0652 - Duell zwischen den Sternen
„Wir haben sämtliche Rechner der Erde und Nathan auf dem Mond für unsere Zwecke eingeschaltet. Die SolAb konzentriert sich praktisch nur noch auf die HI. Auch die USO versucht, zu einem schnellen Erfolg zu kommen. Dabei lassen wir jedoch ab sofort sogenannte große Fakten außer acht. Wir nehmen nur noch die kleinen Fakten unter die Lupe."
„Sind darunter die alltäglichen Querelen zu verstehen, mit denen wir uns normalerweise gar nicht befassen?" fragte Ribald Corello.
„Genau", erwiderte Bully. „Die Hetos-Inspektoren sind mit Sicherheit gehalten, unauffällig zu arbeiten. Dennoch lassen sich Fehler dabei nicht vermeiden - und diese werden uns auf ihre Spur bringen."
*
25. Januar 3459 - Kiamba/Terra. Bericht: P. Bonhero Meiner Familie hatte ich nicht gesagt, welch schicksalhafte Bedeutung dieser Tag haben konnte, denn noch immer glaubte ich, Martola würde vernünftig werden und einlenken.
Beim Frühstück auf der Dachterrasse wurde Tyna unruhig.
„Was machen denn die großen Roboter im Park?" fragte sie mich zwischen zwei Bissen.
Ich tat, als sei alles in Ordnung, doch sie ließ sich nicht beruhigen. Sie sprang auf und eilte an den Rand des Daches, von wo aus sie unser Grundstück gut übersehen konnte.
„Auch am Strand sind Wachen", rief sie. „Männer und Roboter.
Pilon - was ist los?"
Ich seufzte. Jetzt mußte ich es ihr wohl sagen.
Als ich zu ihr kam, zeigte sie bleich auf einen der mächtigen Räumbagger, dessen Desintegratorprojektoren düster glommen.
Die Maschinen rückten von Norden her an. Mit knappen Worten erklärte ich meiner Frau, was in der Vorstandssitzung vorgefallen war.
„Die Alte Dame blufft", sagte ich beruhigend. „Sie kann sich einen derartigen Vorfall nicht leisten."
Einer unserer Diener kam und meldete Raven Hornisch, den Detektiv, an. Ich ließ ihn zu uns führen. Er begrüßte uns höflich und sehr ruhig. Die Bedrohung schien er gar nicht zu bemerken.
„Ich habe erfahren können, daß nichts passieren wird", sagte er, als wir uns gesetzt hatten. „Die Alte Dame will Sie nur in die Enge treiben. Sie will Sie einschüchtern und provozieren. Wenn Sie schießen lassen, hätte sie Ihnen einen schweren Schlag versetzt."
„So etwas Ähnliches habe ich mir gedacht." Ich blickte ihn prüfend an. Seine Ruhe und Ausgeglichenheit gefielen mir.
„Sind Sie sicher, daß die Information richtig ist?"
„Sie stammt aus der Vorstandsetage."
Das besagte alles.
„Sie haben gut gearbeitet", lobte ich ihn. „Bitte, sorgen Sie dafür, daß da unten keine Schüsse fallen. Ich werde mit meinem Syndikus sprechen und veranlassen, daß er Strafanzeige gegen die Alte Dame erstattet."
Seine Augen verdunkelten sich. Er schüttelte den Kopf.
„Das würde ich nicht tun, Mr. Bonhero."
„So?" Irritiert und erstaunt zugleich blickte ich ihn an. „Kennen Sie die Zusammenhänge?"
„Sehr gut." Wieder sah ich dieses feine Lächeln. „Ich habe als Volkswirt promoviert. Das ist einer der Gründe, weshalb ich Ihnen empfohlen wurde."
Er erhob sich, verneigte sich vor Tyna und ging. Ich blickte ihm nach. Seine große, schlanke Gestalt überragte die Zierbüsche.
Er bewegte sich, ohne den Oberkörper dabei zu drehen. Nur seine Arme pendelten ganz leicht. Er wirkte ungeheuer kühl und sehr überzeugend. Hornisch war ein Mann, der ganz genau wußte, was er sagte und was er tat. Dennoch war ich mit seiner letzten Empfehlung nicht einverstanden. Vielleicht waren die wirtschaftlichen Strukturen und Zusammenhänge wirklich voll transparent für ihn, aber dennoch glaubte ich, besser zu wissen, was zu tun war.
Ich ließ mir einen Visiphonwürfel bringen und mich mit Reinsch verbinden, der sich in Terrania-City aufhielt. Er meldete sich so schnell, als habe er nur auf meinen Anruf gewartet. Ich schilderte ihm die Situation.
„Erstatten Sie Strafanzeige nach dem Vorsorgegesetz", befahl ich. „Wir wollen doch einmal sehen, wer der Stärkere ist. Martola soll sich verrechnet haben."
Er hatte keine Einwände.
Zwei Stunden später rief er zurück und teilt mir mit, daß alle Formalitäten erledigt waren.
Nun hieß es abwarten.
Die Alte Dame mußte den nächsten Zug ausführen.
4.
26. Januar 3459 - Kiamba/Terra. Bericht: P. Bonhero Nichts geschah.
Die Abbruchmaschinen rückten wieder ab. Martola schwieg sich aus, und ich erledigte meine Arbeiten von meinem Haus aus.
Tyna bat mich, sie nicht allein zu lassen. Sie fürchtete, in meiner Abwesenheit könnten die
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