0651 - Die Rache der Wölfin
würde. Da ist dann nichts Menschliches mehr in ihr. Nicht der Schimmer einer menschlichen Seele. Daran musst du denken, meine Liebe. Das ist es, was ich meine. Sie wird töten, sie wird…«
»Ja, ja, hör auf!« Sheila konnte nicht mehr sitzen bleiben. Sie sprang auf und lief ins Haus.
Bill schaute ihr trübe nach. Er fühlte sich mies, und die sommerliche Sonne kam ihm nicht mehr so hell vor…
***
Sie hockten sich einander gegenüber hin und schauten sich an!
Auf der einen Seite die funkelnden Augen der Morgana Layton, auf der anderen der düstere Blick des Vampirs Will Mallmann auf dessen Stirn das rote D etwas in den Hintergrund getreten war und sich kaum noch von der Haut abhob.
In den letzten Minuten hatten sie kaum miteinander gesprochen, ein jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und sie waren außerdem froh, die Reise überstanden zu haben.
Das hieß im Klartext: Sie hatten ihr Ziel erreicht. England - London, und dort hielten sie sich verborgen.
Dieses Versteck sollte nur eine Übergangslösung sein und es war auch nicht sicher, dass Will Mallmann es schon einmal benutzt hatte, als er London überfiel.
Morgana und er verbargen sich in einem der alten Bunker aus dem letzten Weltkrieg, die noch immer nicht abgerissen worden waren und teilweise als Lagerstätten für gewisse Waren dienten, über die man in der Öffentlichkeit besser nicht sprach.
Dieser Bunker war leer, er gehörte ihnen, und hier sollte sich einiges entscheiden.
»Nun?«, fragte Mallmann.
Die Layton lächelte kalt. »Du willst eine Entscheidung von mir haben, nicht wahr?«
»So ist es.«
»Sie gehört mir.«
Mallmann dachte nach. Er ließ Morgana bewusst schmoren, dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, ob du das so behaupten kannst, Morgana. Gehört sie dir wirklich?«
»Ja, sie hat…«
»Nein, Morgana, sie hat dir nie gehört. Niemals, das weißt du genau. Sie hat einfach…«
»Sie war eine Wölfin.«
»Mit der Seele eines Menschen. Nadine Berger hat sich immer gegen dich gestellt, sie stand an der Seite unserer Feinde. Hast du das eigentlich vergessen?«
Morgana Layton wischte wütend mit der rechten Hand durch die Luft und brachte die über ihr hängende nackte Glühbirne in pendelnde Bewegungen.
Dadurch warf die Lampe Licht und Schatten. Beides vereinigte sich zu einem gespenstischen Reigen, um den sich der Vampir nicht kümmerte. »Hör zu, Morgana. Ich habe dir meine Pläne erklärt. Wir werden Schritt für Schritt vorgehen und Nadine Berger ist für mich der erste Schritt in die entsprechende Richtung. Ist dir das mittlerweile klar geworben? Kommst du damit zurecht?«
»Nur schwer.«
»Dann kann ich dir leider nicht helfen. Ich werde jedenfalls von meinen Plänen nicht abgehen.«
Sie schlug mit der Faust auf den primitiven Tisch, der die beiden trennte. »Habe ich nicht die älteren Rechte?«
»Nein, Morgana, die hast du nicht. Außerdem darfst du nicht vergessen, wer dir geholfen hat, alles in die Reihe zu bringen. Ich habe dank meines Könnens für den reibungslosen Transport gesorgt. Wenn wir die Berger erst einmal so weit haben, wie wir es wollen, dann ist das auch der erste große Schritt zu Sinclair und dessen Vernichtung. Wir können ihn nicht direkt angreifen, er ist einfach zu raffiniert und schlau, zudem besitzt er verdammt brisante Waffen. Deshalb sind wir gezwungen, diese Umwege zu gehen, die letztendlich keine sind, das weißt du selbst. Nur der Erfolg gibt uns Recht.«
»Den ich ebenfalls haben will.«
»Kannst du ebenso wie ich. Wir sollten ihn uns teilen. Denke nach. Ich bin ein Vampir, du bist eine Werwölfin. Wir haben bisher auf verschiedenen Wegen gekämpft, allerdings gegen dieselben Feinde. Was hindert uns daran, uns zusammenzutun und als geballte Macht gegen die Feinde anzutreten? Nur der reine Egoismus? Den sollten wir mittlerweile vergessen haben. Es gibt wichtigere Ziele.«
»Du willst sie für dich«, erklärte die Layton, »und das wiederum stört mich daran.«
Mallmann lehnte sich zurück. »Warum stört es dich?«
»Sie war eine Wölfin.«
Der Vampir drückte sich wieder hoch. Er strich dabei mit der Handfläche über sein pechschwarzes Haar, das sehr kurz geschnitten und wie ein dicker Schatten auf seinem Kopf wuchs und im glatten Gegensatz zu seiner bleichen Haut stand. Zur Stirn hin zielte es wie die Spitze eines Dreiecks. »Ja, sie war eine Wölfin. Ich wiederhole mich noch einmal. Sie hat nie auf der Seite der Werwölfe gestanden. Nadine hat euch stets
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