0652 - Der Bogie-Mann
Dermott sehr schnell, als das Monstrum mit beiden Pranken zuschlug, die in Sekundenschnelle aus seinem schwarzen Körper gewachsen waren.
Vergleichbar mit Teleskopstangen. Nur hatten diese keine Krallen. Sie erwischten Dermott an Kopf und Körper.
Am Kopf rissen sie ihm die Haut auf, weiter unten die Kleidung. Sie hinterließen schmale Wunden in seiner Haut.
Dermott spürte sein Blut. Er wollte sich herumwerfen, aber das Monstrum war schneller.
Diesmal hackten die Krallen in Dermotts Rücken und hielten ihn eisern fest.
Ich bin zu alt!, schoss es ihm durch den Kopf. Verdammt noch mal, ich bin zu alt!
Diese Erkenntnis kam spät und er konnte nichts mehr machen. Wehrlos musste er mit ansehen, wie der Bogie-Mann ihn hochzerrte und dann gegen die Bank schleuderte, die unter dem Aufprall des Mannes zerbrach.
Dermott hatte das Gefühl, zahlreiche Knochen wären in seinem Körper zerbrochen. Er spürte die Wellen der Schmerzen wie Lohen, die letztendlich in seinem Kopf explodierten.
Der Bogie-Mann ließ sich Zeit. Die Stange steckte noch in ihm fest. Mit beiden Krallen fasste er sie vorn am Schaft und zerrte sie mit einem gewaltigen Ruck hervor.
Das bekam Dermott nur halb mit, weil er zu sehr von den Schmerzen durchgeschüttelt wurde. Kurz danach fiel der Schatten des Monsters über ihn, als der Bogie-Mann neben ihm stand.
Und wieder griffen die Pranken zu.
Mit einer lässig anmutenden Leichtigkeit hievten sie den Monsterjäger in die Höhe. Der BogieMann stieß sie nach vorn. Wie ein kleines Kind trug er Dermott auf seinen Armen, dem nächsten Ziel entgegen, das nur wenige Schritte entfernt war.
Die beiden steinernen Mühlräder.
Dermott merkte es viel zu spät. Zudem hörte er es, denn der Bogie-Mann war mit einem seiner Füße auf den Hebel getreten, der die Mechanik in Bewegung setzte.
Das Mahlwerk fing an zu arbeiten.
Rumoren, Knirschen, dazu die kratzenden Geräusche, als würden Knochen zwischen den Steinen zermalmt.
Dermott war nicht fähig zu schreien. Diese furchtbaren Geräusche hatten ihn gelähmt.
Der Bogie-Mann brauchte nur einen Schritt zu gehen, um genau dorthin zu gelangen, wo er hinwollte.
Er drehte Dermott herum.
Trotz der schlechten Lichtverhältnisse erkannte dieser, wie sich die beiden Räder drehten. Die schrecklichen Geräusche brannten sich in sein Gehirn ein.
Wieder hörte er das Knacken und dachte daran, dass es bald auch mit ihm geschehen würde.
Dann warf der Mann ihn zwischen die Mahlsteine, unter denen sich ein Trichter befand.
Der deutsche Dichter Wilhelm Busch hatte sich über diesen Schrecken lustig gemacht. Noch heute freuten sich Kinder darüber, was mit den bösen Buben Max und Moritz geschah.
Dermott aber empfand nichts mehr, außer einer furchtbaren Todesangst, um die sich der BogieMann nicht kümmerte. Als er durch das Loch im Boden verschwand, taten die Steine bereits ihre Arbeit…
***
Wer mich kennt, der weiß auch von meinen Gefühlen, die mich hin und wieder überfielen und die ich gern als Vorahnungen be- und umschrieb. So erging es mir hier auch.
Ich war auf dem Weg zur Mühle, spürte, nein, wusste, dass etwas geschehen war.
Dann hörte ich die Geräusche.
Sie erzeugten bei mir eine Gänsehaut. Es waren die Steine, die übereinander kratzten und mir das Grauen akustisch entgegenschickten. Hinter mir schrie Tippy.
»Sinclair, du schaffst es nicht! Es ist zu spät! Glaube mir! Geh nicht hinein!«
Ich hörte nicht auf sie und beschleunigte meine Schritte. Obwohl ich es noch nicht genau gesehen hatte, wusste ich, dass etwas Fürchterliches passiert sein musste.
Ich hatte die Beretta ebenso gezogen wie meine Taschenlampe. Der Strahl tanzte, als ich das Haus betrat und durch die leeren Räume bis zur Mühle rannte.
Dort sah ich es!
Es war einfach furchtbar. Ich sah das Loch im Boden und ich sah Dermotts Brechstange wie ein Erinnerungsstück an seine Person auf dem Boden liegen.
Vor mir drehten sich die Steine. Sie sahen aus, als hätten sie mit jeder Bewegung große Mühe. Es ging alles sehr langsam. Ich kam mir vor wie mein eigenes Denkmal, als ich näher an sie herantrat, die nassen Flecken sah und auch die Fetzen einer dunklen Kleidung, die einmal Dermott getragen hatte.
Mir war klar, was der Bogie-Mann mit ihm gemacht hatte. Und ich war nicht dabei gewesen. Ich hätte ihn vielleicht retten können. Um Tippy hatte ich mir keine Sorgen zu machen brauchen, Dermott war wichtiger gewesen. Ohne in den Spiegel zu schauen, wusste ich selbst, wie bleich
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