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0650 - Seelenfeuer

0650 - Seelenfeuer

Titel: 0650 - Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie stürzte, kroch auf die Regenbogenblumen zu und erreichte sie nicht. Alles in ihr war nur noch ein verzehrender Brandherd, der an ihrem Inneren fraß. Nur den Körper ließ das Feuer unversehrt.
    Doch das wäre Nicole beinahe lieber gewesen.
    Das Seelenfeuer wurde ihr und Zamorra zum Verhängnis.
    ***
    Kreis fuhr herum. Er starrte direkt in das Gesicht des Ureinwohners. In dem zerklüfteten, dunklen Aborigine-Gesicht zeigte sich ein kaum merkliches Lächeln. Der nackte Körper des Mannes war stellenweise mit weißer und bunter Farbe bemalt. Kreis verstand die eigenartigen Muster nicht, aber irgendwie faszinierten sie ihn.
    »No, Sir«, sagte der Aborigine. »Sie sollten diesen Baum nicht verletzen. Er hat es nicht verdient, daß ihm ein gesunder Ast abgebrochen wird. Was würden Sie davon halten, wenn Ihnen jemand einen Arm oder ein Bein ausreißen wollte?«
    »Wer sind Sie?« erkundigte Kreis sich.
    »Shadongooro«, sagte der Dunkelhäutige. »Aber das ist für euch Weißburschen viel zu schwierig auszusprechen. Eure simplen Gemüter können so komplizierte Namen nicht richtig aussprechen. Nennen Sie mich einfach Shado.«
    »Shadongooro«, echote Kreis. Aber es stimmte; er konnte den Namen nicht so artikulieren, wie es der Aborigine selbst getan hatte. Da war eine Melodie in den Silben, die schwierig nachzuvollziehen war. »Shado«, murmelte er. »Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
    »Ich bin ein Yolngu. Ich lebe manchmal hier. Manchmal auch dort oder anderswo. Sie sollten diesen Baum nicht verletzen.«
    Stefan Kreis nannte jetzt auch seinen Namen.
    »Verzeihen Sie meine Unwissenheit«, bat er und mußte zu seiner Überraschung feststellen, daß sein Englisch, auf das er eigentlich stolz sein konnte, gegenüber dem des Yolngu tatsächlich etwas holperiger und akzentbehaftet klang. Dabei sah dieser nackte, bemalte Mann gar nicht danach aus, als hätte er jemals eine Schule besucht.
    »Befinde ich mich auf heiligem Boden? Ich meine, auf verbotenem Gebiet, in einer Tabuzone oder so ähnlich?« fuhr Kreis fort. »Wenn, dann war es nicht meine Absicht. Ich will gar nicht hier sein.«
    »Ich weiß«, sagte Shado. »Deine Gedanken wohnen an einem Ort weit entfernt. Nur dein Körper und deine Fähigkeit zu denken sind hier, Weißbursche. - Schätze, Sir, Sie brauchen ein wenig Hilfe. Sie sehen aus wie jemand, hinter dem jemand her ist.«
    Kreis nickte nur.
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte Shado. »Aber Sie müßten auch etwas dazu tun.«
    »Und das wäre? - Wer sagt mir überhaupt, daß ich Ihnen vertrauen kann?«
    »Niemand sagt das«, erwiderte Shado. »Es ist Ihre Entscheidung, Mister Kreis. Aber wenn diese Entscheidung positiv ausfällt, werde ich Ihnen helfen können. Vorausgesetzt, Sie…«
    Da trat die blonde Frau in ihrem hautengen roten Overall aus dem Unterholz hervor.
    »Shy«, murmelte Kreis. »Lassen Sie mich endlich in Ruhe. Oder bringen Sie mich zurück.«
    »Nein«, sagte Shirona. Sie wandte sich dem Aborigine zu. Die beiden schienen zu Denkmälern zu erstarren. Sie bewegten sich nicht mehr, sahen sich nur an.
    Jetzt, dachte Kreis, sollte ich die Chance nutzen und verschwinden.
    Aber er konnte es nicht.
    Er war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen.
    Während Shadongooro und Shirona gegeneinander kämpften.
    Nur mit der Kraft des Geistes…
    ***
    Stygia erreichte den Ort, an dem ihre Falle sich befand, in die der Feind getappt war.
    Sie sah, daß sie es geschafft hatte.
    Professor Zamorra war verloren.
    Seine Seele brannte.
    Sein Körper war unversehrt und würde es bleiben. Das höllische Feuer fraß an einem anderen Teil seines Ich. Und es würde eine Ewigkeit lang fressen.
    Zamorra würde nicht sterben.
    Das konnte er nicht, seit er vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken und dadurch die relative Unsterblichkeit erlangt hatte. [11]
    Nur durch physische Gewalt konnte er getötet werden.
    Aber was ihm jetzt zustieß, war nur psychische Gewalt.
    Und die wirkte weit schlimmer.
    Es war eine endlose Qual, ein Alptraum, der niemals ein Erwachen zuließ.
    Das Seelenfeuer würde bis in alle Ewigkeit an Zamorra fressen. Er war verdammt für alle Zeiten.
    Seiner Gefährtin Nicole Duval erging es nicht anders.
    Stygia lachte wild auf.
    Es war tatsächlich gelungen!
    Sie hatte schon längst nicht mehr damit gerechnet.
    Aber es hatte nun doch noch funktioniert. Vielleicht ein Zufallstreffer - aber auf jeden Fall ein Voll treffer!
    Ihr größter Feind war verloren.
    Der größte Feind der gesamten

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