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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ruhig.
    Das Klopfen wiederholte sich nicht. Sie löschte von neuem das Licht und ging ans Fenster, um hinauszusehen. Nach einer Weile trat Mark aus dem Haus, überquerte den Platz, schlug die Richtung nach der Regent Street ein und verschwand.
    Ann wollte sich nun zu Bett legen und schlafen, aber sie war noch zu erregt. Immer wieder mußte sie darüber nachdenken, wer Ronnies Mörder sein könnte. Es quälte sie das unwiderstehliche Verlangen, die Wahrheit darüber zu erfahren. Und es gab nur einen Menschen, der es ihr sagen konnte - Li Yoseph!
    Es war nach Mitternacht, als sie plötzlich einen wilden Entschluß faßte. Sie verwarf ihn zuerst wieder, weil es zu absurd war; aber schließlich gewöhnte sie sich immer mehr an den Gedanken, und als sie zu Mantel und Hut griff, erschien ihr der Plan ganz natürlich und vernünftig.
    Sie verließ das Haus und schlug dieselbe Richtung ein wie Mark. Es war charakteristisch für ihre Gemütsverfassung, daß es ihr ganz gleichgültig gewesen wäre, wenn sie ihn getroffen hätte.
    Die Regent Street lag verlassen da. Nur ab und zu sah sie ein Auto oder einen verspäteten Fußgänger. Sie mußte eine ziemliche Strecke gehen, bevor sie einen Wagen fand.
    Als der Fahrer hörte, daß sie nach Lady's Stairs fahren wollte, machte er ein langes Gesicht.
    »Das ist aber eine recht verrufene Gegend. Ich würde an Ihrer Stelle nicht allein dorthin gehen, wenn Sie nicht jemand dort besuchen wollen. Ich kenne das Haus - früher lebte ein alter Einsiedler dort.«
    Der Mann hatte selbst bis vor kurzem in der Nachbarschaft gewohnt.
    »Aber jetzt steht es leer, Miss. Ich war letzte Woche dort, und da wurde mir erzählt, daß der alte Li Yoseph noch nicht zurückgekommen sei.«
    Als sie die Regent Street hinunterfuhr, sah sie zwei Herren am Rand des Gehsteigs stehen. Der eine gab dem Auto ein Zeichen zu halten, da er in der Dunkelheit nicht gesehen hatte, daß es besetzt war. Als sie hinausschaute, erkannte sie Mark McGill. Erleichtert atmete sie auf. Mark wollte wahrscheinlich zu einem der Nachtklubs fahren, deren Mitglied er war.
    Ann war nur von dem einen Wunsch beseelt, Li Yoseph zu sprechen; sie fürchtete sich in keiner Weise, selbst als ihr Wagen durch die engen, schmutzigen Straßen fuhr, die in der Nähe von Lady's Stairs lagen. Sie ließ das Auto direkt vor dem Haus halten und stieg aus. Kein Licht fiel aus den schmalen, düsteren Fenstern. Die Wellen der steigenden Flut schlugen gegen die Boote, die in der Bucht festgemacht waren. Ann fröstelte leicht.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß das Haus leer ist. Sie werden wahrscheinlich niemand hier finden - höchstens einen Polizisten, der Wache hält.«
    Als sie über das Pflaster ging, kam ihr ein Gedanke, und sie kehrte noch einmal um.
    »Wenn ich in das Haus kommen kann, warten Sie bitte in der Nebenstraße auf mich.« Sie gab ihm einen Geldschein.
    Vor der Haustür suchte sie nach der Klingel. Sie erinnerte sich, daß der Knopf versteckt unter einem Gesims lag. Dabei drückte sie gegen die Tür, die sofort nachgab. Es schien fast so, als ob Li Yoseph sie erwartete. Einen Augenblick lang blieb sie unentschlossen auf der Schwelle stehen, dann betrat sie den kleinen dunklen Gang.
    Oben sah sie einen schwachen Lichtschimmer, und mit klopfendem Herzen stieg sie die Treppe hinauf. Die Tür zu Li Yosephs Zimmer stand auf - der Lichtschein drang aus diesem Raum. Von Li Yoseph selbst war nichts zu sehen. Auch sonst schien kein lebendes Wesen in der Wohnung zu sein.
    Sie stand in der Tür und überschaute das Zimmer.
    »Ist jemand hier?« fragte sie nervös.
    Aber nur das Echo ihrer Stimme antwortete ihr.
    Es herrschte einige Unordnung hier, aber im allgemeinen war es bedeutend sauberer, als Ann erwartet hatte. Erst später erfuhr sie, daß Mr. und Mrs. Shiffan hier seit einigen Tagen an der Arbeit waren, den Schmutz zu beseitigen.
    Drüben stand Lis eiserne Bettstelle. Das Bett war seit langem nicht bezogen worden. Die Fenster nach dem Wasser zu waren geputzt, sie konnte die Lichter der Dampfer auf dem Fluß sehen.
    »Ist jemand hier?«
    Diesmal hatte sie lauter gesprochen, aber wieder erhielt sie keine Antwort.
    Sie wußte nicht, welche Räume hinter den beiden Türen lagen, die von diesem Zimmer aus gingen, und sie mußte allen Mut zusammennehmen, um sich zu einem Erkundungsgang aufzuraffen. Aber kaum hatte sie einen Schritt auf die eine Tür zu gemacht, da verlosch das einzige Licht in dem Raum, und sie befand sich in vollkommener

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