0656 - Der Blutpriester
Dienstausweis zu sehen. Er war nicht sicher, ob der Dunkle tatsächlich einem Polizeiinspektor gegenüber weisungsbefugt war, aber er gab vorsichtshalber nach. Er notierte sich den Namen, die Ausweisnummer und auch das Kennzeichen des großen Lancia. Dessen Fahrer beäugte ihn dabei sehr mißtrauisch.
Der Beifahrer klingelte derweil an der Haustür. Nach einer Weile wurde ihm geöffnet. Caruso sah Ted Ewigk in der Haustür. Der Reporter entdeckte natürlich auch Caruso. Er ließ den Besucher nicht ins Haus, fertigte ihn an der Tür ab. Der Besucher übergab ihm etwas, verlangte dafür eine Empfangsquittung. Worüber geredet wurde, konnte Caruso von seinem Standort nicht mithören. Als er versuchte, ein paar Schritte näher heranzukommen, stieg der Fahrer aus und trat ihm rasch in den Weg.
»Sie führen sich auf wie die Mafia«, sagte Caruso verärgert. »Ich werde über Sie Beschwerde einreichen.«
»Kein Problem«, erwiderte der Fahrer kalt. »Vorerst haben Sie abzuwarten.«
Caruso nickte, kehrte zu seinem Wagen zurück und rief über Polizeifunk die carabinieri an. Er forderte, per Amtshilfe das Regierungsfahrzeug möglichst noch auf der Viale del Forte Antenne zu stoppen und den Auftrag seiner Insassen zu überprüfen, weil er Amtsmißbrauch in Eigeninteresse vermutete. Dann benutzte er sein Handy und ließ sich mit dem Staatsanwalt verbinden. Er verlangte eine offizielle Beschwerde über das rüpelhafte Vorgehen des Beamten und seines Fahrers beim zuständigen Ministerium. »Außerdem könnte es nicht schaden, Behinderung einer Polizeiaktion mit in den Beschwerdekatalog aufzunehmen.«
»Was für eine Aktion führen Sie denn durch?«
»Zeugenbefragung. Und ich hege die Befürchtung, daß praktisch vor meinen Augen Zeugeneinschüchterung betrieben wird, während es mir verwehrt wird, das zu verhindern.«
Der Staatsanwalt lachte leise. »Rüpelhaftes Vorgehen, Caruso, ist das nicht eher Ihre normale Vorgehensweise? Aber ich gehe der Angelegenheit nach. In welcher Sache ermitteln Sie denn gerade?«
»Sekte Feuer des Heiligen Blutes. Ich wollte in diesem Zusammenhang einen gewissen Ted Ewigk befragen, Adresse…« Er nannte sie. »Und da stehe ich jetzt noch wie bestellt und nicht abgeholt.«
»Ich kümmere mich darum. Noch etwas, Caruso?«
»Momentan nicht.«
Der Beamte kam von der Haustür zurück und nickte Caruso knapp zu, der gerade sein Handy wieder einsteckte. Caruso dachte an die uniformierten Kollegen, die sich gleich erst mal um das Auto und seine Insassen kümmern würden. Das brachte zwar effektiv nichts ein, war aber garantiert eine Schikane, über die sich dieser arrogante Regierungsknabe ärgern würde. Mehr wollte Caruso nicht.
Als der Wagen davonfuhr, klingelte er selbst bei Ted Ewigk an. Der hatte natürlich nicht daran gedacht, Caruso herbeizuwinken, als sich sein vordrängelnder Besucher verabschiedet hatte, sondern die Tür einfach wieder geschlossen.
Und jetzt machte er sie nicht wieder auf!
»Ja, wo sind wir denn hier?« knurrte er wütend. Er kam sich vor wie das Krokodil, dem das Kasperle gerade eins über die Nase gezogen hatte. Einmal umrundete er das Haus, aber sämtliche Türen und Fenster waren geschlossen.
Sein Handy meldete sich.
Die Gerichtsmedizin. »Sie wollten unbedingt dringend vorab informiert werden. Die Messerverletzungen waren, obwohl absolut tödlich, nicht die Todesursache, sondern wurden dem Opfer post mortem beigebracht. Der Tod trat ein durch Herzstillstand, vermutlich nach Schockeinwirkung.«
»Danke«, knurrte Caruso. Ewigk hatte ihn also nicht belogen.
Das Handy klingelte schon wieder. Der Staatsanwalt meldete sich. »Mein lieber Inspektor Caruso«, säuselte er. »Einen Signor Ted Ewigk wollten Sie befragen? Ich empfehle Ihnen als Ihr alter Freund, die Finger davon zu lassen, wenn Sie sie sich nicht verbrennen wollen. Dieser Ewigk genießt diplomatische Immunität. Übrigens erfahre ich gerade, daß Sie einen Beamten des Innenministeriums durch die carabinieri haben anhalten und kontrollieren lassen. Hoffentlich fällt Ihnen eine sehr gute Begründung dafür ein…«
Kommentarlos unterbrach Caruso die Verbindung mit seinem alten Freund , als welcher der Staatsanwalt sich noch nie gezeigt hatte.
Irgendwie war das heute absolut nicht sein Tag…
***
Ted Ewigk hatte seine Besucher ins Büro im Obergeschoß gebeten und wunderte sich nicht darüber, daß sie zu dritt kamen. Allerdings stutzte er wegen Evas verjüngtem Aussehen. »Nett, dich
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