0651 - Die Rache der Wölfin
widerstehen.
Wie lange würde man sie schmoren lassen? Wann endlich hatten sich ihre beiden Feinde entschieden? Und was würde dann auf sie zukommen? Nadine war mehr als überrascht gewesen, plötzlich Will Mallmann, den Vampir, zu sehen. An die Möglichkeit, dass er sich mit Morgana Layton verbinden konnte, hatte sie nicht gedacht. Das war ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen, aber sie hatte wiederum feststellen müssen, dass die dämonischen Wesen nicht nur quer, sondern schon um zahlreiche Ecken herum dachten und für eine grausame Überraschung immer gut waren.
So schwer es ihr auch fiel, aber Nadine ging davon aus, dass man sie nicht mehr als Mensch herumlaufen lassen würde. Die Zeiten waren vorbei. Sie würde ihren Feinden Tribut zollen müssen. Das Schicksal, das vor ihr lag, konnte sie nur als grauenvoll bezeichnen, einen anderen Ausdruck gab es nicht.
Deshalb spürte sie die Angst.
Es fiel ihr nicht leicht, normal Luft zu holen. Ständig war dies von einem gewissen Druck begleitet.
Herzklopfen hatte sie außerdem noch.
In welche Richtung führte der Weg? Vampir oder Werwolf?
Eine dritte Möglichkeit gab es nicht. Diese Bestien hatten sie nicht grundlos verschleppt.
Wann würden sie kommen? Und wer würde erscheinen? Mallmann oder die Layton? Vielleicht auch beide?
Sie rechnete mit allem und sie dachte trotz der würgenden Angst darüber nach, wie sie sich verteidigen sollte, denn sie wollte sich nicht wehrlos ergeben.
Aber kam sie gegen derartige Bestien überhaupt an? Ohne Waffen gegen zwei der schrecklichsten Schwarzblüter?
Nein, das war unmöglich. Da machte sich Nadine auch nichts vor. Sie konnte nur auf Hilfe von außen hoffen. Da gab es John Sinclair und seine Freunde.
Woher sollten sie wissen, wohin man sie verschleppt hatte? Vielleicht befand sich John noch in New York und suchte sie dort. Immer wenn sich ihre Gedanken mit dem Geisterjäger beschäftigten, dachte sie an die letzten schönen Stunden, die sie mit ihm verlebt hatte und die so wunderbar gewesen waren.
Danach war es dann über sie gekommen wie eine kalte Dusche. Da hatte die Layton zugeschlagen und sie entführt. Ein verfluchter Plan, der voll aufgegangen war.
Immer dann, wenn Nadine tief Luft holte, überkam sie der Eindruck, dass der Sauerstoffgehalt der Luft abgenommen hatte. Er hielt nicht ewig in diesem verdammten Verlies. Wollten die beiden Schwarzblüter sie kurzerhand ersticken lassen?
Nadine traute ihnen alles zu, obwohl sie ihnen als lebende Person sicher mehr genützt hätte.
Wenn sie sich von der Wand abdrückte und zwei Schritte nach vorn ging, erreichte sie die Tür, wo sie jedes Mal ein kleines Echo hinterließ. Zu Beginn ihrer Gefangenschaft hatte sie mit den Fäusten gegen das Metall getrommelt, ohne jedoch einen Erfolg zu erreichen. Nur die Hände schmerzten stärker.
Die Tür schloss fugendicht und es war auch die verfluchte Dunkelheit, die sich zu ihrer Angst gesellte und diese noch mehr verstärkte, sodass der Druck zwischen Magen und Kehle nicht weichen wollte.
Bisher hatte sie die Geräusche produziert. Das änderte sich plötzlich, als wieder dieses leise Echo an ihre Ohren drang.
Diesmal von außen!
Es war jemand an der Tür!
Noch einmal holte Nadine tief Luft, bevor sie starr stehen blieb und mit angehaltenem Atem abwartete.
Von außen her kratzte etwas über das Metall. Da diese Masse ein guter Leiter war, konnte sie es deutlich hören. Die Finger oder was immer es sein mochte, zogen ihre Bahnen von oben nach unten, bis sie dort zur Ruhe kamen, wo sich das Schloss befand.
Und dort knarrte und scharrte es.
Ein Schlüssel drehte sich von außen. Das Geräusch hatte Nadine zurück bis gegen die Wand getrieben, die ihr Rückendeckung gab. Eine sehr lächerliche Deckung, denn niemand konnte ihr helfen.
Dafür zog jemand die Tür auf.
Sie sah es nicht, sie hörte nur die Geräusche. Wer kam?
Nadine rührte sich nicht. Ihre Sinne jedoch waren gespannt und glichen kleinen Sensoren, die nach vorn gerichtet waren, um es herauszufinden.
Auf Morgana Layton war sie irgendwie fixiert, die nahm sie wahr, aber ihre Strömung wehte ihr nicht entgegen.
Mallmann war gekommen!
Nadines Hals trocknete weiter aus. Sie zitterte Furcht. Die Knie bebten, das Herz schlug noch stärker, als sie das leise Lachen vernahm.
»Hast du schon auf mich gewartet, Nadine?«
Bevor sie antwortete, wartete sie den Luftzug ab, der durch die offene Tür gegen sie wehte. »Nein, nicht…«
»Auf Morgana?«
»Ich
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