
»Sie haben ihn gesehen?« fragte ihn Mark. »Ist er nun lebendig oder tot?«
Er füllte ein Glas mit Whisky und goß nur ein wenig Sodawasser hinzu. Es war nicht leicht, Mr. Sedeman in Aufregung zu bringen. Tiser sah betrübt, wie der Whisky verschwand.
»Gut, gut!« sagte Sedeman, als er getrunken hatte. »Dieser alte Li Yoseph!«
Mark sah ihn scharf an. »Waren Sie wirklich so überrascht?«
»Ich habe es Ihnen ja gesagt«, erklärte Sedeman vergnügter denn je - McGill trat nahe an ihn heran und schaute ihn düster und versonnen an.
»Sie wußten, daß er lebt. Wo hält er sich denn auf? Seien Sie doch vernünftig, Sedeman«, sagte er dann in freundlicherem Ton. »Es hat doch keinen Zweck, daß wir gegeneinander arbeiten. Was ist los? Bradley hat ihn hierhergeschickt, nicht wahr?«
In diesem Augenblick klopfte es an die äußere Tür.
»Da kommt er selbst - Sie können ihn ja fragen.«
Tiser ging widerstrebend hinaus, um zu öffnen, Bradley kam allein. Er trat in das kleine Zimmer und grüßte Mark mit seinem undurchdringlichen Lächeln.
»Sie haben eben ein Ständchen bekommen, wie man mir erzählt? Li Yoseph ist ein äußerst zuvorkommender alter Herr, aber ich wußte nicht, daß seine Freundlichkeit so weit gehen würde, Sie musikalisch zu unterhalten.«
Bradley
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