0656 - Der Blutpriester
stirnrunzelnd.
Der Bildschirm wurde grau; von Ted war nur die Stimme zu hören. »Seid ihr endlich wach, ihr Nachteulen? Wo bleibt ihr? Es ist was passiert…«
»Verdammt, laß uns wenigstens noch zu Ende frühstücken«, verlangte Zamorra in Richtung des Fernmikrofons. »Wir kommen ja gleich.«
»Wenn’s nicht zu lange dauert! Und bring dein Amulett mit!« verlangte Ted.
Soviel Ungeduld hatten sie bei ihm noch nie erlebt…
***
Inspektor Caruso war stinksauer. Ewigk hatte ihn glatt hereingelegt. Aber diese Waffe, über die er verfügte, faszinierte Carúso. So etwas brauchte die Polizei! Und dieser Privatmann verfügte darüber! Die normalen Elektroschocker, die mit waffenscheinfreien Stromstößen von etwa 10 000 Volt arbeiteten, aber direkt am Körper angesetzt werden mußten, waren dagegen lächerlicher Schrott. Diese Schockpistole erlaubte eine Sicherheitsdistanz.
Caruso hatte es ja am eigenen Leib erlebt.
Noch mehr als das verdroß ihn allerdings das so ablehnende Verhalten des Reporters, der es sich erlauben konnte, im Luxus zu leben, während ein kleiner Kriminalinspektor gerade mal die Butter fürs Brot verdiente.
Warum wollte Ewigk nicht erzählen, was vor seiner Villa passiert war?
Dich kaufe ich mir noch, Freundchen, dachte Caruso grimmig.
Da tat man dem Burschen etwas Gutes, indem man ihn in eine Klinik brachte und umsorgen ließ, und der hatte dafür nicht mal ein Dankeswort übrig!
Inzwischen wußte Caruso, daß die ärztliche Behandlung tatsächlich nicht nötig gewesen wäre. Aber das hatte vorher niemand wissen können. Auch der zuständige Arzt nicht, mit dem es nun auch noch mal gewaltigen Ärger gegeben hatte.
Ewigk hatte das Krankenhaus verlassen und war untergetaucht?
Der saß doch längst wieder in seiner Villa und lachte sich schlapp. Immer mehr fragte sich Caruso, welche Rolle dieser blonde Mann wirklich spielte, der sich so bereitwillig angeboten hatte, die Sekte zu unterwandern, um an den Drahtzieher heranzukommen.
Nur den jüngsten Mord hatte er nicht verhindert.
Die Tote war inzwischen tatsächlich gefunden worden. Sie wies die typischen Verletzungen auf und befand sich jetzt in der Pathologie. Caruso hatte dem Gerichtsmediziner Dampf gemacht, um so schnell wie möglich den Todeszeitpunkt zu erfahren.
Hoffentlich stimmte wenigstens diese Angabe des Reporters, daß das Mädchen bereits tot gewesen war, als das Ritual begonnen hatte!
Caruso klemmte sich hinter das Lenkrad seines Dienst-Lancia. Daß er zu Ewigks Villa fuhr, hatte er niemandem erzählt. Er arbeitete immer gern ohne Partner. Wenn er Unterstützung brauchte, konnte er sie immer noch anfordern.
Er brauchte über eine halbe Stunde, um durch den dichten Vormittagsverkehr zu kommen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre er schneller vorangekommen und ärgerte sich, daß er den Wagen genommen hatte. Gut, er konnte das Blaulicht aufs Dach setzen, aber übertreiben wollte er die Sache auch wieder nicht. Er hatte ohnehin schon genug Ärger, der noch größer wurde, wenn die Aktion gegen die Sekte fehlschlug und der Staatsanwalt erst hinterher erfuhr, über was alles Caruso ihn nicht rechtzeitig informiert hatte…
Über seinen Undercover-Mann hatte er immer noch nicht mit dem Staatsanwalt geredet!
Das Absperrband vor Ewigks Privatzufahrt hing noch. Dahinter stand noch der Rolls-Royce. Sollte Ewigk alias Eternale doch noch nicht hier gewesen sein? Caruso fuhr einfach an dem Rolls vorbei; das Sperrband wurde beiseite gefetzt. Kaum tauchte die Villa vor dem Inspektor auf, sah er im Rückspiegel einen anderen Wagen, der ihm folgte. Auch ein Lancia, aber eine Nummer größer als sein Dienstwagen und schwarzlackiert.
Caruso ahnte Unheil.
Er stoppte seinen Wagen vor dem Haus. Als er ausstieg, hielt auch die andere Limousine. Ein Mann im dunklen Anzug verließ den Beifahrersitz und musterte Caruso eindringlich.
»Wer sind Sie?« fragte der Inspektor. »Was wollen Sie hier?«
»Sind Sie Signor Ewigk?« fragte der Dunkle, ein untersetzter Mann mit leicht ergrautem Haar.
»Nein.« Im gleichen Moment registrierte Caruso an kleinen Details, daß er ein Regierungsfahrzeug vor sich hatte. Er erinnerte sich, daß Ewigk mit dem Innenminister hatte sprechen wollen!
Vorsichtshalber zückte er seinen Dienstausweis, den der andere studierte.
»Dann warten Sie bitte, bis ich mit Signor Ewigk gesprochen habe«, ordnete der Dunkle gelassen an.
»Und aus welchem Grund? Wer sind Sie überhaupt?«
Jetzt bekam Caruso einen
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