0650 - Seelenfeuer
Shackleton war sicher gewesen, daß ihm dann nichts passieren konnte.
Hacker, die an hochbrisante Informationen gelangten, waren meist sehr rasch das Ziel diverser Geheimdienste, die entweder versuchten, ihnen diese Informationen zu entreißen, oder sie daran zu hindern, diese Infos an andere interessierte Kreise weiterzugeben; oft beides zugleich. Und das schloß auch Mord nicht unbedingt aus.
In diesem Fall waren es vermutlich Agenten der Ewigen, die versuchen würden, Kreis aufzuspüren. Da er in seinem heimischen Wohnort nicht mehr zu finden war, mußten sie ihn zwar in Texas vermuten, aber ihn zu finden, würde ihnen trotzdem schwerfallen, weil sie ihn sicher eher in einem Hotel vermuteten als in einer Wohnung, die zwar der Tendyke Industries gehörte, aber als Privatbesitz getarnt und eingetragen war.
Aber jemand mußte davon erfahren haben.
Wie? Durch wen? Wo befand sich die undichte Stelle?
Welche Sicherheitsvorkehrungen für Kreis getroffen worden waren, war natürlich in Shackletons Computer gespeichert. Und genau diese Datei war aufgerufen worden.
Deshalb also hatte Jane Taylor sterben müssen. Sie hatte nur das Pech gehabt, anwesend zu sein.
»Verdammte Schlankheitskur«, murmelte Shackleton. »Wärst du mit hinunter in die Kantine gekommen, könntest du noch leben…«
Und vielleicht wäre der Eindringling dann auch nicht an den Computer gelangt. Denn in diesem Fall hätte Shackleton Büro und Vorzimmer verriegelt.
Allerdings, wer es schaffte, unkontrolliert in das Gebäude einzudringen und sich darin unbehelligt zu bewegen, der würde vielleicht auch den Sicherheitscode knacken.
»Wir müssen auf jeden Fall die Polizei einschalten, Rhet«, seufzte Shackleton etwas später. »Es hat einen Mord gegeben, den können wir nicht einfach unter den Tisch fegen. Es ist nur ärgerlich, daß wir dann die Polizisten in unseren heiligen Hallen haben und die überall herumschnüffeln und dumme Fragen stellen, die kein Mensch beantworten will und darf. Sheriff Gromit…«
»Vergessen Sie Sheriff Gromit«, sagte Riker. »Ich werde mit Detective Spencer reden.«
»Warum ausgerechnet Spencer? Wer ist der Mann?«
»Einer, der schon lange nicht mehr befördert wurde, weil er eine ungelöste Sache mit sich herumschleppt und nichts dazu beitragen will, sie zu lösen. Kann er auch nicht; er würde sich vermutlich lächerlich machen. Es war eine Sache, an der auch dieser Troubleshooter aus Frankreich beteiligt war, unser aller spezieller Freund Zamorra.«
»Hat Spencer genug Einfluß, uns Ärger vom Hals zu halten?«
Riker grinste.
»Keine Ahnung. Aber er dürfte diesen Dingen einigermaßen aufgeschlossen gegenüberstehen. Vielleicht wird er schon aus eigenem Interesse den Deckel draufhalten. Ich rede mit ihm. Dann sehen wir weiter.«
»Und ich werde sehen, was mit Kreis ist. Der Mörder kennt seinen Aufenthaltsort. Ich habe schon anrufen lassen. Mal nachfragen, wie die Antwort lautet.«
Ein paar Minuten später kannte er sie - beziehungsweise eben nicht.
Die Männer, die er abgestellt hatte, um auf Kreis aufzupassen, hatten sich weder auf telefonische Anfrage noch über Funk gemeldet.
Und auch im Apartment des Studenten hob niemand den Telefonhörer ab…
***
Als Taran ein zweites Mal das Apartment erreichte, wimmelte es von Menschen. Diesmal war er in seiner Originalgestalt erschienen; er kannte seine Zielumgebung jetzt und brauchte sich nicht an einer Person zu orientieren, deren Aussehen er automatisch annahm.
Aber er zog sich sofort wieder zurück. Er wollte nicht entdeckt werden. Man würde ihm nur Fragen stellen, die er nicht beantworten wollte.
Zumindest nicht diesen Leuten.
Aber er bekam mit, daß der Mann, den er hatte warnen und nach Möglichkeit vor fremdem Zugriff schützen wollen, entführt worden war.
Wenigstens sprach nichts dafür, daß er getötet worden sei, was die Menschen im Apartment erleichterte. Sie gehörten zur Sicherheitsabteilung der Organisation, die den Menschen namens Stefan Kreis für sich rekrutiert hatte.
Der Polizei, die für solche Fälle eigentlich zuständig war, wie Taran meinte, schien man nicht zu trauen und hatte sie daher nicht hinzugezogen.
Er überlegte, ob er den Leuten nicht doch einen Tip geben sollte.
Aber sie würden eben Fragen stellen. Und er wollte sich nicht verhören lassen.
Vielleicht war es besser, einen alten Freund einzuschalten, den er schon lange nicht mehr gesehen und dem er einst viele Jahre lang treu gedient hatte: Professor
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