0656 - Labyrinth der 1000 Tode
der anderen Seite auch die Magie, die Kräfte, die nicht mit dem normalen Menschenverstand erfasst werden können. Beide habe ich zusammengebracht. Der Templer lenkt die magischen Kräfte, und ich kümmere mich um die anderen. Wir ergänzen uns ausgezeichnet. Meine Umgebung ist eine andere geworden und trotzdem die Gleiche geblieben. Können Sie das nachvollziehen?«
»Leider nein.«
Morcote nickte. »Das habe ich mir gedacht. Deshalb werden Sie beides kennen lernen, bevor Sie…«
»Bevor ich was?«
»Sie sterben, Inspektor.«
»Und das geht so einfach?« fragte Suko. »Meinen Sie, dass ich nicht auch etwas dazu sagen könnte?«
»Es hat keinen Sinn.«
Suko zog die Pistole. Er wusste nicht, ob in der Dunkelheit hinter ihm der eine oder andere Helfer des Zwergs lauerte, aber er ging das Risiko ein, und nichts geschah.
Suko richtete die Waffenmündung auf die Gestalt, die den Unterkiefer bewegte und dabei lachte.
Suko wartete, bis das Lachen verstummt war. »Ich habe das Gefühl, Sie freuen sich über Ihre Niederlage.«
»Was sagen Sie? Niederlage? Nein, das ist keine Niederlage, wenn Sie mit gezogener Waffe vor mir stehen. Bei mir zählen ausschließlich Siege. Es gibt nur Siege.«
»Oder eine Kugel!« erklärte Suko.
Morcotes dunkle Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Glauben Sie eigentlich, dass eine Person wie ich Angst vor einer Kugel hat? Nein, Inspektor, so blauäugig können Sie nicht sein. Bitte, Sie können schießen, wenn Sie wollen. Ich wäre der Letzte, der Sie daran hindert.«
»Tatsächlich?«
»Aber sicher.«
Suko wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Die Sicherheit, mit der Morcote sprach, überraschte ihn schon. So konnte nur jemand reden, der noch weitere Trümpfe im Ärmel hatte.
Nando freute sich. »Jetzt wissen Sie nicht, was Sie tun sollen, nicht wahr?«
»Sie haben mich schon überrascht.« Suko ging zwei Schritte auf den Schreibtisch zu. Der Kopf des Mannes bot das größte Ziel und er richtete die Mündung direkt auf die Stirn.
»Das habe ich so an mir. Wie gesagt, ich würde Ihnen sogar raten, zu schießen. Tun Sie sich diesen Gefallen.« Ein breites Lachen schwang Suko nach diesen Worten entgegen.
Der Inspektor fühlte sich auf den Arm genommen. Ein Bluff, den Morcote ihm präsentierte, und er schüttelte den Kopf. »Sie reden Unsinn, Mann. Los, kommen Sie aus Ihrem Sessel hoch! Stehen Sie auf und folgen Sie mir.«
»Wohin?«
»Das werden Sie schon sehen. Und glauben Sie nicht, dass ich vor Ihren Leibwächtern Furcht hätte.«
»So sehen Sie auch nicht aus.«
»Eben.«
»Sie wollen also nicht schießen, Inspektor?«, erkundigte sich der Mann mit lauernder Stimme.
»Treiben Sie es nicht auf die Spitze, Mann!«
»Warum krümmen Sie nicht endlich den Finger? Trauen Sie sich etwa nicht?«
»Hoch mit Ihnen!« befahl Suko.
Nando Morcote lachte. »Haben Sie moralische Bedenken, Inspektor? Wenn ja, dann müssen wir es anders machen.« Ein breites Grinsen verzog den Mund des Mannes.
»Wie anders?«
»Bleiben Sie da stehen und geben Sie genau Acht.« Er hatte gesprochen und gleichzeitig die Arme bewegt. Halb erhoben, angewinkelt, dann presste er seine Hände von zwei Seiten gegen den Kopf.
»Was soll das?«
»Achtung, Inspektor!«
Ein Ruck durchlief die Arme des Mannes. Und dann geschah es, wobei Suko nur staunen konnte.
Nando Morcote riss mit einem gewaltigen Ruck seinen Kopf vom Körper, und aus der Halsöffnung sprühte ein Regen aus blitzenden Funken und Strahlen hervor…
***
Neben mir stand Joanna Lancaster, zitterte, schrie aber nicht, denn das Entsetzen hatte ihr die Kehle zugeschnürt.
»Das war er«, flüsterte ich. »Das war der Mann, der mich im Park überfallen hat.«
Joanna stand wie eingefroren und nickte nur. Sie war sehr blass geworden, trotzdem glaubte ich nicht daran, dass sie umkippen würde, und ging auf das Bett zu.
Nein, der Mann lebte nicht mehr. Es war keine Täuschung gewesen. Jemand hatte ihn tatsächlich auf diese grausame Art und Weise umgebracht. Ich hasste den Mörder, ich war zornig, aber mir wurde auch klar, wie wenig diesem Nando Morcote ein Menschenleben bedeutete. Wenn jemand versagte, wurde er radikal ausgeschaltet.
Als ich hochkam und mich umdrehte, stellte die junge Frau eine Frage. »Was sollen wir jetzt tun? Wir müssen doch die Polizei alarmieren, nicht wahr?«
»Im Prinzip schon…«
»Aber Sie wollen nicht so recht.«
»Genau.«
»Was ist der Grund?«
»Zwei Dinge. Erstens die Polizei selbst und zweitens
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