0650 - Bestien in New York
er hatte begriffen.
Ohne zu zögern senkte er den Helikopter zur Landung.
Es war nicht einfach, weil er eine freie Fläche suchen musste. Sehr dicht glitt er über die Gipfel der Wälder hinweg und schaffte es, die Maschine zwischen zwei Waldstücken aufzusetzen.
Ein Ruck ging durch den Helikopter, als die Kufen aufsetzten. »Und jetzt?«, keuchte der Mann.
Eine Antwort erhielt er nicht. Der Werwolf drückte den Ausstieg auf, trat ins Freie und drehte sich noch einmal um. In seiner Hosentasche steckte noch eine Handgranate, die er einem seiner Bewacher abgenommen hatte. Davon wusste der Pilot nichts.
Er war mit sich selbst beschäftigt und bekam auch nicht mit, wie die scharf gemachte Handgranate in den Innenraum hineinrollte - und detonierte.
Der Pilot sah noch einen Blitz, mehr nicht.
Plötzlich entstand dort, wo der Hubschrauber gelandet war, eine gewaltige Feuerwolke, umschwebt von dunklem Qualm, der aussah wie Tücher, die immer mehr auseinander flatterten und trotzdem ihre wolkenartige Form behielten.
Gegen den Luftdruck war auch die Bestie nicht gefeit. Nur warf er sie nicht um. Sie konnte sich auf den Beinen halten, rannte nur noch schneller und war wenig später in den tiefen Wäldern verschwunden.
Bis zu einer kleinen Lichtung gelangte sie. Dort hielt sie an und ließ sich fallen.
Sie richtete den Kopf in die Höhe.
Über ihr schwebte der Mond. Er sah so aus, als würde er von mehreren Bändern gehalten.
Und einen Moment später wehte ihm ein unheimliches Heulen entgegen, ein Gruß der Bestie an den Kraftspender.
Das Heulen blieb für eine Weile. Als Echo rollte es über die Bäume hinweg.
Als es verklungen war, blieb die Bestie noch sitzen. Nicht weil sie dem Ton nachlauschen wollte, es war ein anderer Grund, der sie an den Boden fesselte.
In seinem Hirn vernahm der Werwolf eine menschliche Stimme, die Stimme einer Frau.
»Ich habe dir doch gesagt, dass wir noch voneinander hören werden. Jetzt gehörst du mir, mein Freund…«
***
New York!
Mal wieder, dachte ich, denn in der letzten Zeit hatten mich einige Fälle in die Stadt an der Ostküste der Staaten geführt. Was mich jetzt erwartete, wusste ich nicht. Mir war nur eines klar: Ich würde sie wiedersehen, Nadine Berger. Nicht in der Gestalt einer Wölfin, sondern in der eines Menschen.
Mein Gott, ich war aufgeregt. Fast den gesamten Flug über hatte ich mir dieses Wiedersehen vorgestellt, wie es wohl ablaufen könnte. Wie würde Nadine aussehen? Hatte sie sich verändert? War sie viel älter geworden oder hatten ihr die Zeiten, in denen sie sich als Wölfin bewegte, nichts ausgemacht?
Nur sie wusste, dass ich in New York eintraf. Nein, doch nicht. Sicherheitshalber hatte ich noch meinen Freund Abe Douglas angerufen, einen G-man, mit dem ich oft genug zusammengearbeitet hatte und dem ich hundertprozentig vertrauen konnte.
Er würde sich zurückhalten, hatte allerdings die Order erteilt, dass man mich nach der Landung durch einen anderen Zugang schleuste und keinen Anstoß an meinen Waffen nahm.
Ich hatte versucht zu schlafen. Ohne großen Erfolg.
Damals hatte sich Nadine Berger für mich geopfert und den sicheren Hort der Familie Conolly verlassen, vor allen Dingen Johnny, mein Patenkind, für das sich die Wölfin verantwortlich gefühlt hatte. Ich war ihr ungemein dankbar, denn wäre sie nicht in das Maul des Riesen Brân hineingegangen, wäre ich weiterhin als sehr alter Mann umhergelaufen und hätte meine Arbeit nicht mehr fortsetzen können.
Jetzt schien sie Hilfe zu benötigen. Ich wusste natürlich nicht, um was es ging, konnte mir aber vorstellen, dass sie nicht gerade ein Freund der Werwölfe war. Zudem hatte sie durch ihr langes Dasein in der Veränderung viel an Informationen erhalten, was die Werwölfe anging. Sie wusste jetzt sicherlich mehr über Fenris, den Götterwolf, über Morgana Layton, seine Dienerin, und auch über die Verbindung der beiden zu der geheimnisvollen Königin von Saba.
Wenn sie sich jetzt tatsächlich in irgendwelchen Schwierigkeiten befand, war es einfach meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, etwas dagegen zu tun.
So sah ich es, nicht anders.
Nadine hatte sich am Telefon nicht ausgelassen, aber grundlos rief sie nicht an.
Ich saß am Fenster und konnte in die Tiefe schauen. Unter mir lag der gewaltige Komplex des Airports, ein Areal und eine Stadt für sich, wo alle internationalen Maschinen landeten.
Dass ich in den vergangenen Minuten mein Verhalten geändert hatte, war auch meinem
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