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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gern sehe. Aber darum handelt es sich jetzt nicht. Sie entdeckte, daß jemand ihren Violinkasten geöffnet und den Bogen herausgenommen hatte - ich glaube, sie hat ihn gar nicht eingeschlossen, und da ich den einzigen Schlüssel zu der Wohnung habe, wird die Sache recht unangenehm werden. Wenn Sir Arthur hier wäre, ließe sich alles ja sehr leicht erklären. Aber wie die Dinge nun einmal liegen, komme ich in große Unannehmlichkeiten, ob ich nun schweige oder rede.«
    Ann erinnerte sich an das Violinspiel; sie wußte, wer den Bogen genommen und vergessen hatte, ihn zurückzubringen.
    »Kennen Sie Mr. Li Yoseph?« fragte sie.
    Er war über die direkte Frage erstaunt.
    »Nein - aber ich habe einen alten Herrn hereinkommen sehen. Ich dachte, er hätte die Erlaubnis, die Wohnung zu betreten. Ein Polizeibeamter hat mir auch mitgeteilt, daß ich ihn nicht hindern solle ...« Er hielt plötzlich inne, als ob ihm klargeworden sei, daß er zuviel gesagt habe.
    »Welcher Polizeibeamte war das - etwa Mr. Bradley? Kennen Sie ihn?«
    Er nickte.
    »Ja, Miss, ich kenne den Polizeiinspektor sehr gut. Ich kannte auch Ihren Bruder sehr gut.«
    Sie schaute ihn groß an. Bisher hatte sie noch nicht daran gedacht, daß auch ihr Bruder in diesem Haus aus und ein gegangen war.
    »Wie, Sie kannten Ronnie - meinen Bruder?«
    »Ja, sehr gut«, - erwiderte Ritchie. »Er schlief gewöhnlich hier in der Wohnung Mr. McGills, wenn er zuviel ...« Er vollendete den Satz nicht, aber sie wußte, was er sagen wollte.
    »Was kann ich nun für Sie tun, Ritchie? Soll ich mit Mr. McGill sprechen ...?«
    »Nein, sagen Sie ihm nichts«, unterbrach er sie schnell. »Wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, dann erzählen Sie bitte Mr. Bradley, was geschehen ist. Ich weiß, er ist Ihr Freund. Ich möchte natürlich nicht gern diese gute Stellung verlieren, auf der anderen Seite möchte ich auch nicht sagen, warum ich den alten Mann in Sir Arthurs Wohnung gelassen habe - da käme ich in noch größere Schwierigkeiten.«
    »Ich werde Mr. Bradley alles erzählen, wenn ich ihn sehe. Es tut mir sehr leid, daß Sie in solche Unannehmlichkeiten gekommen sind. Mr. Bradley kannte doch meinen Bruder gut?«
    »Ja, Miss. Er und Mr. Ferryman waren sehr gute Freunde. Das heißt, Mr. Bradley war immer freundlich und nachsichtig zu ihm. Sie gingen oft abends zusammen aus, und ich weiß, wie nahe es Mr. Bradley ging, als Ihr Bruder starb. Er hat sein Bestes getan, um ihn zu retten.«
    Ann dachte an Ronnie, als Ritchie gegangen war, und empfand große Genugtuung darüber, daß sich Marks Geschichte, mit der er sie gegen Bradley aufhetzen wollte, als Lüge erwies. Ronnie mußte durch ein Unglück ums Leben gekommen sein - vielleicht war er aus dem Boot gefallen, als er den Polizeibeamten entfliehen wollte.
    Aber dann erinnerte sie sich an den Wortlaut der gerichtlichen Erklärung: Anklage gegen einen oder mehrere unbekannte Täter wegen vorsätzlichen Mordes. Sie hatte es nicht über sich gebracht, alle Einzelheiten zu lesen; aber der Fall war eingehend untersucht worden, und die Ärzte hatten ihr Urteil abgegeben. Es war zweifellos Mord.
    Bradley war nicht der Täter, aber sie wußte auch nicht, wen sie sonst mit der Schuld belasten sollte.
    Mark? Das war undenkbar. Und doch hatte sie genügend Beweise für seine Rücksichtslosigkeit und Verwegenheit. Der alte Li Yoseph mußte es wissen. Sie erinnerte sich jetzt genau an das dunkle Zimmer in Lady's Stairs - Li hatte damals einen Augenblick gezögert, als Mark darauf bestand, daß er ihr die Geschichte erzählen sollte. Seine Antworten waren kurz und einsilbig gewesen.
    Plötzlich hörte sie ein leises Klopfen in bestimmtem Rhythmus an ihrer Wohnungstür.
    Das war Marks Signal. Sie drehte das Licht behutsam aus, schlich geräuschlos in den Flur und schob vorsichtig den Sicherheitsriegel vor. Soviel sie wußte, hatte Mark keinen Schlüssel zu ihrer Wohnung, aber nach all ihren Erlebnissen wollte sie sich keiner weiteren Gefahr aussetzen. Ihre Befürchtungen waren auch gerechtfertigt, denn gleich darauf wurde ein Schlüssel in das Schloß gesteckt und umgedreht. Die Türklinke senkte sich. Aber der Sicherheitsriegel war stark und hielt. Der Schlüssel wurde wieder abgezogen, und Ann hörte, daß sich die Tür zu Marks Wohnung schloß. Sie legte jetzt auch noch die Sicherheitskette vor.
    Bald darauf ging wieder eine Tür. Anscheinend wollte Mark noch ausgehen. Er klopfte noch einmal bei ihr an, aber sie verhielt sich ganz

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