0653 - Der Terraner und der Rebell
die Atemzüge der beiden Männer, das ferne Rauschen der Wasserfälle und die ungleichmäßig fallenden Tropfen. Der Haluter fragte teilnahmsvoll: „Bist du verletzt, mein Kleines?"
Rhodan hustete sich die Kehle frei, bückte sich und wusch sich flüchtig das Gesicht.
„Nein. Aber du hättest mich wenigstens warnen können. Die unmittelbare Gefahr scheint vorbei zu sein. Die Druckwelle und die Schallwellen der Explosionen haben vermutlich alle lockeren Gesteinsbrocken herunterbrechen lassen."
Icho Tolot gab zu: „Das war meine Absicht. Wir sollten es uns jetzt etwas leichter machen."
„Einverstanden. Schalten wir die Geräte ein."
Sie aktivierten die Schwerkraftabsorber, schalteten die Flugaggregate ein und schwebten langsam zwischen den farbigen und schillernden Formen des heruntergetropften, kalkhaltigen Wassers nach oben. Im Spiel von Scheinwerferstrahlen und Schatten verwandelten sich diese willkürlichen Schichtungen und Anhäufungen in Gesichter und die Formen seltsamer Fabeltiere. Dann waren Tolot und Rhodan über dem Niveau der höchsten Stalagmiten, verstärkten die Leistung der Flugaggregate und flogen langsam auf das entgegengesetzte Ende der riesigen Höhle zu. Sie schien länger als tausend Meter zu sein und wirkte wie eine gewundene Schlucht. Immer wieder mußten sie vor Felswänden, die naß und speckig schimmerten, nach links oder rechts aus-weichen.
Niemand schien hier auf sie zu warten oder sie zu belauern.
Rhodan brach endlich das konzentrierte Schweigen und sagte halblaut: „Ich glaube nicht, daß wir hier, in diesem ersten Abschnitt der Höhlenschlucht, angegriffen werden."
„Das Terrain ist auch für die Verteidiger zu schwierig.
Außerdem können sich hier Tausende verbergen. Und bis alle Widerstandskräfte dieses Planeten hier konzentriert sind, vergeht seine Zeit."
„Dann hoffe ich bereits an der Oberfläche zu sein!" sagte Rhodan und zog die Beine an den Körper, um nicht einen riesigen Felsblock zu rammen, der im labilen Gleichgewicht auf einer Klippe schwebte.
„Wir und die anderen Gruppen. Keine Informationen inzwischen?"
„Nichts!" sagte Rhodan. Er hatte bisher sein Funkgerät, genau wie der Haluter auch, eingeschaltet gehabt.
Der Haluter versuchte ihn aufzuheitern oder zu trösten. Er sagte laut: „In zwei Stunden ist alles vorbei. Dann können wir uns frei bewegen. Haben wir eigentlich Tag oder Nacht?"
Rhodan blickte auf die Uhr und erwiderte: „Es ist seit zwei Stunden dunkel. Die nächsten Stunden der Flucht werden sich nicht von den zurückliegenden unterscheiden."
Sie folgten der nächsten Krümmung der Schlucht. Wieder drehten sich die Lichtbalken nach allen Richtungen. Hundert Meter unter den fliegenden Männern sah man jetzt den ersten See, ein rundes, schwarzes Wasserloch mit einer völlig regungslosen Oberfläche.
Als Icho Tolot seine Lampen geradeaus richtete, erkannte er den breiten Schleier des Wasserfalls. Gleichzeitig schlug verstärkt das Rauschen und Zischen der stürzenden Wassermassen an die Ohren der Freunde.
Der Wasserfall versperrte ihnen den Weg...
7.
Die Festung der Laren sah sogar so aus wie ein Festungsbauwerk; sie bestand aus riesigen, metallumhüllten Blöcken, die zusätzlich durch Teilschirme geschützt waren. In der Mitte der annähernd zylinderförmig angeordneten Bauwerke stach der Zapfstrahl senkrecht in die Höhe und verlor sich irgendwo an der Grenze zwischen Atmosphäre und Weltraum.
Dort endete er im Hyperraum. Die Festung war ein Knotenpunkt, von dem aus die Laren, die Vertreter des Konzils, über den Planeten Hoptrec-Haich herrschten.
Natürlich war dieses Sperrfort vollenergetisch und, was die Besatzung betraf, völlig autark. Von diesem Zentrum aus, das in direkter Kommunikation mit allen anderen Forts dieses galaktischen Sektors stand, herrschten die Laren. Sie waren schnell und rücksichtslos - aber auf diesem Planeten hatten sie nicht viel zu kämpfen brauchen. Die Bewohner schienen zufrieden zu sein und verstießen selten oder gar nicht gegen die Maximen des Konzils und die Ausführungsbestimmungen.
Ein eigener Raumhafen war vorhanden.
Ein Gelände, das nach allen Seiten einsehbar war, umgab das Fort.
Zahllose Einrichtungen sorgten dafür, daß ein Überraschungsangriff so gut wie unmöglich war.
Die Besatzung des Forts bestand aus ausgesucht treuen Laren, die sich auf diesen Posten bewähren mußten. Bisher hatte gerade der Einflußbereich dieses Forts, hauptsächlich unter der Leitung von
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