0651 - Die Rache der Wölfin
»Es gibt sie aber, lass dir das gesagt sein.«
»Du möchtest Nadine sehen, nicht wahr?«
Bill nahm seine dunkle Brille ab und schaute Sheila erstaunt an. »Du etwa nicht?«
»Das weiß ich nicht. Bill, ich bin mir nicht sicher. Vielleicht ist es besser so, wenn man sie nur in Erinnerung behält.«
»Als Wölfin?«
»Ja.«
Bill verzog den Mund. »Über deine Gedanken wundere ich mich, Sheila. In der Tat.«
Sie stöhnte leise auf. »Sieh es mal logisch, Bill. Was soll Nadine hier bei uns?«
»Hm.« Bill überlegte. »Das braucht doch nicht bei uns zu sein. Ich würde es ihr gönnen, wenn sie ein zweites Zuhause findet. Also da wäre ich voll dabei.«
»Du würdest aber mit ihr in Kontakt bleiben?«
»Nicht nur ich, auch andere. Ich kann mir vorstellen, dass John Sinclair ebenso denkt.«
»Wie könnte sie uns denn helfen?«
»Durch ihr Wissen, Sheila. Ich bin davon überzeugt, dass sie nicht alles vergessen hat, was sich in ihrer nahen Vergangenheit abspielte. Ich rechne mit ihr, ich habe sie nicht abgeschrieben. Nur hat sich niemand um ihren Aufenthaltsort gekümmert, was ich eigentlich auch schade finde. Deshalb müssten wir allmählich Nachforschungen anstellen. Ich finde, dass sie sich lange genug versteckt hält.«
»Lass sie doch erst einmal.«
Bill lächelte. »Du sprichst wie Jane oder Glenda. Auch sie sind nicht begeistert.«
»Nein, nein, ich denke anders. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt in das Gefüge hineinpasst, das wir uns in den letzten Jahren aufgebaut haben. Als Wölfin haben wir uns an sie gewöhnt, da wurde sie akzeptiert. Sie als einen Menschen zu sehen wäre schwieriger.«
»Für dich?«
»Nicht allein.«
Der Reporter stand auf und reckte sich. »Ist egal, ich werde ein paar Runden drehen.«
»Tu das.«
Die Conollys hatten sich einen Pool bauen lassen, denn das Gelände hinter dem Haus war groß genug. Sheila schaute ihrem Mann nach und dachte daran, dass er zugenommen hatte, ebenso wie sie.
Auch an ihrer Figur war der Urlaub nicht spurlos vorübergegangen.
Als Bill unter der Dusche stand, meldete sich das tragbare und drahtlose Telefon neben dem Tisch.
Bill hörte nichts, außerdem verschwand er in den Fluten des Pools.
Sheila nahm ab und hörte die Stimme ihres Freundes Suko. »Du bist es, das ist aber selten.«
»Wieso?«
»Wir haben lange nichts mehr voneinander gehört. Was ist eigentlich mit John? Lebt er noch?«
»Der ist in New York. Oder befindet sich bereits auf dem Rückflug. So genau weiß ich das nicht.«
»Was hat er in den Staaten getan?«
»Er wollte Nadine Berger treffen.«
Auf einmal wurde Sheila blass. »Was wollte er dort?«, flüsterte sie. »Sag das noch mal.«
»Nadine treffen.«
Sie schluckte und schwieg. Feine Schweißtropfen lagen auf ihrer Stirn. Sie dachte an Bills ungutes Gefühl und an das Gespräch, das sie mit ihrem Mann wegen Nadine Berger geführt hatte. Dazu passte Sukos Anruf wie der berühmte Deckel auf den Topf.
»He, du sagst nichts. Bist du noch da?«
»Klar, Suko, ich höre zu. Es ist nur so, Bill und ich haben uns vorhin über Nadine unterhalten.«
»Das ist verständlich.«
Sheila räusperte sich. »Okay, John kümmert sich um Nadine. Er hat sie also getroffen. Nur so oder…«
»Nicht nur so. Nadine rief an. Sie brauchte seine Hilfe. Er flog hin und hat es wohl nicht geschafft.«
»Was nicht geschafft, Suko?«
Der Inspektor räusperte sich. »Er konnte zumindest eine Entführung nicht verhindern.«
Sheila atmete zischend. »Nadine und entführt? Von wem, zum Henker? Wer hat sie…?«
»Morgana Layton!«
Sheila schwieg. Diese Antwort hatte sie schwer getroffen, denn damit war nicht zu rechnen gewesen.
»Morgana Layton hat sich an Nadine Berger schadlos gehalten. Zwischen den beiden stand noch eine alte Rechnung offen, die wollte Morgana begleichen.«
»Was sie wohl auch geschafft hat.«
»Keine Ahnung. Von der Hand weisen können wir es nicht, Sheila. Jedenfalls ist sie verschwunden und wie ich hörte, wird die Spur wohl wieder nach London führen.«
»Woher weißt du das?«
»John informierte mich. Er ist ziemlich von der Rolle. Nadine wurde wohl vor seinen Augen entführt, und die Layton hat es zudem geschafft, Werwölfe zu mobilisieren. Ich weiß nicht, Sheila, ob ihr damit konfrontiert werdet. Sollte das der Fall sein, gebt höllisch Acht. Mann kann nie wissen, was mit Nadine geschehen ist.«
Sheila spürte ein Würgen in ihrem Hals. »Meinst du denn, dass es schief gelaufen sein kann?«
»Was ich
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