065 - Überfallkommando
McGill.«
Mark schaute ihn haßerfüllt an, aber dann entfernte er sich achselzuckend. Sie hörten, wie er seine Tür heftig zuschlug.
»Haben Sie irgendwelche Verwandten oder auch Freunde in London, Ann?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Dann müssen Sie in ein Hotel ziehen - heute nacht werden Sie ja wohl hier sicher sein. Aber morgen müssen Sie in aller Frühe diese Wohnung verlassen. Haben Sie genügend Geld?«
»Ich habe das zu Unrecht erworbene Geld«, sagte sie niedergeschlagen. »Hoffentlich muß ich nicht viel davon anrühren. Ich möchte morgen nach Paris fahren.«
»Ich würde es gern sehen, wenn Sie London vorläufig nicht verlassen«, erwiderte er schnell. »Ich möchte McGill überführen, aber der eigentliche Grund liegt in meiner persönlichen Eitelkeit. Ich möchte Sie überzeugen, daß Ronnie .«
Sie unterbrach ihn durch eine Handbewegung.
»Wenn Sie wollen, daß ich so lange bleibe, bis Sie sich von diesem ungerechtfertigten Verdacht befreit haben, dann könnte ich schon in dieser Minute abreisen.«
»Ist das Ihre wirkliche Überzeugung? Sie haben nicht mehr den geringsten Argwohn gegen mich?«
»Nein!«
Er schwieg eine Weile.
»Erinnern Sie sich noch an unsere erste Begegnung in der Wohnung des alten Li? Damals sagten Sie, Sie würden nicht wieder glücklich werden, bis Sie den Mörder Ihres Bruders aufs Schafott gebracht hätten.«
Sie zitterte.
»Ich glaube, ich fühle heute nicht mehr so - das war eine leere Phrase. Allmählich verstehe ich, wie schrecklich das alles ist, und ich ahne die Zusammenhänge.«
Sie schwiegen beide eine Weile. Er schien sie ungern allein zu lassen, und sie sah ihn ungern fortgehen.
»Alles, was mit dem Gesetz zusammenhängt, ist nicht angenehm«, sagte er. »Sie erinnern sich noch daran, wie wir das vor dem Polizeigericht erfuhren? Würde es Ihnen unmöglich sein« - es wurde ihm schwer, die Frage zu vollenden -, »einen Detektiv zu heiraten?« Als sie ihm keine Antwort gab, fuhr er fort: »Was auch immer geschehen mag, ich werde am Ende dieses Jahres aus der Polizeitruppe ausscheiden. Es ist mir die Leitung einer großen Kaffeeplantage in Brasilien angeboten worden. - Sie wissen wahrscheinlich noch nicht, daß ich ein Spezialist für Kaffee bin?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Das wäre Ihnen doch angenehmer, als die Frau eines Polizeibeamten zu sein?«
Ann sah ihn nicht an.
»Ja, ich glaube. Denken Sie daran, sich zu verheiraten, Mr. Bradley?«
Sie zwang sich dazu, ihn anzusehen.
»Ja, ich habe diese Absicht. Es ist nur die Frage, ob das Mädchen, das ich gern zur Frau hätte, mich auch mag.«
»Ich glaube, Sie müssen jetzt gehen, Mr. Bradley«, sagte sie und öffnete die Tür. »Halb vier Uhr früh ist nicht gerade die beste Zeit, sich über Heirat und dergleichen zu unterhalten.«
Aber er blieb noch einen Augenblick stehen.
»Trinken Sie eigentlich Kaffee gern?«
Sie antwortete ihm erst, als er außerhalb ihrer Wohnungstür stand. »In Zukunft werde ich nichts anderes trinken«, sagte sie und schloß schnell die Tür.
Kapitel
22
Ann war sehr erstaunt, als Mark am nächsten Morgen bei ihr anrief und fragte, ob er zu ihr rüberkommen dürfe, aber sie blieb merkwürdig unberührt von seinem Ansinnen. Neue Kraft und neuer Lebensmut waren in ihr erwacht. Sie gestattete ihm zu kommen und begrüßte ihn mit einem fast fröhlichen »Guten Morgen«. Als er begann, sich wegen seines gestrigen Verhaltens zu entschuldigen, unterbrach sie ihn.
»Das war das Ende unserer Freundschaft, Mark«, sagte sie ruhig.
»Sie endete ja eigentlich schon vor langer Zeit - als ich entdeckte, daß Sie meine Unkenntnis mißbrauchten.«
Er machte nicht die geringste Anstrengung, dagegen zu protestieren, sondern betonte obendrein noch die Art seiner Geschäfte.
»Man kann viel Geld damit verdienen und hat wenig Konkurrenz«, meinte er kühl. »Ich hatte den Handel gerade organisiert, als Bradley das Dezernat für Rauschgifte erhielt. Es wird Jahre dauern, bis ich die Verluste überwunden habe, denn in der Zwischenzeit ist ein neuer Händler aufgetaucht. Ich hätte meine Organisation für hunderttausend Pfund verkaufen können. Ich hoffte auch, jemand zu finden, der mir ein gutes Angebot machte. Aber als ich unter polizeiliche Beobachtung kam, wurden mir alle Agenten von diesem großen Unbekannten abspenstig gemacht - das heißt, daß in kurzer Zeit jemand auf Grund meines Verstandes und meines Fleißes reich werden wird.«
Mark kam auf den eigentlichen Zweck seines
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