0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden
Knacken unter ihrem Fuß hörte.
Es gab nur eine Erklärung. Sie war auf eine oder zwei Schallplatten getreten.
Auch Teddy hatte das Geräusch vernommen. Er rührte sich nicht mehr, wollte es kaum glauben und hatte das Gefühl, sein Gehirn wäre angesägt worden.
Das durfte nicht wahr sein - das musste ein Traum sein!
Es war kein Traum, denn Kates Stimme riss den jungen Mann wieder zurück in die Realität. »Bitte, Ted, es - es tut mir Leid. Wirklich, ich konnte nichts dazu.«
»Wozu?«
»Dass eine der Singles…«
Er starrte sie an. Aus seinen Augen sprühte ihr Hass entgegen, der sie erschreckte. Wie am Rande stellte sie fest, dass er ihr den Weg zur Tür verbaute.
»Es ist nicht nur eine der Singles, Kate. Da irrst du dich. Jede Single ist unbezahlbar. Es sind alte Schellack-Platten, weißt du, was das bedeutet?«
»Nein, ja…«
»Du weißt gar nichts. Sie stammen aus den Anfängen der Fünfziger und aus den Vierzigern. So etwas ist unbezahlbar. Ich - ich habe lange gesucht, ich…«
Kate wusste nicht, wie sie sich verteidigen sollte. Sie rang die Hände. »Es sind ja nicht alle, Ted. Nur eine oder höchstens zwei Platten gingen zu Bruch.«
»Ich weiß, Kate, aber auch die reichen aus. Nichts darf von ihnen zerstört werden, hörst du?«
»Okay, okay, ich helfe dir.«
»Wobei?«
»Sie aufzusammeln.«
»Nein!«, fuhr er sie an, sodass sie zusammenzuckte. »Rühr sie nicht an! Rühr sie nicht an!«
Kate wusste nicht, was sie dazu sagen wollte. Sie war zum Glück stehen geblieben. Ging sie einen winzigen Schritt nach hinten, würden noch weitere Schallplatten zerbrechen und dieses Risiko wollte sie auf keinen Fall eingehen.
So schwer es ihr auch fiel, sie ging nach vorn und damit auf Teddy Arden zu. Kate war das glatte Gegenteil des jungen Mannes. In ihren hellen Jeans und dem bunten Blusenhemd sah sie direkt brav gegen den Schwarzen aus. Sie war nur gekommen, um ihn wegen eines Klassentreffens zu sprechen, mehr nicht. Nie hätte sie geahnt, was sich daraus entwickeln würde. Wie Feinde standen sie sich gegenüber.
Und der Hass blieb. Er war wie eine Wand aus Eis, die sich ihr entgegen drückte.
»Stell dich neben die Kommode«, flüsterte er.
»Warum?«
»Mach schon.« Er umklammerte hart ihre Schulter und schob sie herum.
Kate verzog das Gesicht. Es war besser, wenn sie ihm gehorchte, sonst drehte er noch ganz durch.
Neben der schwarz lackierten Kommode blieb sie stehen und starrte auf die gegenüberliegende Wand, an der ein Poster hing, das einen bleichen Totenschädel zeigte.
Unter ihm stand das Bett. Ebenfalls mit einer schwarzen Decke bezogen.
»Und jetzt?«, flüsterte sie. »Was soll ich jetzt machen? Oder was willst du tun?«
»Das kann ich dir sagen«, flüsterte er, »das kann ich dir sehr genau sagen.« Er bewegte seine Nasenlöcher, als er tief Luft holte. »Du hast mir etwas angetan, das nicht ungesühnt bleiben darf. Hast du mich verstanden, Kate?«
»Ja, ich habe dich verstanden.« Sie gab die Antwort und ihre Gedanken bewegten sich dabei in eine ganz andere Richtung. Trotz stieg in ihr hoch. Okay, sie hatte mit dem Zertreten der beiden Schallplatten einen Fehler begangen. Das war noch lange kein Grund, sich so behandeln zu lassen, zudem hatte es ihr ja Leid getan.
»Hör mal zu, Teddy, ich…«
»Sag nichts!«, fuhr er sie an und hob seinen rechten Zeigefinger, über den ein Totenkopfring gestreift war.
»Bitte, Teddy!«
»Sei ruhig!« Er schüttelte sich wie unter einem Stromstoß. Dann ging er zur Seite.
Kate beobachtete ihn genau. Sie war gespannt darauf, was er vorhatte, doch erkennen konnte sie nichts. Er setzte sich auf das Bett, nachdem er vorsichtig über seine auf dem Boden liegende Plattensammlung gestiegen war.
Kate stand, er saß.
Sie schauten sich an. Kate konnte ihren Blick nicht von seinem Gesicht nehmen und sah, wie es in den Zügen anfing zu arbeiten. Zuerst verzogen sich die Lippen zu einem dünnen, aber wenig freundlichen Lächeln. Es wirkte kalt wie Gletschereis. Der Blick war kalt, bösartig. Sie spürte noch immer den Hass.
Dann drehte er den Kopf.
Auch Kate schaute in die Richtung und stellte fest, dass er sich auf die Schallplatten konzentrierte.
Er hatte den Kopf so gedreht, dass er sich nur auf sie konzentrieren konnte.
Jetzt hätte Kate aufspringen und weglaufen können, der Weg zur Tür war frei. Seltsamerweise tat sie das nicht. Wie angewurzelt blieb sie stehen und konzentrierte sich ebenfalls nur auf Teddy.
Bei dem tat sich
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